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Luegnerin

Luegnerin

Titel: Luegnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justine Larbalestier
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meiner Unterhose.
    Zwei der Anzeichen, die mir die Oldies genannt hatten.
    Die anderen waren Hitzewallungen. Und schmerzende Zähne.
    Ich wusch mir die Hände und legte die Hand auf die Stirn. Sie fühlte sich nicht besonders warm an. Mit meinen Zähnen war alles okay. Wie viele Anzeichen sollte ich abwarten, bevor ich es Mom und Dad erzählte?
    Ich ging in die Küche zurück, lehnte mich gegen den Kühlschrank. »Dad?«, sagte ich vorsichtig. Das Ganze kam mir ganz und gar unwirklich vor. Hey, Dad, ich glaub, jetzt könnte es vielleicht losgehen. Vielleicht ist es Zeit, mich in den Käfig zu sperren.
    Er blickte nicht auf.
    Vielleicht sollte ich lieber auf ein weiteres Anzeichen warten? Aber die Oldies hatten gesagt, dass selbst ein einziges Anzeichen genügte. Manchmal kommt die erste Verwandlung unheimlich schnell.
    »Dad«, wiederholte ich.
    » Was, Micah? Ich bin ziemlich beschäftigt.« Dad blickte auf.
    Ich fühlte mich total bescheuert. Was, wenn nun gar nichts wäre? Die Blutstropfen waren wirklich winzig gewesen.
    »Was, Micah?«
    »Äh«, sagte ich, »ich glaub, es könnte sein, dass ich, dass es, du weißt schon, bald passiert.«

    »Was soll passieren? Ich muss das hier in« – damit warf er einen Blick auf den Bildschirm – »zwei Stunden abgeben. «
    »Die Verwandlung. Ich glaube …«
    Dad sprang auf und hätte sich um ein Haar den Kopf an dem Fahrrad über ihm gestoßen. Er legte mir die Hand auf die Wange. »Ist dir heiß?«
    »Noch nicht. Nur meine Haut.« Ich streckte ihm die Arme entgegen, auf denen mittlerweile immer mehr rote Pickel erschienen. »Und da war Blut. Nicht viel, aber …«
    »Verdammt«, sagte Dad. Er flucht sonst eigentlich nie. »Dann ist es also so weit. Bist du bereit, da reinzugehen? «
    War ich nicht, aber ich nickte trotzdem. Die Oldies hatten gesagt, es könnte sehr schnell gehen. Ich fühlte mich komisch, so als würde mein Herz viel zu schnell schlagen, aber ich konnte nicht sagen, ob das der Beginn der Verwandlung war oder meine Angst, dass es bald geschehen könnte. Dann fiel es mir wieder ein: Auch ein beschleunigter Herzschlag war eines der Anzeichen.
    Ich kroch in den Käfig. Dad schloss hinter mir ab. Ich saß auf der dünnen Matratze, die wir hineingelegt hatten, um ihn etwas bequemer zu machen. Bei einer Höhe von knapp einem Meter war Aufstehen nicht möglich. In der Ecke stand ein Eimer als mein Klo samt einer Rolle Klopapier. In der entgegengesetzten Ecke standen ein Krug mit Wasser und ein Plastikbecher.
    »Alles okay?«, fragte Dad.
    Ich nickte. Nichts war okay.
    »Ich bin gleich zurück«, sagte er.
    »Okay«, sagte ich und wünschte, er würde bleiben. Es
hatte mir noch nie etwas ausgemacht, alleine zu sein. Ich mochte es. Aber diesmal nicht.
    Er machte die Tür hinter sich zu. Ich wünschte, er hätte das nicht getan, denn sofort fing ich an, mir Sorgen zu machen, er könnte nicht zurückkommen, dass die Tür sich nicht wieder öffnen würde, bis ich ein Wolf war. Oder nicht einmal dann.
    Das Zimmer war so dunkel. Ich wünschte, ich hätte Dad gebeten, die Jalousie hochzuziehen. Obwohl es draußen sowieso bald dunkel werden würde. Ich versuchte, mich zu strecken. Der Käfig war groß genug, um Dehnübungen im Sitzen auszuführen. Das Problem war nur, dass ich nicht so besonders viele kannte.
    Ich war erst seit ein paar Minuten im Käfig und schon hatte ich das Bedürfnis aufzustehen. Ich war nicht sicher, wie lange ich das hier noch aushalten würde.
    Die Tür ging auf. Gott sei Dank.
    »Mom wird bald zu Hause sein«, sagte Dad. »Ich hab sie angerufen.« Er legte seinen Laptop aufs Bett und setzte sich daneben. Freitags arbeitet Mom immer länger, weil sie noch einen Fortgeschrittenenkurs in Französisch gibt. Jordan ist im Schachclub.
    »Da bin ich froh«, sagte ich. »Wegen Mom, meine ich.«
    »Ja«, sagte Dad. Er legte die Hand auf den Laptop, aber er öffnete ihn nicht. »Wie fühlst du dich jetzt?«
    Wir starrten uns an. Er wandte als Erster den Blick ab.
    »Ganz okay«, sagte ich. »Ist irgendwie komisch.«
    »Ja, es wäre um Einiges einfacher, wenn du draußen auf der Farm wärst.«
    »Dad«, sagte ich, »du hast es mir versprochen.«
    »Ich weiß. Es ist nur …«

    »Dad! Ich würde mich umbringen. Es wird schon nicht so schlimm werden, ja? Schließlich komme ich ja nicht raus aus diesem Käfig. Wir kriegen das schon hin.«
    »Ich hoffe es«, sagte Dad. Er klang nicht gerade überzeugt. Ich konnte nicht glauben, dass er mich den Oldies opfern

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