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Luegenprinzessin

Luegenprinzessin

Titel: Luegenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Miedler
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Spiel, wenn wir anfangen, untereinander rumzumachen.«
    »Ich mach doch nicht rum«, zischte ich. Dann stampfte ich mit dem Fuß auf, sodass ich uns beide nass spritzte. »Ich ärgere mich doch selber so, dass mir das passiert ist. Und ich kapier’s auch gar nicht – weder dass ich noch dass Felix… Ich wollte das überhaupt nicht. Shit!«
    Sie sah mich mit so einem merkwürdigen Blick an, dass ich richtig nervös wurde. »Was denn?«
    Sie schüttelte den Kopf und hob die Augenbrauen, gab aber keine Erklärung ab. Ich seufzte. »Jetzt komm schon, Vero. Lass mich nicht blöd sterben. Was hast du eben gedacht?«
    Wieder schüttelte sie den Kopf, machte diesmal aber auch den Mund auf. »Heute früh küsst du David, jetzt küsst du Felix –«, sie schob meinen Versuch eines Einwands mit der Hand beiseite, »– jetzt küsst du beinahe Felix und dann geht auch noch das Gerücht um, dass du und Willi…«
    Ich schnappte nach Luft. »Der macht sich vielleicht an mich ran! Ich steh überhaupt nicht auf den! Warum kapiert das keiner?« Wobei ich ganz genau wusste, woran das lag. Weil niemand, nicht mal meine beste Freundin, sich das plötzliche Interesse an meiner Person erklären konnte. Und ich selbst verstand es ja am allerwenigsten. Konnte man sich von einem Tag auf den anderen in einen Schwan verwandeln?
    »Ich geb nicht viel auf Gerüchte«, fuhr Vero fort, »und ganz bestimmt hab ich dich nicht weniger gern, nur weil du auf einmal anfängst, wild in der Gegend herumzuknutschen –«, wieder versuchte ich vergeblich einzuwenden, wieder winkte sie ab, »– wenn man mehr als einen pro Tag küsst, dann ist das in-der-Gegend-herumknutschen, tut mir leid. Aber worum es mir geht, ist, dass ich nicht will, dass die anderen blöd über dich reden. Es ist schon so weit, dass manche der Meinung sind, dass vollkommen zu Recht Bitch auf deiner Stirn gestanden hat. Sei froh, dass nur ich dich und Felix gesehen habe.«
    »Du erzählst es auch niemandem weiter«, machte ich ihr klar und hoffte, dass es nicht nach einer Drohung klang. Wie ging der Spruch? Töte nicht den Überbringer der Nachricht. Hmm, und das war Vero ja bloß. Auch wenn ich ihre Reaktion reichlich übertrieben fand. Was juckte mich, ob die Quaks mich für eine Durch-die-Gegend-Knutscherin hielten?
    »Vero, wir sind hier noch nicht fertig!«, tönte Dianas Stimme zu uns.
    »Komme schon«, rief Vero zurück, ich hielt sie jedoch am Arm fest und warf ihr einen flehenden Blick zu. Für einen Moment sagte keine von uns beiden etwas.
    »Ab jetzt wird es komisch sein zwischen dir und Felix«, meinte Vero schließlich. »Du wirst schon sehen.«
    Belämmert ließ sie mich stehen. Belämmert vor allem deswegen, weil mein Herz immer noch vollkommen verrückt spielte, wenn ich an den Beinahe-Kuss dachte. Ein wild gewordener Flummi tobte in meinem Brustkorb he­rum – jedenfalls fühlte es sich so an.
    Vero sollte recht behalten mit ihrer düsteren Prophezeihung. Als ich mich endlich aufgerafft hatte, meinen sicheren Platz im Fluss aufzugeben und zu den anderen zu gehen, bemerkte ich als Allererstes, dass Felix so tat, als sei ich unsichtbar. Nicht dass ich großartig erpicht darauf gewesen wäre, über das zu reden, was beinahe zwischen uns vorgefallen wäre, doch dass er in einem Moment meine Lippen anstarrte und mich im nächsten Moment einfach übersah, verletzte mich. Wobei ich zugeben muss, dass ich seine Ignoranz mir gegenüber nur aus dem Augenwinkel mitbekam, weil ich mich selbst außerstande fühlte, ihm einen direkten Blick zuzuwerfen. Mein Gott, was war uns da eingefallen? Felix und ich, das war total ausgeschlossen. Wir hatten hundertmal im Garten von Chris’ Eltern nebeneinander in einem Zelt übernachtet, ohne dass irgendwas passiert war. Gut, das letzte Mal war bestimmt drei Jahre her, aber trotzdem. Verdammt, ich hatte ihm mal einen Mitesser auf der Nase ausgequetscht. Mit so jemandem fängt man keine romantische Beziehung an. Wir hatten früher Wettrülpsen veranstaltet! Und wenn er Knoblauch gegessen hatte, hauchte er mir absichtlich ins Gesicht. Wobei, wenn ich es mir so überlegte, dann war das auch schon lange nicht mehr passiert. Und wenn ich jetzt da­ran dachte, eng an ihn geschmiegt im Zelt zu liegen, dann fing der Flummi von Neuem zu hüpfen an. Hör auf damit, befahl ich ihm in Gedanken. Als wir uns auf den Weg zurück machten, suchte ich verbissen nach einer Möglichkeit, mich abzulenken – und fand sie in einer Frage, die ich den anderen

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