Luegst du noch oder liebst du schon Roman
Lieblosigkeit meckerte.
Im Fall von Dominic lag die Ursache in der Erkenntnis, dass ich als Journalist und Autor weitaus engagierter und erfolgreicher war als als Therapeut.
Nach mir bezog Carsten Baumann den frei gewordenen Raum in Dominics Praxis, und Lauren bestieg den nächsten Flieger in die Staaten. Seit dieser Zeit kann ich Frauen, die nicht arbeiten und sich aus purer Langweile stundenlang über die Farben von Nagellack unterhalten, nichts abgewinnen. Ebenso wenig wie Berufsgemeinschaften.
Dennoch ist Franca Peters die erste Frau, bei der ich mich ein bisschen fühle, wie es Lauren mit mir ergangen sein muss. Keine Ahnung, ob ich auf Dauer mit so einer Situation zurechtkomme …
17
Who the hell is Freddi Frosch?
FRANCA PETERS - DONNERSTAG, 3. JUNI
Ich glaub’s nicht, Oliver will mit mir in den Urlaub fahren! Mein Herz überschlägt sich fast, und ich habe große Mühe, mich auf das Geplapper von Sammy zu konzentrieren, der gerade von der Mutter eines Freundes zu Hause abgeliefert wurde.
»In der Spielstadt gab’s eine Kletterwand, einen Ball-Shooter, eine Riesenrutsche und ein Flugzeug«, ruft er begeistert. Sein Mund ist verschmiert (Schokoeis?), und er hält sich seine Überraschungstüte vor den Bauch wie eine Trophäe. »Ich will meinen Geburtstag auch da feiern«, werde ich informiert. »Und ich will, dass Luca, Sylvie, Thorben, Levin und …«
Den Rest blende ich vorsichtshalber aus, denn ich weiß ja, wie viele Freunde Sammy hat.
»Mama, es ist sooooo toll da! Ich werde übrigens vielleicht Bergsteiger«, verkündet Sammy zum Abschluss und postiert sich dann vor dem Familienplaner, der in der Küche am Kühlschrank hängt. Da steht es blau auf rot: Mein Sohn feiert am fünfzehnten Juni, also in knapp zwei Wochen, seinen neunten Geburtstag.
»Wasch dir bitte erst mal die Hände und das Gesicht«, fordere ich und schiebe ihn Richtung Badezimmer. Offenbar hatte ich seinen Geburtstag bisher erfolgreich verdrängt. Gut, dass Ralf dann noch in Hamburg ist.
»Vielleicht werde ich auch Pilot«, eröffnet mein Sohn mir, während er mit dem Wasser herumspritzt. Ich bin an diese Form von Aktionismus gewöhnt, schließlich ist Sammy im Sternzeichen Zwillinge geboren. Zwillinge mögen es nicht, sich festzulegen, und hassen nichts so sehr wie Stillstand. Sie halten sich ungern an Termine, weigern sich, zu einer festgesetzten Zeit zu essen und zu schlafen, und empfinden ein Leben nach festen Regeln als echte Zumutung. Das wirklich Anstrengende an diesem Tierkreiszeichen ist aber, dass sich seine Verhaltensmuster exakt mit denen jedes Kindes decken. Was im Klartext bedeutet, dass man im Zusammenleben mit ihnen niemals wirklich aus dem Gröbsten raus sein kann. Und ich hatte immer gehofft, dass das spätestens nach dem achtzehnten Lebensjahr nicht mehr mein Problem sein würde …
»Wie hieß das noch mal, wo ihr wart?«, frage ich, während Sammy seine Hände mit dem Kermit-Handtuch abtrocknet, das Mia ihm geschenkt hat.
»Spielstadt«, antwortet er knapp und stürmt dann Richtung Kinderzimmer. Für ihn ist der Fall erledigt, schließlich weiß seine Mutter ja jetzt, was sie zu tun hat.
Seufzend google ich »Hamburg Spielstadt XXL« und bin in der Tat beeindruckt. Kindern bis zu zwölf Jahren wird dort auf einer relativ großen Fläche alles geboten, was das Herz begehrt. Ich gehe auf den Button »Geburtstage«
und vergleiche die verschiedenen Angebote. Fürs Erste bleibe ich wohl beim Paket »small«.
Für neun Euro fünfzig pro Kind erwartet die Gäste ein Softgetränk, ein Eis, eine XXL-Geburtstagstüte für Sammy (Inhalt leider unbekannt) sowie ein Fototermin mit Freddi Frosch. Es wird darum gebeten, die Kamera nicht zu vergessen.
Ich rechne hoch: Sammy hat an die zehn Freunde und Freundinnen, die zu seinem festen Kreis zählen, dessen einzelne Mitglieder allerdings in ihrem Status auf- und absteigen. Der Zwilling an sich legt sich eben nicht gern fest, auch nicht in emotionaler Hinsicht. Sein bester Freund ist momentan Luca, aber das kann sich bis Mitte Juni auch wieder ändern.
»Würdest du dich an der Finanzierung von Sammys Geburtstag in der Spielstadt beteiligen?«, frage ich Ralf am Telefon.
»Willst du nicht wieder bei dir zu Hause feiern?«, antwortet Ralf in einem Ton, als würde ich von ihm eine Finanzspritze in Höhe von mehreren Tausend Euro verlangen. Seine Worte verfehlen ihre Wirkung nicht, Ralf kennt mich eben. Doch meine Verunsicherung währt nur kurz.
»Nein, will ich
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