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Luegenprinzessin

Luegenprinzessin

Titel: Luegenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Miedler
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ernsthaft versucht, uns zu verletzen?«
    Die anderen blieben stehen und sahen mich an.
    Chris nickte. » Bitch, Rucksäcke, Zelt, Materialdiebstahl. Das alles an einem Tag. Und Mr Bean hat recht, immer sind wir fünf betroffen.«
    Stumm blickten wir uns an. Ein plötzlicher Windstoß jagte durch die Bäume, das Laub raschelte. Ich fröstelte. Ganz in der Nähe knackte ein Zweig, erschrocken fuhren wir herum. Das war der Moment, in dem ich zum ersten Mal Angst bekam.
    »Aber warum ausgerechnet wir?« Vero hatte ihre Stimme zu einem Flüstern gesenkt, was uns dazu veranlasste, uns gleich noch einmal umzusehen. »Wer hat einen Grund, uns so zu hassen?«
    »Bieninger«, entfuhr es Felix und mir wie aus einem Mund. Er lachte, doch es klang gezwungen.
    »Vielleicht waren es ja wirklich die Quaks.« Ich hoffte plötzlich, dass sie es waren. Dass sie sich einfach ein paar blöde Scherze mit uns erlaubt hatten und der Einsturz des Zeltes ein blöder Unfall war, mit dem auch sie nichts zu tun hatten. So was konnte doch niemand absichtlich tun. Da fielen mir die Schritte wieder ein, die ich gehört hatte, kurz bevor das Zelt zu Boden ging. Aufgeregt fragte ich Diana, ob sie sich erinnerte. »Kurz bevor du aufs Klo gegangen bist.«
    Sie nickte.
    »Als du weg warst, hab ich die Schritte wieder gehört. Hast du niemanden gesehen?«
    »Absolut niemand. Aber hinters Zelt hab ich natürlich nicht geschaut.«
    »Vielleicht ist es –« Ich brach ab.
    »Was?«, beharrte Vero.
    »Okay. Manchmal hab ich das Gefühl, dass es Leute gibt, die auf uns neidisch sind, die Quaks zum Beispiel, weil wir die eingeschworenste Clique in der ganzen Klasse sind. Wir sehen vielleicht nicht am besten aus und sind auch nicht die Beliebtesten, aber wir hatten immer uns . Die Quaks mit ihren Zickereien, die reden manchmal tagelang nicht miteinander. Wir hatten zwar auch manchmal Zoff, aber nie so, dass unsere Freundschaft ernsthaft in Gefahr war.«
    »Mieze, du schwankst gefährlich zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Sind wir nun eine eingeschworene Clique oder waren wir es nur.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Sicher sind wir es noch, aber ich hab einfach das Gefühl, dass sich so vieles verändert hat. Dass wir uns verändert haben. In so unterschiedliche Richtungen –«
    »Ja, manche von uns verknallen sich in den Klassenschleimer«, ätzte Felix.
    »Er ist kein Schleimer«, rutschte es mir raus und ich fügte schnell hinzu: »Außerdem bin ich nicht verknallt in ihn.«
    »Und noch mal außerdem«, ergriff Diana das Wort, »geht es niemanden was an, wer in wen verliebt ist. Die Frage ist: ›Falls uns wirklich jemand derart bösartig sabotieren will, sind wir zusammen stark genug, das durchzustehen? Ohne uns gegenseitig die Schuld in die Schuhe zu schieben oder uns sonst wie fertigzumachen?‹«
    Felix verdrehte die Augen, Chris hüstelte verlegen, aber Diana schien es vollkommen ernst zu meinen.
    »Klar sind wir stark genug«, verkündete Vero bestimmt und schaute jeden von uns an. »Na klar«, murmelten jetzt auch wir anderen.
    »Dann wäre das ja geklärt«, gab Diana sich zufrieden. »Und jetzt ran ans Pflanzenausrupfen. Echt, was für eine Arschgeige hat uns die Proben geklaut!«
    Felix und ich nahmen Wasserproben und pflückten Flusspflanzen, während die anderen drei dem Grünzeug am Ufer zu Leibe rückten.
    »Ist dein Rucksack noch nass?«, fragte ich ihn.
    Er winkte ab. »Das klebrige Zeugs ist nicht rausgegangen, den kann ich nur noch wegschmeißen.«
    »Steck ihn zu Hause in die Waschmaschine«, schlug ich vor.
    Er schüttelte den Kopf. »Wenn meine Ma das mitkriegt, bringt sie mich um. Das Ding hat hundertdreißig Euro gekostet und war nagelneu.«
    Ich schnaubte. »Das ist ein echter großer Sachschaden, aber Bieninger ist das schnurzpiepegal. Der ist doch total unfähig!
    Pass auf, ich nehm den Rucksack mit und schmeiß ihn in unsere Waschmaschine. Keine Sorge, meine Eltern verpetzen dich auf keinen Fall bei deiner Ma. Die fühlen sich derzeit unserer Generation viel mehr zugehörig als ihrer eigenen.«
    Felix wirkte erleichtert. »Du hast schon coole Eltern, Mieze.«
    Ich prustete unfroh. »Cool? Mein Vater hält sich für die neue J. K. Rowling.«
    »Na und? Vielleicht ist er ja die neue J. K. Rowling.«
    »Pfff…«
    »Ich werde das Buch jedenfalls lesen.«
    »Das ist nett.«
    Felix schüttelte den Kopf. »Du kapierst es einfach nicht.« Es klang frustriert. Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte, aber langsam begriff ich,

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