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Lügen & Liebhaber

Lügen & Liebhaber

Titel: Lügen & Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fülscher
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Abwesenheit des Ehemannes etwas Unanständiges treiben.
    Nun war die Kollegin wieder dran.
    »O Liebling, du bist wundervoll!« rief sie mit einem mädchenhaften Kiekser in der Stimme, und dann war die Szene schon vorüber.
    Karl und die Rundliche schauten erwartungsvoll zu uns in den Regieraum, der Holzfällertyp drückte wieder auf seinen Knöpfen herum und sagte an, der Take müsse wiederholt werden, das »O Liebling« habe nicht ganz auf dem Labial gesessen.
    »Fred-wir-sind-ganz-allein-mein-Mann-kommt-erst-gegen-acht-nach-Hause-o-ja-ich-glaub-ich-wüßte-schon-wie-wir-uns-die-Zeit-vertreiben-könnten-o-Liebling-du-bist-wundervoll«, dröhnte es ein zweites Mal in meinen Ohren. Karl reckte sich wieder dem Monitor entgegen, wippte beim Sprechen vor und zurück und wedelte ungelenk mit seinen Armen. Als der Takezu Ende war, wollte der Regisseur tatsächlich eine weitere Wiederholung, also durfte Karl ein drittes Mal wippen und ich mir ein drittes Mal »Fred-wir-sind-ganz-allein-mein-Mann-kommt-erst-gegen-acht-nach-Hause-o-ja-ich-glaub-ich-wüßte-schon-wie-wir-uns-die-Zeit-vertreiben-könnten-o-Liebling-du-bist-wundervoll« anhören.
    Hart verdientes Geld, aber wenigstens hatte ich mir noch keine entblößten Teile unterhalb der Gürtellinie ansehen müssen.
    Der Regisseur war nun zufrieden und gönnte seinen Sprechern eine Pause von wenigen Sekunden, bevor es an den nächsten Take ging. 3, 2, 1, dann sah ich in der Tat hackte Teile unterhalb der Gürtellinie. Der Schnauzbarttyp beglückte seine Partnerin gerade von hinten, und ich nahm beruhigt zur Kenntnis, daß Zellulitis augenscheinlich auch im angelsächsischen Raum an der Tagesordnung war. Als ob Karl und seine Partnerin es schon hundertmal geprobt hätten, fielen sie in synchrones Stöhnen. Oh! und Ah! und Mhmm! und so weiter und so fort. Karl machte seine Sache ziemlich gut, wenn ich auch fand, daß sein körperlicher Einsatz, der sich aufs Wippen beschränkte, ein bißchen eindimensional war. Gut, er hatte keine Schauspielausbildung, und seine Kollegin ging bei der Szene ebenfalls nicht richtig mit. Sie stand wie festgenagelt an ihrem Platz, und ich fragte mich, wie sie es in dieser hölzernen Haltung und mit Blick auf die nackten Riesenteile überhaupt hinkriegte zu stöhnen.
    »O ja, Baby!« jubilierte sie jetzt, woraufhin Karl doch allen Ernstes sagte: »Es tut so gut, dich zu ficken.«
    Leider entfuhr mir in diesem Moment ein unkontrollierter Gluckser. Aber Karl in dieser Wipphaltung an der Seite seiner rundlichen Partnerin und dann mit diesem Text – das war einfach zuviel. Um nicht weiter durch ungehöriges Benehmen aufzufallen, verzog ich mich eine Weile auf den Flur und kaute Kaugummi. Es war schon bitter, das Berufsleben.
    Nach etwa fünfzehn Minuten gesellten sich Karl und seine Kollegin zu mir, aber bevor ich auch nur ein Wort mit dem Traumpaar wechseln konnte, schoß der Regisseur auf uns zu und raunzte uns an: »Wo, zum Teufel, ist Trixie?«
    »Keine Ahnung«, sagte Karl, und auch seine Partnerin, die er so gern fickte, hatte keine Ahnung.
    »Mar-tha!« brüllte der Regisseur jetzt über den Flur, woraufhin eine kleine, drahtige Person undefinierbaren Geschlechts angehuscht kam. »WO, ZUM TEUFEl, IST TRIXIE?«
    Besagte Martha zückte eine Art Minicomputer, hackte wild darauf herum und sagte dann: »Müßte längst da sein.«
    »SIE IST ABER NICHT DA! UND WIR BRAUCHEN SIE JETZT!«
    Daraufhin kramte Martha ein Handy aus ihrer Jacke im chinesischen Stil, sie wählte eine Nummer, wartete ellenlang und keifte dann schließlich ins Telefon: »Das gibt’s doch gar nicht! Bequem jetzt sofort deinen Arsch aus dem Bett und komm hierher!«
    Klick, hatte sie das Ding ausgestellt, und der Regisseur fauchte Martha an, in einer Stunde nütze ihm eine verpennte Trixie auch nichts mehr. Martha zeigte auf mich. »Wie wär’s mit ihr?« Der Chef starrte mich an, vielleicht dämmerte ihm, daß er mich schon mal irgendwo gesehen hatte, schon packte er mich am Arm und schob mich mit Karl und der biederen Kollegin in den Aufnahmeraum.
    »Herr Armknecht erklärt Ihnen alles«, sagte er.
    »Hör mal, Karl, das finde ich aber nicht …« Doch Karl fiel mir ins Wort und sagte, ich hätte nur einen winzig kleinen Satz zu sprechen, das würde ich schon schaffen.
    »Ich will aber nicht! Ich bin keine …«, da wurde ich ein zweites Mal unterbrochen.
    »Die Kleine kriegt 500 Mark«, ließ der Oberboß über Mikro verlauten, ich zögerte kurz, aber da ich eh pleite war,

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