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Lügen & Liebhaber

Lügen & Liebhaber

Titel: Lügen & Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fülscher
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besten gefiel es mir, das minütlichneu entstehende Chaos im Laden in den Griff zu bekommen.
    Immerhin waren meine Tage ausgefüllt. Ausgefüllt in dem Sinne, daß ich einer Beschäftigung nachging, die mich davon abhielt, mir zu viele Gedanken zu machen, mich zu besaufen, Schuhe zu klauen oder an einen meiner Verflossenen zu denken. Die Abende verbrachte ich, so oft es ging, in meiner Toni-Henrik-Fötus-Familie. Toni kochte, Henrik und ich spielten derweil Karten, und hinterher machten wir beide zum Ausgleich den Abwasch, während Toni sich schon auf dem Sofa ausstreckte. Es gab keinen Alkohol, nur Säfte, Süßigkeiten und Fernsehen, was für mich die reinste Entziehungskur war. In der Tat rührte ich keinen Tropfen mehr an, und es fiel mir nicht mal schwer.
    Ich hatte nur ein Problem damit, mir den Verlust aller drei Männer einzugestehen. So manches Mal war ich nahe dran, in einer meiner Pausen Oskar im Laden aufzusuchen, aber ich ließ es lieber bleiben. Vielleicht besann Oskar sich ja und kam von allein auf die Idee, daß ich trotz allem eine ganz hervorragende und begehrenswerte Frau war und daß er ohne mich nicht leben konnte.
    An Skip dachte ich weniger, doch je unerreichbarer Oskar und Karl für mich wurden, desto mehr war ich versucht, ihn wieder zu reaktivieren. Aber ich verzichtete besser darauf. Die Verbindung Skip – Karl bestand vermutlich noch, und da ich mit dem Gedanken spielte, Karl zumindest einen Entschuldigungsbrief zu schreiben, wäre es unklug gewesen, beide Männer gleichzeitig zu kontaktieren.
    Ich fragte Toni, wie sie die Idee mit dem Brief finde.
    »Im Prinzip okay Aber versprich dir nicht zuviel davon.«
    »Ich will die Sache nur sauber beenden.«
    »Das hättest du schon vor Wochen tun sollen.« Obwohl Toni seit ihrer Hormonumstellung um einiges milder gestimmt war, konnte sie das Moralisieren einfach nicht lassen.
    »Was würdest du Karl schreiben?«
    Toni sah mich an, als spräche ich eine Fremdsprache, die sie nicht mal in Ansätzen beherrschte.
    »Okay«, fuhr ich fort. »Ich will mich entschuldigen, Punkt eins. Findest du es vermessen, wenn ich um seine Freundschaft buhle?«
    »Vermessen ist genau das richtige Wort.« Toni hakte wie üblich ein Bein links, ein Bein rechts über die Lehnen ihres Samtsessels und befühlte ihren Bauch, der nur vom Essen und von sonst nichts rund war. »Manchmal bist du regelrecht scharfsinnig.«
    »Aber ich könnte es wenigstens versuchen! Was habe ich schon groß zu verlieren?«
    »O Mann!« Toni stöhnte auf und tippte sich immer wieder mit beiden Zeigefingern gegen die Schläfen. »Dir liegt doch gar nichts an dem armen Kerl! Es geht doch nur um deine beschissene Selbstgefälligkeit!«
    »Nur weil du endlich deinen Zellklumpen im Bauch hast, brauchst du noch lange nicht ausfallend zu werden!« fauchte ich Toni an.
    »Du bist doch das Letzte!« Toni war aus dem Sessel gesprungen und schnappte nach Luft. Dann hob sie beschwichtigend die Hände und sagte mehr zu sich: »Ganz ruhig. Ganz ruhig …«
    »Ich gehe dann besser mal. Bringt ja nichts mehr.«
    Toni nickte und brachte mich auf den Flur. Aber kaum hatte ich die Haustür geöffnet, hielt sie meine Hand fest.
    »Laß uns nicht streiten. Bitte!«
    »An mir soll’s nicht liegen«, sagte ich immer noch eine Spur eingeschnappt.
    »Okay tut mir leid. Ich leide zur Zeit wohl unter reichlich idiotischen Stimmungsschwankungen.«
    »Ja, ebenfalls … Tut mir auch leid.«
    Wir gaben uns Küßchen und beschlossen, uns übermorgen einen lustigen Abend auf der Premierenfeier von Die Liebe zu den drei Orangen zu machen. Lustig und ohne einen Tropfen Alkohol – warum eigentlich nicht?
    *
    Am Tag der Premiere setzte mir irgend jemand oder irgendwas den Floh ins Ohr, doch mal bei Oskar vorbeizuschauen. Wahrscheinlich war ich es selbst und wollte es mir bloß nicht eingestehen.
    Nur mal gucken, wie er so aussieht, sagte ich mir, und als ich auf dem Weg zu H & M war, machte ich einfach einen kleinen Umweg. Mir war nicht ganz wohl, als ich am Schaufenster vorbeispazierte, aber dann ging alles so schnell, daß ich Oskar gar nicht richtig wahrnahm. Verschnaufpause. Ich blieb einfach mitten auf dem Bürgersteig stehen und überlegte, ob ich den gleichen Weg zurück nehmen sollte, als ich unvermittelt eine Hand auf meiner Schulter hatte und mir ein vertrauter Aftershave-Geruch in die Nase stieg.
    Mit allem hätte ich gerechnet, bloß nicht mit Adriano. Mir blieb nicht mal Zeit, rot zu werden.
    »Tag, Sylvie. Schön,

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