Luegenprinzessin
alles.«
»Was hatte sie denn?«
»Mädchenkram.«
»Was tuschelt ihr denn da?« Dianas Stimme klang weniger forsch als sonst, dafür fast panisch.
Ich warf ihr einen beruhigenden Blick zu. »Nichts Großartiges. Felix wollte nur wissen, was wir vorhin so Sensationelles besprochen haben, dass wir damit gleich das Zelt zum Einsturz gebracht haben. Und ich hab ihm gesagt, dass es Mädchenkram war und ihn nichts angeht.« Ich schmatzte ein Luftküsschen in seine Richtung, was mir ein wissendes Lächeln von Diana einbrachte. Mist.
Nach dem Mittagessen sollten wir uns an die Projektarbeit machen. Unsere Gruppe wurde ins Haus geschickt, wo Norbert uns einen Computer samt Internet zur Verfügung stellen wollte.
Doch dazu kam es gar nicht, weil wir weder unsere Pflanzen noch unsere Wasserproben fanden.
»Wer von euch hat sie denn hergebracht?«, fuhr Diana uns alle an. Ich warf ihr einen Blick zu. Sie verdrehte die Augen. Wir standen bei dem langen Holztisch vor Norberts Haus, der mittlerweile leer war, denn die beiden anderen Gruppen hatten ihre Schätze bereits abgeholt.
Vero weinte beinahe. »Chris und ich haben sie hierhin gestellt.« Verzweifelt sah sie Chris an, der einfach nur dastand und die Stirn runzelte.
Bieninger, der soeben Davids Gruppe Anweisungen gegeben hatte, kam auf uns zu. »Würden die Herrschaften sich langsam bequemen, ebenfalls zu arbeiten anzufangen?«
»Würden die Herrschaften, ja«, antwortete Felix, »wenn sie nicht den Diebstahl ihres Materials zu vermelden hätten.«
»Also, jetzt schlägt’s dreizehn, das schlägt dem Fass den Boden aus. Erst schmieren irgendwelche Gespenster eure Gesichter an, dann werden eure Rucksäcke sabotiert und jetzt auch noch eure Proben gestohlen. Wollen die Herrschaften mir vielleicht noch weismachen, dass der Zelteinsturz vorhin ein Mordversuch war?« Man merkte ihm an, dass er sich gerade so richtig schön in Rage redete. »Äußerst seltsam, dass egal, was passiert, ständig ihr fünf betroffen seid. Aber ich verstehe schon, die ganze Welt will euch Böses, nicht wahr?«
Chris’ Tonfall klang wesentlich sachlicher als der unseres Lehrers: »Was die Anzahl der sogenannten Zufälle betrifft, gebe ich Ihnen absolut recht, Herr Bieninger. Diese ist exorbitant hoch und führt das Wort Zufall ad absurdum. Dennoch bleibt die Tatsache bestehen, dass unser Material unauffindbar ist. Da das Fräulein Verena und ich im Vollbesitz unserer geistigen Kräfte sind und daher wissen, dass wir sowohl Pflanzen als auch Proben auf diesem Tisch hier gelagert haben, liegt die Vermutung nahe, dass diese mit Absicht entwendet wurden, was wiederum die Schlussfolgerung zulässt, dass uns jemand schaden möchte und deshalb dafür sorgen wird, dass das Material nicht mehr auftaucht. Ergo stehen wir mit leeren Händen da und brauchen eine Lösung.«
Bieningers Augen wurden zu schmalen Schlitzen. »Reden ist Silber, Schweigen ist Gold, mein Lieber. Auch ein Einser-Schüler kann disziplinäre Probleme bekommen, ich schrecke davor nicht zurück. Ergo würde ich mich an der Stelle des Herrn etwas zurücknehmen.«
»Was hat denn der liebe Gott damit zu tun?«, warf Felix ein. Bieninger sah aus, als müsste er gleich platzen. Felix sagte mit Unschuldsmiene: »Na ja, Sie haben ja gesagt, an Stelle des Herrn.«
»Ich bin so knapp davor, eure Eltern anzurufen und euch nach Hause zu schicken. Aber so knapp!« Der Spalt, den Mr Bean zwischen Daumen und Zeigefinger freiließ, war keinen halben Zentimeter breit, seine Stimme überschlug sich beinahe. »Ihr geht auf der Stelle noch mal los und sammelt neue Pflanzen. Während die anderen nach dem Klettern Freizeit haben, werdet ihr vor dem Computer sitzen und arbeiten. Ich sehe mir heute Abend noch eure Ausarbeitung an. In English!«
Am Weg zum Fluss waren wir dermaßen fassungslos, dass wir die Hälfte der Strecke, bis auf ein paar kleine Flüche, stumm blieben. Auf dem kurzen Waldstück ergriff Vero das Wort. »Was hast du vorhin gemeint, Chris, dass das Wort Zufall ad absurdum geführt wird?«
»Na was wohl!«, antwortete Diana für ihn. »Ich komm mir ehrlich gesagt langsam wirklich verfolgt vor. Bei dieser Bitch -Sache dachte ich noch, okay, saublöder haha-lustiger Scherz, von wem auch immer, aber das mit dem Zelt fand ich schon krasser.«
»Ihr hätte euch ernsthaft verletzen können!«, rief Vero. »Aber Mr Bean ist das total wurscht.«
Ich verjagte eine Mücke, die neben meinem Ohr herumsummte. »Die Frage ist ja, hat jemand
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