Lügen mit Zahlen: Wie wir mit Statistiken manipuliert werden (German Edition)
Schuldner gibt, da sind auch Gläubiger (siehe das Kapitel »Yang ohne Yin«). Und wenn wir Zinsen auf die Schulden zahlen, streicht die jemand ein. Unser Leid ist also des andern Freud.
Eine passende Frage nach dem Yin der Staatsverschuldung könnte also lauten: Wie haben sich die Geldvermögen in Deutschland entwickelt?
Schauen wir ebenfalls bei der Deutschen Bundesbank nach:
Datenquelle: Deutsche Bundesbank, Stand jeweils Jahresende
Das Netto-Geldvermögen der Deutschen (einiger Deutschen?) wächst rasant und ist zurzeit fast doppelt so hoch wie die gesamten Staatsschulden.
Die Netto-Geldvermögen in Deutschland – überwiegend Einlagen bei Banken, Versicherungen und in Wertpapieren, abzüglich der Schulden – zeigen also, wenn wir die y-Achsen korrekt vergleichen, eine parallele Entwicklung zu den Staatsschulden auf und sind zurzeit knapp doppelt so hoch.
Damit erscheint der beliebte Begriff der Generationengerechtigkeit in einem neuen Licht: Die Steuerzahler werden
die Schulden und Zinsen bedienen , die Gläubiger werden sich bedienen lassen. Die Frage ist also eher: Gehöre ich mehr zu den braven Steuerzahlern oder eher zu der Gruppe der Geldbesitzer. Die wirklich relevante Spaltung in der Gesellschaft verläuft also nach wie vor zwischen Arm und Reich und nicht zwischen den Generationen.
Auch ein Lösungsansatz steckt in der Betrachtung: eine Besteuerung von Zinseinkommen entsprechend dem Einkommensteuersatz, statt der Zinsabschlagssteuer von 25 Prozent (Stand 2010). Aber dieser Yin-Aspekt wird aus der öffentlichen Diskussion bewusst ausgeblendet.
Ideen zu Aufgabe 2 (Medaillenspiegel)
Hier handelt es sich um eine Rangfolge der Länder (siehe S. 170). Zweifel an der Methode der Rangfolgenbildung sind erlaubt, wenn man die Türkei mit Spanien vergleicht. Die Spanier haben zwei Silber- und drei Bronzemedaillen mehr, aber eine goldene weniger. Anhänger des Mottos »The winner takes it all« (Nur der Sieger zählt) mögen das richtig finden. Aber wie ist das dann mit Platz sieben und acht? Die Anzahl der Sieger ist gleich. Ist die eine Silbermedaille mehr für die Ukraine wirklich mehr wert als vier zusätzliche Bronzemedaillen der Polen? Hörte man nicht oft: Hauptsache, aufs Treppchen?
Als mögliches Kriterium für eine gerechtere Reihenfolge schlagen wir vor: Gold zählt vier Punkte, Silber zwei Punkte, Bronze einen Punkt. An der Spitze würde das in diesem Fall nichts ändern. Aber Spanien und Polen würden sich jetzt Rang fünf teilen (ehemals sechs und acht); die Türkei würde vom fünften auf den achten Rang fallen.
Hier sehen Sie in einfachster Form, welchen Einfluss die Ranking-Kriterien auf die Reihenfolge haben können.
Ideen zu Aufgabe 3 (arbeitnehmerfreundliche Unternehmen)
Für Arbeitnehmer wichtige Fakten und Indikatoren könnten sein:
stabile Arbeitsplätze (etwa Anzahl der Entlassungen pro 100 Mitarbeiter und Jahr);
gute Entlohnung (etwa das mittlere Einkommen der Mitarbeiter) ;
Anzahl der angesammelten Überstunden;
menschen- und familienfreundliche Arbeitszeiten;
Qualität der Mitbestimmung (gibt es einen Betriebsrat? Hat der Betriebsrat etwas zu sagen?);
Wie ist die Atmosphäre im Betrieb unter Kollegen und mit Vorgesetzten?
Gibt es gesundheitsschädliche Arbeitsbedingungen (als Minuspunkt)?
Gibt es ein betriebliches Vorschlagswesen?
Gibt es soziale Einrichtungen wie Kantine und Kinderbetreuung?
Gibt es dauerhafte Fortbildung?
Gibt es Ausbildungsplätze, und werden die Auszubildenden übernommen?
Gibt es Anschluss an öffentliche Verkehrsmittel?
Jetzt müssen wir jeden der Indikatoren so genau beschreiben, dass er in allen Betrieben gleichartig gemessen werden kann. Wir erörtern die Problematik an der Frage der stabilen
Arbeitsplätze. Geht es um die Bewertung der Vergangenheit oder der näheren Zukunft? Wenn Vergangenheit, wie lange zurück? Dürfen die Arbeitsplätze in Krisenzeiten etwas gewackelt haben? Selbst scheinbar klare Indikatoren verweigern sich oft einer einfachen Bewertung.
Zum Schluss müssen Sie für alle ausgewählten Indikatoren noch deren Anteil am Gesamtergebnis festlegen. Alle gleich zu gewichten, wie es oft gemacht wird, ist sicherlich keine gute Lösung. Aber welche Gewichtung dann? Kann die für alle Betriebe, vom Stahlwerk bis zur Internetagentur, und für alle Beschäftigten gleich sein?
Fazit: Das meiste lässt sich wohl eher nicht in eine »natürliche« Reihenfolge bringen. Wer trotzdem ein Ergebnis präsentiert, gaukelt.
Ideen zu Aufgabe 4
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