Luegenbeichte
Gesichtsausdruck, dass er ihr jetzt etwas auftischte. »… vielleicht hat er die auch zwischen zwei Toastscheiben gelegt und …« – ihm sprühte die Spucke aus dem Mund – »… und … hat … die … gegessen.«
Im Blödsinn-Reden war Lou wirklich unschlagbar!
»Du bist echt ein Quatschkopf«, sagte Josi. Lou pustete die Wangen auf. Josi merkte, dass er enttäuscht war, weil sie sich nicht von seinem Lachen anstecken ließ.
»Sag mir bitte noch, wie du zu ihm hingekommen bist.«
»Mit dem Auto.«
»Was für ein Auto?«
»Golf 3 GTI. Der stank nach Fisch.«
»Wieso nach Fisch?«
»Weil Mäuse eigentlich nicht stinken.«
Josi schüttelte den Kopf. Jetzt musste sie doch lachen, aber Lou blieb ernst.
»Ich war plötzlich in dem Auto.« Lou wurde leiser. »Ich hatte Angst. Herr Rufus war weg!«
»Aber du weißt doch, dass du nicht mit Fremden mitgehen sollst.«
»Der war nicht fremd. Das war ein Freund von Papaund Mama und von dir. Der hat gesagt, du weißt Bescheid, dass wir zu ihm fahren. Er hat dich doch angerufen.«
»Mich?«
»Ja. Hat er das nicht?«
»Woher kennt er mich denn?«
»Weiß nicht, aber er hat gesagt: ›Ich ruf Josi später an. Jetzt hat sie eh keine Zeit. Jetzt hat sie ja Besuch.‹ Und ich hab gesagt: ›Ja, der Max ist da.‹ Und er hat auch noch gesagt, du willst, dass ich mit ihm mitgehe. Er bringt mich ja auch wieder zurück. Das ist alles besprochen und ich soll mich jetzt beeilen, sonst schaffen wir das nicht mehr.«
»Was denn?«
»Das hat er nicht gesagt. Aber dass er mir ein paar Roboter zeigen will und unbedingt mit mir Computerspiele spielen will. Weil er keinen zum Spielen hat und ich ja gerade auch nicht. Und dann …«
In dem Moment hörte sie einen Schlüssel klimpern. Die Haustür ging auf. Schritte auf dem Flur. Marina.
8:03
Sie kam ins Wohnzimmer, erstaunt, Josi und Lou schon so früh anzutreffen, dabei waren sie oft um diese Zeit schon auf, nur kriegte Marina das normalerweise nie mit. Lou lief auf sie zu und sprang in ihre Arme. »Mama!«
Marina umarmte ihn, und es sah so aus, als wischte sie sich Tränen weg. Sie sah müde aus, hatte dunkle Schatten um die Augen, Falten auf der Stirn. So hatte Josi sie noch nie gesehen.
»Komm, mein Bärchen, ich bringe dich jetzt in den Kindergarten. – Josi, vielen Dank, dass du hiergeblieben bist! Es ist ja alles so schrecklich, jetzt, wo Thomas …«
Sie sprach es nicht aus, dass Thomas verhaftet worden war.
»Was ist denn mit Papa?«, fragte Lou.
»Nichts. Papa ist auf Geschäftsreise.«
»Und warum ist das schrecklich?«
»Weil … weil es so viel Arbeit ist und er so plötzlich losmusste, ohne uns Tschüss zu sagen.« Marinas Stimme war dünn. Hoffentlich brach sie nicht gleich in Tränen aus. Wie sollten sie Lou das dann erklären?
»Wo ist Papa denn? In Dubai?«
»Ja, mein Schatz, in Dubai.«
»Bringt er mir was Schönes mit?«
»Bestimmt, mein Kleiner, bestimmt.«
»Mama? Was ist denn mit dir?«
»Nichts.« Marina setzte ihn ab und wischte sich mit dem Handrücken über die Nase.
»Tut dir was weh, Mama?«
Sie schüttelte den Kopf, schluckte.
»Hat dich auch eine Biene gestochen?«
Josi konnte keine Notlügen mehr ertragen – die ganze Situation war unerträglich. Sie stand auf und fragte, ob sie Lou eine Stulle schmieren sollte, für den Kindergarten.
»Ich will aber nicht in den Kindergarten. Ich will mit dir zelten.«
»Ich habe heute keine Zeit zum Zelten«, sagte Josi.
Er zog einen Flunsch. »Du hast es mir versprochen.«
»Nein, habe ich nicht. Aber wir können am Wochenende zelten, okay? Ich muss jetzt zur Schule. Und du gehst in den Kindergarten und am Wochenende komme ich wieder, ja?«
»Wann ist denn Wochenende?«
»Schon in zwei Tagen.«
»Das ist mir zu lange. Dann muss ich ja noch zweimal schlafen.«
»Ach was. Die Zeit vergeht ganz schnell. Und im Kindergarten warten schon alle auf dich. – Wie viele Brote willst du haben?«
»Zwei.«
»Und was drauf?«
»Eins mit Maus mit grünen Augen und eins mit Maus mit roten Augen.«
8:22
In der Zeit, in der Josi ihm zwei Brote mit Streichkäse machte, die Scheiben mit Oliven als Augen und Schnittlauchstängeln als Mund verzierte, half Marina ihm beim Anziehen. Josi merkte, wie erleichtert und dankbar Marina war, dass Josi sie unterstützte. Sie schien wirklich auf dem Zahnfleisch zu gehen. Kein Wunder, nach allem, was in den letzten Tagen passiert war. Josi ging es genauso.
Dann saßen sie zu dritt im Auto, auf dem Weg in
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