Luegst du noch oder liebst du schon Roman
Geheimnis?« Ich finde mich so richtig poetisch!
»Aber Franca, das ist totaler Quatsch! Gerade du bist doch das beste Beispiel dafür, dass man auch von Angesicht zu Angesicht den größten Schwachsinn erzählen kann, ohne dass der andere es merkt.«
Beschämt senke ich den Blick. Ich hatte meine Lügengeschichte bereits vergessen. Und dass ich gar nicht in München war. Wie peinlich, dass mir Oliver offensichtlich die Daumen für meine schwierige Aufgabe gedrückt hat. Ich könnte mich wirklich ohrfeigen. Gleich morgen früh werde ich ihm eine Mail schreiben oder ihn anrufen.
Kurz darauf piept mein Handy, ich habe eine SMS bekommen. Erstaunt lese ich die Nachricht:
Wollen wir uns später in der Daniela Bar treffen?
So gegen elf? O.
»Kannst du mir das bitte erklären?«, frage ich und schiebe Mia das Mobiltelefon über den Tisch. Die sieht mich nur an und grinst.
»Das bedeutet, dass Oliver Amelie so schnell wie möglich loswerden will, weil er offenbar total auf dich steht. Du siehst heute Abend aber auch wirklich zum Anbeißen aus!«
»Und was soll ich jetzt antworten? Er hat doch gesehen, dass wir zusammen unterwegs sind. Außerdem ist morgen ein ganz normaler Arbeitstag. Ich muss um sechs Uhr aufstehen und er doch bestimmt auch.« Oder können Autoren so lange schlafen, wie sie wollen?
»Zunächst müsstest du eigentlich mich fragen, ob es in Ordnung ist, wenn du dich vom Acker machst. Schließlich wollten wir beide nachher noch um die Häuser ziehen, oder?«
»Tut mir leid, natürlich. Da kannst du mal sehen, wie sehr mich dieser Typ konfus macht. Wir verbringen den Abend selbstverständlich zusammen«, antworte ich lahm.
Pünktlich um elf Uhr quetsche ich mich durch den verstopften Eingang der Bar am Schulterblatt, in der hippes Partyvolk feiert, als gäbe es kein Morgen mehr. Der Altersdurchschnitt liegt bei maximal zweiundzwanzig, es ist brüllend laut und extrem warm.
»Wunderbar, dass du kommen konntest«, begrüßt Oliver mich und zieht mich in das Innere des Raumes. Ein bisschen weiter hinten wird es zwar leerer, aber leider nicht viel leiser.
»War deine Freundin nicht böse, dass du dich mit mir triffst?« Oliver hält seinen Mund ganz dicht an mein Ohr, damit ich ihn verstehen kann. Er duftet wieder umwerfend!
»Sie ist ebenfalls noch verabredet, von daher war das kein Problem«, antworte ich, was nicht ganz der Wahrheit entspricht. Aber das kann ich ja schlecht zugeben.
»Und wer passt heute Abend auf Lucia auf?«
Oliver stutzt einen Moment.
»Mein Freund Dominic«, antwortet er schließlich und schiebt mir die Getränkekarte zu. »Lust auf einen Cocktail? Oder lieber etwas Leichteres, vielleicht eine Weißweinschorle?
Wir können auch woandershin, wo es ein bisschen ruhiger ist.«
»Dein Freund spielt Babysitter?«, wiederhole ich ungläubig. »Den ganzen Abend lang? Das ist ja ziemlich ungewöhnlich.«
»Er ist Kindertherapeut«, entgegnet Oliver und sieht mich belustigt an. »Außerdem finde ich nichts Seltsames daran, dass ein Mann auf meine Tochter aufpasst. Er ist sehr zuverlässig, liebevoll und außerdem ihr Patenonkel.«
»Und wie bist du Amelie losgeworden?«, frage ich und beiße mir gleichzeitig auf die Zunge. Besonders höflich war das nicht gerade. Olivers Lächeln wird breiter.
»Ich habe Migräne vorgetäuscht.«
»Oh, du Ärmster, das tut mir aber leid«, grinse ich. »Ich denke, ich nehme zur Feier des Tages einen Mojito. Du bleibst ja sicher bei Wasser. Alkohol und Kopfschmerztabletten vertragen sich nämlich nicht besonders gut.«
Oliver brüllt gegen die Musik an und ordert zwei Cocktails beim Barkeeper. Ich wippe mit den Füßen zum Takt von Sammys momentanem Lieblingssong.
»Hast du ein Bild von Lucia dabei?«, frage ich neugierig. Ob sie wohl eher nach ihm oder ihrer Mutter kommt?
Dominic kramt in der Tasche seiner Jeans nach dem Portemonnaie und murmelt etwas, das in der Musik untergeht. Die Fahndung in der Geldbörse bleibt jedoch ohne Ergebnis.
Komisch … Ich gehe nie ohne ein Foto von Sammy
aus dem Haus. Aber vielleicht sind Männer da anders. Weniger sentimental.
»Das Bild ist in meinem anderen Portemonnaie, das zu Hause liegt«, erklärt er. »Ich zeige sie dir ein anderes Mal, okay?«
Er will mich wiedersehen, juhu!
Der Barkeeper serviert die Mojitos, und aufgrund der Lautstärke bleibt uns nicht viel anderes übrig, als einfach nebeneinanderzustehen und schweigend unsere Drinks zu schlürfen. Andernfalls würden wir nur beide den
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