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Luegnerin

Luegnerin

Titel: Luegnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justine Larbalestier
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das nicht stimmt. Ich weiß nicht, warum ich es sage. Diese beiden Worte bedeuten, dass ich zugebe, dass ich mich mit Zach getroffen habe. Dass ich seine – seine was auch immer war.
    »Du lügst. Ich war am Samstag mit ihm zusammen.Wir waren auf Chantals Party. Du warst nicht eingeladen.«
    Als ob ich hätte gehen wollen. So ein Lärm. Nicht nur die Musik, sondern all die Stimmen, total laut und heiser vom Trinken. Ich trinke nie. Alle Wilkins trinken nicht.
    »Die Party hat ja nicht die ganze Nacht gedauert«, sage ich. »Wir haben uns hinterher gesehen.« Ich überkreuze meine Beine anders herum und dehne meine Wirbelsäule.
    »Um fünf Uhr morgens?«, fragt sie. »Als er schon so betrunken war, dass Chantals älterer Bruder ihn schließlich in ein Taxi gesetzt hat, damit er nach Hause kam?«
    »So betrunken war er auch wieder nicht. Ich bin durch sein Fenster geklettert.«
    »Durchs Fenster? Von einer Wohnung im siebten Stock?«
    Ich nicke. Ich bin schon durch höher gelegene Fenster geklettert. »Ich bin die Feuerleiter hochgestiegen. Sein Zimmer liegt gleich daneben.« Stimmt nicht. Da ist die Küche. Ich muss über die Simse klettern, um zu Zachs Zimmer zu gelangen. Aber Sarah gehört nicht zu den Leuten, die bemerken, wo die Feuerleiter ist. »Er lässt das Fenster immer einen Spalt offen. Jedenfalls hat er das immer getan. Er hat geschnarcht. Ich bin neben ihn gekrochen.
Er ist aufgewacht.« Ich kann es ganz deutlich vor mir sehen, obwohl ich weiß, dass es nicht so war. Jedenfalls nicht in dieser Nacht.
    »Ich dachte, du hast gesagt, du hättest nie mit ihm geschlafen? « Sie heult wieder. Es fasziniert mich, wie sie das schafft bei all ihren Fragen und ihrer Wut.
    »Hab ich auch nicht. Man kann noch andere Sachen machen.« Schlafen zum Beispiel. Er war wirklich betrunken gewesen. Er war aufgewacht, hatte »Micah« gegrunzt, sich auf die andere Seite gerollt und weitergeschnarcht. Oder zumindest hätte es so sein können, wenn ich an diesem Abend dort gewesen wäre. So hatte es sich vorher schon öfter abgespielt.
    Sarah schaut mich lange an und für einen kurzen Augenblick ist auch die Angst aus ihrem Blick verschwunden. »Du bis fies«, sagt sie schließlich. »Ich glaube kein Wort von dem, was du gesagt hast. Kannst du sein Zimmer überhaupt beschreiben?«
    »Massenhaft Pokale.«
    »Bei welchem sportlichen Jungen stehen nicht massenhaft Pokale im Zimmer rum?« Sie lehnt an meinem Schreibtisch. Der ist hart und aus Metall, selbst mit dem Tuch, das darübergebreitet ist. Es kann nicht bequem sein. »Welche Farbe haben die Wände?«
    »Nachts? Dunkel.«
    »Sehr witzig.Wie sieht der Rest des Hauses aus?«, bohrt sie weiter.
    »Ich hab’s dir doch gesagt. Ich bin durch sein Fenster reingekommen.«
    »Was ist …?«
    »Warum beantworte ich hier eigentlich deine Fragen?«
Ich will, dass sie geht. Ich will, dass sie aufhört, mich auszufragen. Ich will, dass sie mich in Ruhe lässt.
    »Warum sagst du nicht die Wahrheit?«, fragt sie und schaut mich böse an.
    »Warum tust du es nicht?«, entgegne ich, obwohl sie eine unverbesserliche Wahrheitsfanatikerin ist. Ich erwidere ihren bösen Blick.
    »Du bist ja nicht mal hübsch!«, ruft Sarah und stößt sich vom Schreibtisch ab, am Bett vorbei und zur Tür hinaus. »Du siehst aus wie ein Junge. Ein hässlicher Junge! Was hat er nur in dir gesehen?«
    Sie knallt die Tür hinter sich zu.
    Sie hört nicht mehr, wie ich sage, dass ich keine Ahnung habe.

MEINE GESCHICHTE
    »Hast du deine Pille genommen?«, ist das Erste, was mich meine Eltern jeden Morgen fragen. Na ja, vor allem mein Dad.
    Es nervt. Es nervt mich total.
    Vor allem, wenn Jordan dann noch diese Frage wiederholt. Es ist mehr als ätzend, wenn man so was von seinem zehnjährigen Bruder gefragt wird. Dabei spielt es keine Rolle, dass ich die Pille nicht aus diesem Grund nehme. Trotzdem ist es nichts, worüber er sprechen sollte.
    Es ist nichts, worüber ich nachdenken will.

    Ich hasse das alles: Menstruation, Pillen, Blut.
    So.Viel. Blut.
    Ich nehme die Pille nicht nur für meine Haut, sondern auch um meine Periode zu normalisieren.
    Davor war es furchtbar. Mit allem Drum und Dran: im Bett liegen und vor Schmerz heulen, ein wahres Blutbad, heftiger Blutmangel einmal pro Monat. Das erste Mal, als ich meine Tage kriegte, dachte ich, ich würde sterben. So schlimm waren die Schmerzen. Das Bluten wollte gar nicht mehr aufhören.
    Mein Arzt bekam das in den Griff, indem er mich jeden Tag eine Antibabypille

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