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Luegenherz

Luegenherz

Titel: Luegenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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ich mir das nicht eingebildet habe.
    »Hallo, Ally, was machst du denn in Augsburg? Ihr Münchner verirrt euch doch nie hierher! Ich dachte du bist krank?«
    Mist, er hat’s eilig und ich muss irgendwie die Sprache auf Mila bringen. »Mir geht’s schon wieder besser. Und ich besuche Freunde hier. Mi…«
    »Scarlett, tut mir leid, aber ich muss dringend zur Fachhochschule für Gestaltung. Du weißt ja, ich bin dort Dozent und ich bin eh schon zu spät, verdammte Bahn!«
    Er lächelt mir zu und steigt ein. Während ich fieberhaft überlege, wie ich ihn noch ein paar Sekunden aufhalten kann, lässt er schon den Motor an, und gerade als ich denke, dass er jetzt losbraust, kurbelt er hektisch das Fenster runter. »Ally, offensichtlich hast du deinen Bruder angelogen und ihm nichts von deinem Kollaps erzählt. Das solltest du noch nachholen, damit ich mich nicht verplappere, wenn ich morgen mit ihm losziehe.«
    Ich trete völlig verwirrt näher zu ihm hin und beuge mich zum Autofenster. »Wie meinst du das denn?«
    »Na, du hast ihm wohl dermaßen vorgeschwärmt, dass er richtig viel Geld dafür bezahlt, damit ich ihn morgen mit in dieselbe Höhle nehme. Ziemlich überzeugend dein Bruder, wird sicher ein guter Jurist. Entschuldige, ich muss los. Und schwänz bitte nie mehr die Schule!« Er zwinkert mir kurz zu, lässt den Motor aufheulen, parkt schwungvoll aus und verschwindet im nächsten Moment um die Kurve.
    Ich stehe da wie vom Donner gerührt.
    Jury kann nur von einem einzigen Menschen von dieser besonderen Höhle wissen, und zwar von Mila, denn ich habe ihm gegenüber kein Sterbenswörtchen darüber verloren.
    Das muss der Plan sein, von dem Jury geredet hat. Oder versucht Mila, mithilfe meines Bruders das zu erreichen, was bei mir nicht geklappt hat? Aber wie soll das denn funktionieren? Und warum das alles?
    Mir schwirrt der Kopf vor lauter Fragen und ich wünschte, jemand wäre hier bei mir und würde sagen, dass ich spinne und mich beruhigen soll.
    Auf dem Weg zu den Cave-Doctors in der Rosenstraße, die hinter dem Bahnhof liegt, rufe ich Jury auf seinem Handy an. Er leugnet, mit Landgraf überhaupt gesprochen zu haben. Wie ich denn auf so eine abgefahrene Idee käme. Ich sollte mich abregen und sofort aufhören, mir über Landgraf Gedanken zu machen. Und dann fragt er mit so einer merkwürdigen Stimme, ob ich nicht am Sonntagmorgen zum Brunch zu ihm kommen wolle, er hätte eine tolle Überraschung für mich. Ich bin sicher, er lügt.
    Nach zwanzig Minuten, die mir in der Hitze wie zwei Stunden vorgekommen sind, stehe ich endlich vor dem Haus, einem gammligen Altbau, und kann am Klingelschild erkennen, dass der Höhlenverein im zweiten Stock untergebracht ist.
    Ich klingle, aber nichts passiert. Na super. Ich will nicht wieder gehen, ohne irgendwas erreicht zu haben. Spontan drücke ich bei Hubermoser auf die Klingel, die wohnen im selben Stock. Keine zwei Sekunden später ertönt der Summer, ohne dass jemand wissen will, wer ich bin.
    Während ich die Treppen hochsteige, überlege ich mir, wie ich vorgehen soll, und habe tatsächlich eine Eingebung.
    Oben angekommen erwartet mich eine sehr fidel wirkende alte Frau. Sie hat die Figur eines jungen Mädchens, trägt einen langen silbergrauen Pferdeschwanz und knallroten Lippenstift. Sie tänzelt mir ein Stück entgegen, als wäre sie bis vor Kurzem noch Primaballerina gewesen.
    »Was gibt’s, junge Frau?«, sagt sie und ihre grauen Augen funkeln mich an, erkennbar voller Hoffnung, dass ich etwas Aufregung in ihr Leben bringe.
    Ich reiche ihr die Hand und stelle mich vor; insgeheim bin ich total froh, dass ich meine brave Spitzenbluse trage. Dann behaupte ich, ich müsste ganz dringend bei den Cave-Doctors rein, weil der Tom was vergessen hätte, und er meinte, im Haus wäre bei jemandem ein Schlüssel hinterlegt, aber ich wiederum hätte leider vergessen, bei wem.
    Schon komisch, wie leicht mir mittlerweile das Lügen fällt! Ich werde nicht mal mehr rot dabei.
    Die Alte zittert mit dem Kopf und lächelt. »Da hat er sie verarscht, mein Kind. Niemand im Haus hat einen Schlüssel.«
    Na toll, Detektiv spielen hab ich mir wirklich ergiebiger vorgestellt.
    »Sie sehen ganz vertrauenswürdig aus«, stellt die Alte fest und nickt. »Und den Tom scheinen sie auch zu kennen. Wie geht’s ihm denn jetzt?«
    Zum Glück schalte ich ausnahmsweise mal sofort, sie redet von seinem Gips. »Oh, schon viel besser, der Gips am Bein kommt auch bald runter, dann kann er endlich

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