Lügennetz: Thriller (German Edition)
seiner perfekten Barbiepuppe von einer Ehefrau und den beiden kleinen perfekten Stepford-Söhnen sehen– als wäre er zum Papa des Jahres gewählt worden. Andererseits spaziert er mit seinem extrem wirksamen Tom-Cruise-Lächeln einfach hier rein und bedroht mich. Der eingebildete Schnösel. «
Peter hatte eine Frau und Kinder? Ich war mir nicht sicher, wie ich dazu stand. Darüber wollte ich nachdenken, wenn mein Herz wieder angefangen hatte zu schlagen.
» Willst du noch ein Bier? « , fragte Charlie.
» Ja. Und einen Whisky. «
» Sieh mal einer an, die Nina. Kommt voll in Key-West-Stimmung. Ich wusste nicht, dass du so drauf bist. « Charlie zwinkerte mir zu. » Aber dann rufe ich uns ein Taxi. Wir müssen morgen fit sein. Uns bleiben noch drei Tage. Ich habe das Gefühl, bei diesem Wettrennen geht’s um die Wurst. «
8 6
Zurück im Hotel, sprang ich rasch unter die Dusche. Die Hände flach an die Fliesen gelegt, stand ich in meinem Wellness-Badezimmer mit geschlossenen Augen direkt unter dem Strahl und ließ das wie heiße Nadeln piksende Wasser von meiner Haut abprallen.
Ich hoffte, dank der Wärme und des Wassers würde ich einen klaren Kopf bekommen, würde wieder zur Ruhe kommen, doch es war vergeblich.
Ständig musste ich daran denken, wie gefährlich nah mir Peter gekommen war, doch nach einer Weile erkannte ich auch das Positive an der Situation. Erstens war Peter wieder in Key West und damit fern von Emma. Zweitens schien Peter nicht zu wissen, dass ich nicht in New York war, da er Charlie nicht nach mir gefragt hatte. Und drittens wusste er nicht, dass ich Charlie half.
Doch ich musste vorsichtiger sein. Diesen Leichtsinn, auf der Duval Street zum Abendessen auszugehen, durfte ich mir nicht mehr leisten. Peter hätte sich nur umzudrehen brauchen, nur aus dem äußersten Augenwinkel heraus nach hinten blicken müssen, dann hätte er mich wieder gesehen.
Justin zu befreien hatte oberste Priorität, doch ich musste schlauer vorgehen. Ich musste die Sache so schnell wie möglich hinter mich bringen. Solange ich hier blieb, spielte ich mit meinem Leben.
Widerwillig drehte ich den Wasserhahn ab und drückte mein Haar aus. Nachdem ich mich abgetrocknet und mir ein paar trockene Handtücher umgelegt hatte, schlüpfte ich in den flauschigen Bademantel, der an der Innenseite der Badezimmertür hing. Im Schlafzimmer stellte ich den Wecker auf fünf Uhr, um am Morgen noch Zeit zu haben, mir mein Haar zu richten.
Ich wollte noch schnell Emma in New York anrufen, merkte aber, dass es viel zu spät war. Eine SMS , um ihr eine gute Nacht zu wünschen, würde reichen. Zu erschöpft, um mir meinen Schlafanzug anzuziehen, blieb ich einen Moment auf der Bettkante sitzen.
Durch die offene Schlafzimmertür hindurch sah ich, dass sich die Wohnzimmervorhänge im Wind bauschten. Zwischen ihnen schimmerte der silberne Mond über dem ruhigen Meer.
Konnte Charlie ihn auch sehen? Es ließ sich nicht leugnen, dass ich anfing, Gefühle für ihn zu hegen. Er war lustig, intelligent und ganz ansehnlich, aber das mit dem Frühstücksbier würde er sich abgewöhnen müssen.
Ich schaltete das Licht aus und lehnte mich ins Kissen zurück, als mir ein weit weniger romantischer Gedanke kam. Ohne den Kopf zu wenden, schielte ich zu den sich jetzt in der Dunkelheit wie Segel bauschenden Vorhängen im Wohnzimmer.
Aber wie konnten sich die Vorhänge im Wind bauschen?
Ich hatte doch die Balkontür geschlossen, bevor ich duschen gegangen war.
8 7
Zwei Minuten lang blieb ich liegen. Mein Herz pochte wie ein Schlagring gegen meinen Brustkorb, und die Stille dröhnte in meinen Ohren.
Es musste doch einen Grund dafür geben, dachte ich, während ich meine Gedanken wie einen Nachrichtenticker durchblätterte. Doch plötzlich hörte ich ein leises Kratzgeräusch gleich auf der anderen Seite meiner Schlafzimmertür. Meine Kiefer klappten zusammen.
Irgendwas in meinem Brustkorb begann zu zittern, als ich dieses Geräusch noch einmal hörte. Es kam von links, als hätte jemand in der Küche sein Gewicht verlagert.
Nicht irgendjemand!
Vermutlich hatte mich Peter in der Bar doch gesehen.
Ich konnte nicht einfach hier liegen blieben, ich musste aufstehen, mich verstecken, weglaufen, irgendwas tun. Doch ich bewegte mich nicht. Konnte nicht. Meine Angst drückte mich nach unten wie ein bleiernes Laken auf meiner Brust, machte mich schwach.
Nach einem langen, vorsichtigen, leisen Atemzug hob ich meine Hand, als müsste ich mir selbst
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