Luegst du noch oder liebst du schon Roman
wir doch lieber unser Gemüsecurry, gehen danach in irgendeine Bar und später vielleicht noch zu mir. Was meinst du?«
Samira nickt kauend. Sie scheint ein Genussmensch zu sein, was mir sympathisch ist. Franca isst im Gegensatz zu ihr allerdings mit viel mehr Anmut. Außerdem würde
sie mich nicht hinterrücks überfallen und mich mit irgendwas besprühen, das auch bei Kühen und Erdbeeren hilft. Und sie hätte mich bestimmt nicht gezwungen, in Socken an einem flachen Tisch zu sitzen und meinen Rücken zu malträtieren.
Um jeglichen positiven Gedanken an die Frau, die mich belogen hat, zu verscheuchen, konzentriere ich mich auf die Vorzüge meiner Begleiterin: Samira trägt ein tief dekolletiertes schwarzes Sommerkleid aus Seide, das ich laienhaft der Kategorie Negligé zuordnen würde. Aber was weiß ich schon von der aktuellen Sommermode? In Kombination mit einer roten Halskette und klimpernden Armreifen (ebenfalls rot) hat dieser Look durchaus etwas Verführerisches. Ihr Dekolleté schimmert, vermutlich hat sie eine dieser Cremes mit Glitzerpartikelchen aufgetragen.
Ob sie auch Naturkosmetik benutzt? Vielleicht sogar von Pure-Nature, der Firma, für die Franca arbeitet?
»Woran denkst du gerade?«, reißt mich Samira aus meinen Grübeleien und wirft mir einen vielsagenden Blick zu. Vermutlich versucht sie herauszufinden, ob sich mein Herz-Chakra bereits geöffnet hat und damit die Bahn für sie frei ist.
»An Sex mit dir!«, antworte ich ehrlich. Mal sehen, wie sie darauf reagiert.
»Und woran denkst du dabei genau?«
Was für eine Frage! Soll ich mich jetzt in Details ergehen? Erotische Fantasien gestehen?
»Woran denkst du denn, wenn du an Sex mit mir denkst?«, frage ich provokant zurück.
»Das wirst du schon selbst herausfinden.«
Diese Antwort verlangt natürlich nach einer schnellen Reaktion. Ich deute Knopfauge mit einer Geste an, dass ich zahlen möchte, und lehne in unser beider Namen den Mango-Lassi aufs Haus ab, den er uns lächelnd zusammen mit der Rechnung serviert.
»Also ich kann gern darauf verzichten, und du?«, frage ich Samira, die mit ihren Lippen meinen Hals kost.
»Da bin ich ganz deiner Meinung«, haucht sie, während ich mit einem kleinen Problem kämpfe: Wie komme ich bloß wieder hoch?
35
Glückskäfer
FRANCA PETERS - SONNTAG, 4. JULI BIS MONTAG, 5. JULI
»Und, war’s gut?«, fragt Mia, während ich mich mit Sonnenmilch eincreme.
»Es war schön«, antworte ich und lasse meinen Blick über den Rasen des Kaifu-Schwimmbads gleiten. Zum Glück ist es heute einigermaßen leer, vermutlich weil in den Ferien viele verreist sind.
Mia liegt auf dem Handtuch neben mir, eine überdimensional große Sonnenbrille auf der Nase, und schaut in die Luft. »Nur schön? Oder sehr schön?«
»Sehr schön«, antworte ich verlegen. Es ist lange her, seit ich mich zuletzt mit jemandem über die Qualität meines Sexlebens ausgetauscht habe.
»Das freut mich, Süße«, sagt Mia enthusiastisch. »Willkommen im Club der Erwachsenen!«
»Haha.«
»Sag mal, irre ich mich, oder ist es das erste Mal, dass du gleich beim ersten Rendezvous mit jemandem im Bett warst?«
Ich überlege kurz. Doch, Mia hat recht! War mir noch gar nicht aufgefallen.
»Dann haben wir ja heute zwei Premieren zu feiern«, ruft sie und springt wie von der Tarantel gestochen auf. »Bin sofort wieder da!« Ich grinse und lege mich ebenfalls aufs Handtuch. Meine heutige Nacht war kurz, Tobias ist erst um fünf Uhr morgens gegangen.
Fünf Minuten später kommt Mia vom Kiosk zurück, einen Piccolo Sekt und zwei Pappbecher in der Hand. »Nicht sehr stilvoll, aber immerhin etwas«, sagt sie und setzt sich neben mich. Lange her, dass ich Sekt aus einer Flasche mit Schraubverschluss getrunken habe. Allmählich fühle ich mich wie in einer Zeitmaschine - mindestens fünfzehn Jahre zurückgebeamt.
»Wieso eigentlich zwei Premieren?«, frage ich neugierig, während ich den lauwarmen Freixenet trinke.
»Dein erster Sex seit Ralf und dein erster One-Night-Stand«, hilft Mia mir auf die Sprünge. »Oder war das keine einmalige Sache?«
Ich denke nach. Momentan bin ich zwar zu aufgewühlt und müde, um ernsthaft über eine mögliche Zukunft mit Tobias nachzudenken. Aber wenn Mia mich schon so fragt …
»Keine Ahnung, ich glaube nicht. Wir haben uns nicht konkret für ein Wiedersehen verabredet.«
»Bist du in ihn verliebt?«
»Ich weiß nicht, es ging ja alles sehr schnell. Ich habe immer noch das Gefühl, dass ich mir
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