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Luegnerin

Luegnerin

Titel: Luegnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justine Larbalestier
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anderen beiden, versteckt hinter Salz, Wasser und Angst. Ihre Angst riecht köstlich. Es ist der Beutegeruch.
    Ich gehe auf sie zu, knurrend. Ich bin hungrig, Speichel tropft über meine Zähne, meinen Kiefer entlang. Die Junge weicht zurück. Die Alte bewegt sich mit ihr. Ihre Bewegungen sind langsam und ungelenk. Auch wenn meine Artgenossen nicht bei mir sind, wird das eine einfache Jagd. Aber ich wünschte, Hilliard könnte sehen, wie ich sie einkreise.
    Die Große macht einen Schritt auf mich zu. Sie riecht nicht nach Angst.
    Die Junge bewegt sich wieder.
    Ich springe.
    Aber die Große bewegt sich zwischen mich und meine Beute. Ich lande auf ihr, stoße sie zu Boden, die Zähne gebleckt.
    Die Junge und die Alte winseln und jaulen. Mit einem
Pfotenhieb werfe ich die Alte um. Sie schlägt hart auf und ist still. Ich rieche Urin. Die Junge macht ein Geschrei, als hätte ich ihr bereits den Bauch aufgerissen. Ich mache mich bereit zum nächsten Sprung.
    Aber die Große blickt zu mir auf, leise Töne vibrieren in ihrer Kehle.
    Ich kenne diese Töne.
    Ich wende mich wieder der Jungen zu. Ich bin hungrig, und sie winselt danach, von mir gefressen zu werden.
    Die Große streckt die Hand aus und berührt das Fell an meinem Hals. Sie gräbt die Finger hinein, zieht meinen Blick wieder zu sich. Mein Speichel tropft ihr aufs Gesicht.
    Ihre leisen Geräusche ertönen weiter, unbeirrt und gleichmäßig und sicher. »Micah«, sagt sie. Immer und immer wieder.
    Meinen Namen.
    »Micah«, sagt Yayeko.
    Ich habe Hunger. Ich bin ein Wolf.
    »Micah, Micah, Micah, Micah, Micah, Micah, Micah, Micah, Micah.«
    »Micah ist ein Wolf«, möchte ich zu ihr sagen. Aber Wölfe können nicht sprechen.
    Megan beugt sich weinend über ihre Großmutter.
    »Micah«, sagt Yayeko immer und immer wieder. »Micah. «
    Ihre Worte machen mich schläfriger, als ich hungrig bin.
    Ich lege meine Schnauze auf die Pfoten und spüre die Erinnerung, wie es ist, Finger zu haben.

NACHHER
    Jetzt glaubt Yayeko mir.
    Sie will mit den Leuten im Zentrum für Genomforschung und Systembiologie an der Universität von New York sprechen. Sie hat dort studiert und eine Freundin von ihr arbeitet dort. Sie hat noch eine Freundin im sportwissenschaftlichen Labor in Fordham. Die könnten erfassen, wie weit außerhalb des Menschlichen ich liege.
    Ich bin nicht sicher.
    Das Wölfische ist nicht nur mein Geheimnis. Es ist das Geheimnis der ganzen Familie. Großmutter und Großtante Dorothy würden sich auf jeden stürzen, der versuchen würde, ihnen Blut abzunehmen. Sie glauben nicht an die Wissenschaft.
    Und auch nicht an die Zivilisation.
    Sie halten nichts von Fremden. Sie wollen nicht, dass irgendjemand erfährt, was sie sind. Verdammt, sie selbst wollen ja nicht einmal wissen, was sie sind oder woher Werwölfe überhaupt kommen.
    Aber ich will es wissen.
    Wenn wir noch mehr Tests durchführen und die beweisen, was wir bereits wissen, dann, glaubt Yayeko, wird es Gelder geben, um Studien mit mir durchzuführen. Damit könnte ich meine College-Gebühren finanzieren. Ich wäre der Forschungsgegenstand für andere, ein bezahltes Versuchskaninchen.
    Wenn ich die Tests machen lasse.
    Wenn ich ihnen zeige, was ich bin.
    Aber was für eine Art von Leben wird das sein? Ich wäre mehr denn je zum Monster abgestempelt.

    Es gibt auch Stipendien für Läufer. Zach hat mich mal danach gefragt. Das Einzige, was mich daran gehindert hatte, war Dad, der mir sagte, ich müsste meine wölfische Seite geheim halten. Aber ich kann es ja zurückschrauben: Ich kann schnell genug laufen, dass es für ein Stipendium reicht, aber nicht so schnell, dass ich ihnen Angst einjage.
    Ich habe die Wahl.
    Die Entscheidung ist einfach: Ich kann meine Familie nicht verraten, meine echte Familie – die Oldies und alle draußen auf der Farm. Ich will nicht, dass Pete sein neues Zuhause verliert.
    Ich werde aufs College gehen. Eine gutes College mit einer guten Lauf-Mannschaft und einem guten Biologie-Fachbereich. Ich werde herausfinden, was ich bin.

LÜGE NUMMER 10
    Das ist eigentlich mehr eine Auslassung als eine Lüge. Ich weiß nicht, ob ich es zählen soll. Ist es eine Auslassung zu viel? Wie viele Auslassungen zählen als eine Lüge?
    Ich habe nicht die ganzen Reporter erwähnt. Ich habe nicht erwähnt, wie es war, zur Schule zu gehen durch die Meute der Presseleute hindurch, die mir Fragen zuriefen, mir ihre Kameras vors Gesicht hielten. Mein Foto in der Zeitung. Tayshawns. Sarahs.
    Und das von Zach

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