Luegst du noch oder liebst du schon Roman
der Wanne gesessen, und nun buhlt er mit seinem besten Freund um die Gunst einer gewissen Lilo (Was für ein blöder Name! Das sagt schon alles!).
Ich wünschte, er ließe sich mit so etwas mehr Zeit. Denn was die Liebe mit einem anrichten kann, sieht man ja an Oliver und mir …
28
Der Sinn des Lebens
OLIVER KRAMER - SAMSTAG, 26. JUNI
»Verstehe einer die Frauen«, seufze ich und setze mich schnaufend auf die Bank. Mit meiner Kondition ist es derzeit nicht besonders weit her, weshalb Dominic auch ausnahmsweise kein Problem hatte, mit meinem Lauftempo mitzuhalten.
»Ich weiß, was du meinst, ich habe auch gerade wieder Stress mit Carla«, antwortet er und lässt sich neben mich plumpsen. »Frauen sind einfach mega-anstrengend!«
Wie ein altes Ehepaar sitzen wir eine Weile stumm nebeneinander und schauen auf die Alster.
»Guck mal, die Schwanenbabys, sind die nicht süß?«, schwärmt Dominic plötzlich, und ich schaue in die Richtung, in die seine Hand zeigt: Schwanenpapa und -mama mit fünf flaumigen, gräulich gefiederten Kindern.
»Bist du sicher, dass du nicht schwul bist?«, frage ich, auch wenn ich im selben Moment merke, dass mein Witz absolut daneben ist.
»Hey, das war echt für’n Eimer!«, protestiert Dominic. »Lass deine schlechte Laune nicht an mir aus, okay? Du kamst mir vorhin schon so aggressiv vor. Und was
ist dieses Mal euer Problem? Ich denke, ihr hattet einen unglaublich romantischen Abend an der Elbe.«
»Hatten wir ja auch«, knurre ich und strecke meine Beine aus. »Aber wie du weißt, endete er abrupt, als wir uns nicht darauf einigen konnten, zu wem wir fahren.«
»Hast du Idiot ihr etwa immer noch nicht gebeichtet, dass du gar keine Tochter hast? Also ich finde es absolut verständlich, dass Franca dich nicht in ihrer Wohnung haben wollte, während ihre Mutter zu Besuch ist.«
»Wollen wir noch irgendwo ein Bier trinken? Die Alsterperle ist gleich hier um die Ecke«, versuche ich, meinen Freund zu beschwichtigen. Ich muss meinen Frust jetzt unbedingt in einem Pils ertränken. Erwartungsgemäß lässt Dominic sich nicht lange bitten.
Zehn Minuten später steht vor jedem von uns ein frisch gezapftes Bier, serviert von einer süßen Kellnerin, die ein bauchfreies Top trägt und mit Tattoos übersät ist.
Dominic glotzt ihr fasziniert hinterher und dreht sich dann wieder zu mir um.
»Wenn du mich fragst, solltest du dir Franca aus dem Kopf schlagen. Das Ganze ist viel zu kompliziert, als dass es eine Zukunft hätte. Und schau dich doch um: Hier laufen massenweise attraktive Frauen herum, die bestimmt nichts lieber täten, als sich mit dir zu verabreden. Warum also deine kostbare Zeit mit jemandem verschwenden, der dir letztlich nicht guttut?«
Ich denke nach. Stimmt es, dass Franca mir nicht guttut? Ganz so verfahren ist die Situation nun auch wieder nicht …
»Seit ich Franca kenne, habe ich begonnen, mich zu verändern«, wende ich ein, »findest du das negativ?«
»Inwiefern denn?«, lacht Dominic. »Mir ist bislang nichts aufgefallen. Die einzige Neuerung besteht darin, dass du zum ersten Mal in deinem Leben einer Frau hinterherläufst, weil du dir einbildest, in sie verliebt zu sein. Ich vermute jedoch, dass die Faszination alleine darin besteht, dass sie dich permanent auf Abstand hält.«
Nun bin ich beleidigt. Das ist weder Franca noch mir gegenüber besonders nett!
»Vielleicht ist es dir tatsächlich noch nicht aufgefallen, aber ich finde, ich bin viel ernsthafter geworden. Ich meditiere sogar neuerdings. Insofern hat die Begegnung mit Franca auch ihr Gutes.«
Dominic prustet sein Bier quer über den Tisch.
»Du machst was? Du meditierst?«
»Ja, ja, mach dich ruhig über mich lustig. Du tust ja gerade so, als hätte ich mit diesen Dingen überhaupt nichts am Hut. Wir haben zusammen Psychologie studiert, und ich war eine Zeit lang Partner in deiner Praxis, schon vergessen? Was glaubst du, habe ich damals meinen gestressten Patienten empfohlen, na?«
Äh, eigentlich Autogenes Training, aber das ist ja fast das Gleiche!
Dominic geht gar nicht auf die Frage ein, sondern amüsiert sich weiter auf meine Kosten:
»Verrat mir bitte, wovon du so gestresst bist. Du arbeitest momentan nicht mal.«
»Das ist nicht wahr! Ich arbeite, und zwar an mir selbst. Und über sich selbst nachzudenken, ist kein Kinderspiel!
Ich will nicht sagen, dass sich da Abgründe auftun, aber bisweilen komme ich schon ein bisschen ins Grübeln. Ich frage mich zum ersten Mal in meinem
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