Lügennetz: Thriller (German Edition)

nass vom Weinen. Sie war wütend. Etwa auf mich?
    » Du hast mich mein ganzes Leben lang angelogen. Wie konntest du nur so selbstsüchtig sein? « , rief sie. Sie zeigte mir ein Bild von Zwillingsjungen. » Das sind meine Halbbrüder. Ich habe eine Familie. Du bist echt krank, Mom. So was von krank. «
    » Emma, bitte « , flehte ich mit trockenem Mund.
    » Hör auf! Hör auf zu lügen! « , schrie sie. » Warum hast du mir nie gesagt, dass ich einen Vater habe? Dass er lebt? Als ich zum Mittagessen gehen wollte, stand er vor der Schule. Hat auf mich gewartet. Ein Blick in seine Augen, und ich wusste, dass er mein Vater ist, noch bevor er was gesagt hat. Es gab keinen Kevin Bloom. Was hast du gemacht? Einen Schauspieler engagiert? «
    » Emma, das verstehst du nicht « , erwiderte ich.
    » Doch. Peter hat mir alles erzählt. Wie ihr in Florida verheiratet wart. Wie du weggelaufen bist und ihn verlassen hast. Wie konntest du nur so grausam sein? «
    Ich hörte nicht auf sie, weil ich meinen Blick auf Peter gerichtet hielt, der seine Hand in die Tasche schob. Er zog eine große, schwarze Halbautomatik heraus, wedelte mir damit lächelnd kurz zu und steckte sie wieder weg, während er einen Finger auf seine Lippen legte.
    Ich legte die Hände über den Mund und schüttelte zunächst langsam, dann immer schneller den Kopf. Wie war das möglich? Albträume konnten doch nicht wahr werden.
    » Bitte « , sagte ich, die Hände flehend aneinandergelegt. » Peter, sie hat nichts damit zu tun. «
    Ohne dass sein Lächeln schwand, packte er Emma plötzlich am Genick und drückte ein Stück Stoff gegen ihr Gesicht, das er aus der anderen Tasche gezogen hatte.
    » Nein! « , schrie ich und rannte auf ihn zu.
    » Doch! « , schrie Peter zurück und trat mir mit seinem schweren Kampfstiefel in den Bauch. Mir blieb der Atem weg, als ich auf dem Hintern landete.

1 1 2
    Hilflos musste ich mit ansehen, wie sich Emma in Peters Armen wehrte. Ich konnte nichts tun, sondern nur ihrem erschrockenen und verwirrten Blick begegnen. Es dauerte nicht lange, bis sie die Augen nach oben drehte und schlaff wurde. Peter ließ sie vor mir auf den Boden gleiten. Ihr Brustkorb bewegte sich kaum. Sie war bewusstlos.
    » Endlich « , sagte Peter und zog eine Rolle Klebeband aus seiner Jackentasche. » Und ich dachte, meine Jungs sind nervig. Hält sie denn nie die Klappe? « Er umwickelte meine Hände hinter meinem Rücken mit dem Klebeband, zog mich ins Wohnzimmer und fesselte meine Fußgelenke an die Heizung. » Hübsche Wohnung, Jeanine. « Peter setzte sich aufs Sofa mir gegenüber und legte seine Waffe und das Klebeband auf das Kissen neben sich und die Füße auf den Tisch. » Mir gefällt der Holzboden. Dieser Bilderrahmenstuck hätte in unserem Esszimmer auch gut ausgesehen. Und woher ist das Sofa? Hübsch. Ich mag Frauen, die was auf sich halten. Und was ist mit dem modernen Gemälde da über dem Kamin? Lass mich raten. Es heißt ›Kiste und Fass‹. Also, mehr ›Sex and the City‹ geht ja kaum. «
    Ich blickte auf den Boden.
    Er legte seine Arme über die Rückenlehne des Sofas und stieß den Atem aus. » Halt mal. Was ist das? « Plötzlich sprang er auf und riss die Kappe der Yankees vom Fernsehtisch. Mit angewidertem Blick schleuderte er sie wie eine Frisbee-Scheibe über meinen Kopf hinweg. » Hat es nicht schon gereicht, dass du deinen Kumpel verlassen hast? « , blaffte er in perfektem Südstaatendialekt. » Musstest du auch noch Shankee-Fan werden? «
    Mit weit aufgerissenen Augen griff er plötzlich wieder zur Waffe auf dem Sofa, kam zu mir und drückte sie mir zwischen die Augen auf die Stirn. » Weißt du noch, damals am Strand? « , fragte er gelassen. » Ich habe dich gerettet, dir alles gegeben. Ein Haus. Ein Leben im Paradies. So zahlst du mir das heim? Mit Lügen. Deinem vorgetäuschten Tod. Du bist echt am Arsch, weißt du das? «
    » Mir ist egal, was du mit mir anstellst « , erwiderte ich nur. » Ich tue alles, was du willst. Aber bitte lass sie gehen. «
    Er schüttelte den Kopf. » Mehr hast du nicht zu bieten? Antrag abgelehnt. Du tust sowieso, was ich will. Emma bleibt bei Daddy. Du hättest über deinen wertvollen Wonneproppen nachdenken sollen, bevor du nach Florida zurückgekommen bist und meine gesamte Welt zum Einstürzen gebracht hast. « Er betätigte den Schieber an seiner Automatik. » Ich wusste, dass ich dich hätte selbst töten sollen « , sagte er.
    » Du hast deine erste Frau getötet. Und dein Baby « ,