Luegst du noch oder liebst du schon Roman
Leben, was der tiefere Sinn und Zweck meines Daseins ist, und …«
»Okay, ich nehme alles zurück, Franca tut dir gut«, lenkt Dominic ein und bestellt zwei weitere Gläser Bier. »Und? Hast du schon eine Antwort auf diese gewichtigen Fragen gefunden?«
Natürlich nicht! An diesem Thema beißt sich die Menschheit seit Jahrmillionen die Zähne aus. Wieso sollte ausgerechnet ich die Antwort kennen?!
»Ich denke zumindest darüber nach, meinen Lebensstil zu ändern. Ich würde gern irgendetwas Sinnvolles tun. Ich weiß nur noch nicht, was.«
»Du könntest wieder als Therapeut arbeiten«, schlägt Dominic vor und sieht aus, als betrachte er mich plötzlich mit ganz anderen Augen. »Im Übrigen hast du schon etwas Sinnvolles getan - du hast Bücher geschrieben, die vielen Lesern weitergeholfen haben. Du bist nicht umsonst Bestsellerautor.«
Stimmt auch wieder.
»Vielleicht könnte ich irgendetwas mit Kindern machen«, sinniere ich unter dem Einfluss des Biers in der warmen Sommersonne.
Wie komme ich denn plötzlich auf Kinder? Um diese Uhrzeit bekommt mir Alkohol anscheinend überhaupt nicht.
»Kinder? Unterschätz das nicht! Ich kann dir Lucia gerne ein paar Tage ausleihen, damit du weißt, wie es ist, rund um die Uhr für jemand anderen als nur für dich selbst verantwortlich zu sein.«
Was für eine coole Idee! Ich könnte Franca zu mir einladen und sie mit Lucia bekannt machen. Wenn sie erst gesehen hat, wie gut ich mit der Kleinen auskomme, sage ich ihr endlich die Wahrheit. Dann weiß sie, dass ich ungebunden, aber Kindern gegenüber offen bin. Denn irgendetwas an ihr signalisiert mir, dass sie eigentlich gern Mutter geworden wäre. Nur hat ihr Ex offenbar entweder nicht seinen Mann gestanden, oder das Timing hat bei den beiden nicht gestimmt. Pluspunkt für mich, würde ich sagen!
Wie aufs Stichwort beginnt am Nebentisch ein Baby zu schreien.
»Aber jetzt genug von mir. Was ist denn mit Carla und dir los? Eure üblichen drei streitfreien Monate sind doch noch gar nicht um«, frage ich.
»Sie möchte gern wieder arbeiten. Ich glaube, sie hat so etwas wie eine Midlife-Crisis. Im Oktober wird sie vierzig, und das scheint ihr ziemlich zu schaffen zu machen.«
Ich nicke - das Gefühl kenne ich irgendwoher.
»Und was schwebt ihr vor?« Dummerweise habe ich schon wieder vergessen, was Carla beruflich macht, denn ich kenne sie fast nur schwanger oder zusammen mit den drei Mädchen.
»Sie würde gern als Heilpraktikerin bei mir in der Praxis einsteigen. Sie beschäftigt sich schon seit geraumer Zeit mit Chakra-Meditation, Reiki und Aufstellungsarbeit und würde diese Themen gern mit ihrer homöopathischen Arbeit kombinieren.«
Ich bin schwer beeindruckt. Das klingt nach einem riesigen Projekt.
»Aber ihr habt doch gar keinen Platz mehr in eurer Praxis«, wende ich ein. »Oder willst du Carsten rausschmeißen?«
»Wir müssten uns neue Räume suchen. Aber das ist mir echt zu stressig. Ich finde mein Leben so schon anstrengend genug, ich brauche keine neuen Herausforderungen mehr. Drei Kinder, eine Ehefrau, die durchgeknallten Kids in meiner Praxis und einmal im Jahr Familienurlaub in Sizilien reichen mir voll und ganz.«
»Aber es ist verständlich, dass Carla wieder arbeiten will. Immerhin hat sie die letzten Jahre wegen der Familie und dir zurückgesteckt.«
»Wozu sie keiner gezwungen hat. Sie war es schließlich, die unbedingt einen ganzen Stall voll bambini haben wollte.«
»Nun tu aber nicht so, als sei das allein Carlas Wunsch gewesen. Dazu gehören ja wohl immer noch zwei, wenn ich da recht informiert bin. Was ist denn so schlimm an einer Veränderung? Ein bisschen frischer Wind in deinem Leben würde auch dir nicht schaden. Du klingst, als stündest du kurz vor der Pensionierung und würdest gezwungen, noch mal von vorne anzufangen.«
»Sagt ausgerechnet der Mann, der vor lauter Langeweile kaum weiß, wohin mit sich. Wenn du so gern was mit Kindern machen würdest, habe ich einen prima Vorschlag für dich: Carla arbeitet ab sofort, und du spielst Au-pair für die drei Mädels, insbesondere für die Kleinste. Na, was sagst du dazu?«
Äh …
»Ich fürchte, da muss ich passen. Drei auf einmal würden
mich für den Anfang überfordern«, erwidere ich grinsend, um zu verhindern, dass unser Gespräch in Streit ausartet. Wenn Dominic sich kritisiert fühlt, ist nämlich mit ihm nicht gut Kirschen essen.
Wir plaudern noch eine Weile über belanglose (und konfliktfreie!) Themen, dann muss
Weitere Kostenlose Bücher