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Lügennetz: Thriller (German Edition)

Lügennetz: Thriller (German Edition)

Titel: Lügennetz: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson , Michael Ledwidge
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eine heraus, sah zweifelnd an mir hinab und entschied mich schweren Herzens für die linke Wade.
    Ich setzte die Klinge ein Stück unter der Kniekehle an, biss mir vor Schreck und Schmerz auf die Lippen und sog zwischen zusammengepressten Zähnen die Luft ein. Als ich fester zudrückte und die Klinge nach unten zog, traten Tränen in meine Augen.
    Zuerst tropfte nur wenig Blut aus der Wunde, doch nachdem ich die Wade immer wieder angespannt hatte, begann es richtig zu fließen und tropfte von meiner Ferse in den Sand. Ich hüpfte auf einem Bein herum, spritzte das Blut auf meine Bauchtasche, auf den Sand, aufs Gras und auf das Fallschirmseil.
    Nach etwa zehn Minuten sah der Bereich perfekt aus. Wie nach einem Gemetzel.
    Warum nicht? Peter hatte sich auch selbst angeschossen, um seinen Tatort echt aussehen zu lassen. Im Vergleich dazu wirkte meine Selbstverstümmelung harmlos.
    Ich hüpfte ein Stück rückwärts und setzte mich in den Sand. Dort reinigte ich die Wunde mit Peroxid und legte einen Verband an, Sachen, die ich aus der Apotheke mitgebracht hatte. Am Ende sammelte ich sorgfältig den Müll ein und schleuderte mit dem Fuß noch etwas Sand über die ganze Sache. Das Kinn auf meinen Daumen gestützt wie ein Maler, der sein Gemälde betrachtet, sah ich mir den Tatort noch einmal an.
    Das musste reichen.
    Mit gekreuzten Fingern drehte ich mich um und ging fort.

40
    Es war düster wie in einer Höhle. Der Betonboden war mit Zigarettenkippen übersät, und bei einem geschlängelt aussehenden Ding wollte ich erst gar nicht darüber nachdenken, worum es sich handelte. Der Gestank nach Urin trieb mir die Tränen in die Augen.
    Perfekt, dachte ich und schloss die Tür der öffentlichen Strandtoilette ab, die ein gutes Stück von meinem inszenierten Tatort entfernt lag.
    Hier war es eklig und unheimlich, doch am wichtigsten war, dass das Frauenklo abschließbar war und das Waschbecken funktionierte. Ich drehte den verrosteten Wasserhahn auf und öffnete die Einkaufstüte.
    Zwanzig Minuten später betrachtete ich mich im Spiegel. Was ich dort sah, sorgte für den so dringend benötigten Spaß.
    Mein noch immer nasses, selbst geschnittenes, gebleichtes Haar wurde bereits platinblond, und meine Augen waren mit mehr Schwarz umrandet als die eines Waschbären. In dem karierten Schuluniformrock, dem schwarzen T-Shirt mit dem Aufdruck vom Social-Distortion-Konzert und den Doc-Martens-Schnürstiefeln, die ich mir gebraucht gekauft hatte, sah ich aus wie eine Kreuzung aus Courtney Love und einer obdachlosen Wahrsagerin.
    Meine Verkleidung war perfekt. Ich sah genauso aus wie die Ausreißerinnen, die auf der Duval Street herumhingen und um Geld bettelten. Und jetzt nichts wie los.
    Es fuhr ein Bus nach Marathon, doch dort würde Peter als Erstes suchen, wenn er vom Tatort nicht überzeugt wäre. Also wollte ich per Anhalter abhauen und mich von einem Touristen mitnehmen lassen, der nie eine Verbindung zwischen der verschwundenen süßen Polizistengattin Jeanine Fournier und der Punkrockerin herstellen würde, die ich jetzt spielte.
    Der Wind hatte aufgefrischt, und die ersten Schatten legten sich über den Sand, als ich das Toilettenhäuschen verließ. Über mir dröhnte ein kleiner » Pfützenhüpfer « , ein Propellerflugzeug, das zur Landung ansetzte. Glückliche Touristen auf dem Weg ins Paradies.
    » Ich gebe euch einen guten Rat: Haltet euch von dem Wodka-Wackelpudding fern « , rief ich hinauf.
    Kopfschüttelnd blickte ich aufs Meer hinaus, auf die gekrümmte Welt, die ich ohne Geld und ohne Freunde, aber mit einem Baby im Bauch betreten wollte.
    Mit auf dem Asphalt hallenden Doc Martens marschierte ich über die erste Brücke in eine ungewisse Zukunft.

4 1
    Die Stingray wippte übers Wasser wie ein flacher Stein, als Peter den 300- PS -Motor aufdrehte. Das war Key West von seiner besten Seite, dachte er und schaute durch die Gischt auf den rot-goldenen Sonnenuntergang. Wind im Haar, kaltes Bier in der Hand, ein Kühlschrank voller Gelbschwanzmakrelen.
    Die rosa Wolken steuerbords erinnerten ihn an das Blut im Wasser, als sie am Nachmittag Teos Leiche den Haien zum Fraß vorgeworfen hatten.
    Die Ware, die Peter von ihm und Elena gekauft hatte, hätte hundert Prozent sauber sein sollen. Er hatte für reines Zeug bezahlt. Doch es war verschnitten gewesen. Nicht viel, aber genug, um die beiden aus dem Weg zu räumen.
    Peter nahm noch einen Schluck von seinem eiskalten Corona und stellte die Flasche zurück in die

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