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Lügen & Liebhaber

Lügen & Liebhaber

Titel: Lügen & Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fülscher
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sagte ich mir, okay, warum nicht.
    Karl hielt mir das Drehbuch hin. »Paß auf«, sagte er. »Also, wir beide …«, er zeigte auf seine Kollegin und sich, »… wir beide sind also noch zugange, da kommst du ganz zufällig in den Raum, siehst uns, und dann sagst du: »Hey, Leute! Macht mal Platz.« Karl sah mich erwartungsvoll an. »Ist das okay? Kannst du das sagen?«
    »Ja. Kriege ich unter Umständen hin.« Und ich sagte probehalber: »Hey, Leute! Macht mal Platz.«
    »Du gesellst dich zu uns, mischst mit, und auf mein Kommando hin fängst du an zu stöhnen.«
    »Spinnst du? Das kann ich nicht!« Unverschämt, mich auf so miese Art zu ködern.
    Karl legte mir den Arm um die Schulter und sagte beschwichtigend: »Natürlich kannst du das. Geht ganz einfach. Du stöhnst einfach nur: Mhmm … mhmm …«
    Ach so. Mhmm. Mhmm.
    »Können wir?« Der Regisseur hatte sich schon wieder zu uns geschaltet, und Karl sagte in Richtung Regieraum: »Zeig uns doch mal die ganze Szene!«
    »Okay.«
    Wieder mußte ich mit ansehen, wie der Schnauzbarttyp die Zellulitisfrau beglückte, dann ging die Tür auf, und ein vollbusiges Blondchen (also ich) betrat in einem Negligé den Raum. Es piepste irgend etwas Unverständliches auf englisch, nahm dann den Schwanz des Schnauzbarttypen in den Mund, hockte sich breitbeinig über den Mund der Frau und stöhnte. »Oh no«, sagte ich nur und hatte das Gefühl, es würden sich riesengroße Schwitzflecken unter meinen Achseln ausbreiten. »Betrachte es als Spaß«, flüsterte Karl mir ins Ohr und grinste. Ich nickte, wußte jedoch nicht, ob ich nach diesem Tag jemals wieder Lust auf Sex haben könnte.
    Dann ging es los. Auf Karls Zeichen hin sagte ich »Hey, Leute! Macht mal Platz«, und als Karl ein zweites Mal die Hand hob, stöhnte ich brav »Mhmm …, mhmm …«. Das war ja nun um einiges idiotischer als das, was ich manchmal auf der Opernbühne tat, und als Karl, seine Kollegin und ich alle drei gleichzeitig gekommen waren, hatten sich nicht nur die Schwitzflecken vergrößert, sondern meine Budapester Schuhe quietschten zu allem Überfluß vor lauter Fußschweiß.
    »Noch einmal«, meldete sich der Regisseur aus dem dunklen Nebenraum. Und an meine Adresse ging die Bitte, meinen Satz doch fordernder und mit etwas mehr Schmackes rüberzubringen.
    Zum Glück war der Take danach im Kasten. Karl beglückwünschtemich. Das hätte ich ja wahrlich profihaft gemacht, woraufhin ich nur stotterte, ich sei eben ein Naturtalent und außerdem Hochschulabsolventin.
    Zum Glück war ich jetzt entlassen. Da ich genug vom Pornogucken hatte, wartete ich in der Kantine auf Karl. Der tauchte allerdings erst zwei Stunden später auf.
    »Na, wie war’s?« fragte er und lachte glucksend, als hätte er sich einen irrsinnig komischen Scherz mit mir erlaubt.
    »Harter Job.«
    Von dem bißchen Gestöhne fühlte ich mich derart ausgelaugt, daß ich es kaum noch schaffte, den Mund aufzumachen.
    Karl reichte mir fünf Blaue. Ich nahm das Geld und ließ es wie eine Profiprostituierte in meinem Ausschnitt verschwinden.
    Das war in diesem Fall ja wohl angebracht.
    Zur Feier des Tages überließ Karl mir die Abendgestaltung.
    »Erst duschen, dann Spazierengehen und später irgendwo ein Glas Champagner trinken.«
    Karl war einverstanden.
    *
    Den Champagner gab es schon, als ich kunstvoll in diverse Handtücher gewickelt aus der Dusche kam. Karl hatte den Liegestuhl auf der Dachterrasse Richtung Sonne gedreht, daneben stand ein Holzklappstuhl mit zwei Gläsern drauf.
    »Findest du es nicht irgendwie irritierend, den ganzen Tag lang Pornos zu gucken?« Wir ließen gerade die Gläser gegeneinanderklirren.
    »Job ist Job«, meinte Karl nur und wollte sich nicht weiter darüber auslassen.
    Die Frühsommersonne schien in Berlin heißer als anderswo, deshalb rückte ich meinen Liegestuhl an die Terrassentür, so daß sich zumindest mein Kopf im Schatten befand. Karl legte seine Hand auf meinen Ellbogen und begann ihn sanft zu kneten. Ich schämte mich, ihn seit ewigen Zeiten vernachlässigt zu haben.
    »Wann gehen wir raus?« fragte er, als ich gerade anfing, mich wunderbar schwer und durchwärmt zu fühlen.
    »Meine Haare sind noch naß.«
    Und weil der Trocknungsprozeß noch eine Weile andauern würde, nutzten wir die Zeit für ein kleines manuelles Intermezzo. Adriano war ganz weit weg, zumindest redete ich mir das ein, und er würde es von nun an verdammt noch mal auch bleiben.
    Karl küßte mich danach weich auf den Mund. Das

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