Lügennetz: Thriller (German Edition)

freigelassen worden. Du hast genau richtig gehandelt, mein Freund. Das werde ich dir nie vergessen. «
    » Nicht der Rede wert. Wäre es meine Frau gewesen, hättest du dasselbe für mich getan. Das weiß ich. Wirst du zur Hinrichtung rauffahren, um zu demonstrieren? «
    Hinter Peter begannen die Mitglieder der Opferangehörigen die über dem Golf untergehende Sonne mit lauten Ahs und Ohs zu bestaunen. Peter kniff, geblendet von einem Himmel in der Farbe eines neuen Pennys, die Augen zusammen.
    » Das würde ich mir im Leben nicht entgehen lassen, Brian. «

8 3
    Wir mussten nach Jacksonville fahren, wo wir einen Direktflug mit einem alten Klapperkasten zurück nach Key West ergatterten. Erst um neun Uhr abends kamen wir an. Dort ließen wir uns mit dem Taxi direkt zu Madeline Pelletiers Haus auf der Fogarty Avenue nicht weit von der Key West Highschool bringen. Der Vorgarten ihres kleinen Hauses war mit Spielsachen übersät.
    » Ja? « , fragte eine hübsche, zierliche schwarze Jugendliche, die uns die Tür öffnete.
    » Könnten wir mit Maddie Pelletier sprechen? « , fragte Charlie.
    » Mom « , rief das Mädchen nach hinten. » Da sind Weiße. «
    » Hallo « , begrüßte uns die nicht viel ältere Version des Mädchens eine Minute später. » Ich bin Maddie. Was kann ich für Sie tun? «
    » Hallo, Maddie. Tut uns leid, dass wir noch so spät stören. Wir sind Anwälte und vertreten Justin Harris. Könnten wir kurz mit Ihnen sprechen? «
    » Oh, puh. Der arme Justin. « Sie schüttelte den Kopf. » Ich bete für ihn. Wie kann ich Ihnen helfen? «
    » Nun, eigentlich müssen wir mit Ihrer Cousine Fabiana sprechen « , sagte ich. » Aber wir können sie nirgends finden. «
    » Meinen Sie, Fabiana kann Justin helfen? «
    » Justin behauptet, er und Fabiana wären an dem Tag, als das Mädchen ermordet wurde, die ganze Zeit über im Miami Seaquarium gewesen « , erklärte Charlie.
    » Aber Fabiana hat gesagt, es sei gelogen « , hielt Maddie dagegen.
    » Das wissen wir « , erwiderte ich. » Aber wir haben neue Informationen und müssen ihr deswegen ein paar Fragen stellen. Es ist wirklich dringend. «
    » War es das, was die Geschworenen überzeugt hat, Justin zu verurteilen? « Maddie wirkte verblüfft. » Ich hatte keine Ahnung. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, ihre Mutter steckt irgendwie dahinter. « Sie schüttelte den Kopf. » Ich bin mir nicht sicher, was ich tun soll. Meine Tante Isabelle, Fabianas Mutter, ist als Haitianerin der alten Schule allem gegenüber sehr misstrauisch. Sie hat jahrelang nicht mehr mit mir gesprochen, als sie herausfand, dass ich Fabiana und Justin in einer Bar miteinander bekannt gemacht habe. Sie dreht durch, wenn sie erfährt, dass ich Sie geschickt habe. «
    » Von uns wird sie es nicht erfahren « , beruhigte Charlie sie.
    » Tante Isabelle hat ein ziemlich erfolgreiches haitianisches Restaurant in der Nähe von South Beach in Miami. Es heißt Rooster’s Perch. Sie und Fabiana wohnen in Little Haiti. Warten Sie kurz, ich hole Ihnen die Adresse. «
    Charlie und ich sahen uns an. » Ist es das, was ich denke? « , fragte Charlie. » Machen wir tatsächlich Fortschritte? «
    » Pst « , machte ich. » Immer mit der Ruhe. Wir haben die Adresse noch nicht. «

8 4
    Charlie und ich waren uns einig, dass wir körperlich nicht mehr in der Lage waren, bis zum nächsten Morgen einen Fuß in ein Flugzeug zu setzen. Daher beschlossen wir, essen zu gehen.
    » Ich werde mich auch benehmen. Und nur alkoholfreien Rum trinken « , versprach Charlie, als wir an der vollen Duval Street aus dem Taxi stiegen.
    Wir gingen ins Jack Flats. Dort gab es einen tollen, langen, abgenutzten Holztresen und alte Schwarzweißfotos von Arbeitern der Zigarrenfabriken, die Ende des neunzehnten und Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts auf der Insel gelebt hatten. Draußen vor der Tür war die Duval Street genauso wie immer. Wären nicht die Flipflops gewesen, hätte ich mich wie auf einem Straßenfest in Greenwich Village in New York gefühlt. Allerdings tobte hier wegen der Feier zum Unabhängigkeitstag der Bär im Moment noch heftiger.
    Begeistert betrachtete ich das Spiel der New Yorker Yankees gegen die Tampa Bay Rays, das im Fernseher neben einem neonfarbenen Helm der Miami Dolphins gezeigt wurde. Da ich in den letzten Tagen so beschäftigt gewesen war, hatte ich sogar vergessen, dass es einen Sport namens Baseball gab. Ich musste auch Emma anrufen. Ich nahm mir vor, ihr vom Hotel aus eine