Lügennetz: Thriller (German Edition)
sein, wir würden es vorziehen, einen Prinzen zu retten, aber in deinem Fall– und nur dieses eine Mal– werden wir eine Ausnahme machen. Ich fahre nur bis Little Torch, aber wenn du magst, nehme ich dich gerne bis dahin mit. «
» Erst rettest du mich, und dann nimmst du mich auch noch mit? Wäre ich von der Straße nicht so schmuddelig, würde ich dich umarmen. «
» Wärst du nicht so schmuddelig, würde ich es zulassen « , erwiderte Frank wieder mit einem Lächeln. » Eigentlich hätte ich eine kleine Bitte. Rupert und ich haben heute Abend ein bisschen zu ausschweifend gefeiert. Manchmal treibt sich die Polizei auf diesem Straßenabschnitt herum, und wir würden ungerne einen Strafzettel kassieren. Du scheinst nüchtern zu sein. Würdest du fahren? «
Fahren? Einen Mercedes? Na logo! » Kein Problem. Vorausgesetzt, Rupert ist damit einverstanden. «
Sir Frank beugte sich nach unten und beriet sich mit seinem Hund. » Rupert sagt, du sollst einsteigen und Gas geben. «
Ich lächelte meinen braun gebrannten, muskulösen Freund an, als ich um den Wagen herum zur Fahrerseite ging.
Ein schwuler englischer Märchenprinz, der mich rettete. So was gab’s auch nur in Key West.
Das Innere des Wagens war mit Holz verkleidet, und die herrlichen Ledersitze rochen nach teurem Parfüm. Ich wäre auch auf der Ladefläche eines Hühnertransporters mitgefahren, dachte ich, als die Tür leise zuschnappte. Mein Glück war mir eindeutig hold.
Ich schob den Hebel in die Fahrposition und trat aufs Gas. Sand flog auf, als der Wagen wie ein freigelassener Löwe röhrend anfuhr.
» Ein Tick langsamer, bitte « , sagte Frank, zog einen silbernen Flachmann aus dem Handschuhfach und nahm einen Schluck. » Leider habe ich deinen Namen nicht mitbekommen. «
» Nina « , erfand ich spontan.
» Auf dich, hübsche Nina « , prostete er mir zu und setzte die Flasche an.
Der Wagen gefiel mir richtig gut. Ich hatte noch nie in einem Mercedes gesessen, weder als Fahrerin noch als Beifahrerin. Er ließ sich so leicht lenken, und mir gefiel ganz besonders, wie die Highway-Geländer rechts und links an uns vorbeizischten und den Abstand zwischen mir und Peter rasch vergrößerten. Mein Fluchtplan ließ sich leichter umsetzen als erwartet.
» Per Anhalter auf dem Übersee-Highway, das scheint nicht sehr sicher zu sein, Nina « , gab Frank zu bedenken. » Läufst du vor irgendwas weg oder zu etwas hin? «
» Weder– noch « , log ich. » Ich komme aus New Jersey und bin auf Urlaub hier. Meine Freundinnen und ich wohnen oben in Big Pine. Nach einer Party in Old Town bin ich noch eine Weile geblieben. «
» New Jersey? « , hakte Frank nach, der meine Aufmachung von oben bis unten begutachtete und das Gesicht misstrauisch verzog. » Na ja, also, ich muss schon sagen. «
» Ist echt ein toller Wagen « , versuchte ich das Thema zu wechseln.
Lächelnd schob Frank sein verwegen geschnittenes schwarzes Haar aus dem Gesicht. Seine dunklen Augen gingen leicht ins Asiatische, seine Zähne waren etwas zu perfekt. Waren sie überkront?
» Lustig, dass du das sagst « , wunderte er sich. » Genau das habe ich dem Besitzer gesagt, als er mich vor einer Stunde mitgenommen hat. Du glaubst gar nicht, wie schwer es war, diesen großen Kerl in den Kofferraum zu quetschen. «
Ich lachte unschlüssig. Was hatte er da gerade von sich gegeben?
Ich sah zu ihm hinüber. Den Blick geradeaus gerichtet, nahm er noch einen Schluck aus seiner Flasche. Nur die über den Wagen zischende Luft war zu hören. Nach einer langen, unangenehmen und angespannten Stille lachte er laut los.
» Do-do-do-do. Do-do-do-do « , ahmte er die » Twilight Zone « -Titelmelodie nach, bevor er wieder lachte. » Tut mir leid, ich konnte nicht widerstehen. Du solltest dein Gesicht sehen. Das war bloß Spaß. Du solltest lockerer werden, hübsche Nina. Trotzdem ist es gefährlich, per Anhalter zu fahren. Du hast Glück, dass ich ein anständiger Mensch bin. Wer weiß, was ein völlig durchgeknallter Wichser hier draußen, mitten im Nichts, mit dir anstellen würde. «
Ich schluckte schwer. » Nochmals vielen Dank. « Bildete ich mir das nur ein, oder kippte die Stimmung ins Unheimliche?
Ich bemühte mich, den Blick auf die Straße vor mir gerichtet zu halten, doch plötzlich blitzte neben mir etwas auf, und ein lautes Klicken war zu hören.
Frank hielt eine Polaroid-Kamera in der Hand, zog das Bild heraus und wedelte damit in der Luft herum.
Was? Macht er jetzt etwa
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