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Luegst du noch oder liebst du schon Roman

Titel: Luegst du noch oder liebst du schon Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Fischer
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Dominic nach Hause. »Carla hat gebacken und wäre bestimmt enttäuscht, wenn ich zusätzlich zum Mittagessen auch noch den Nachmittagskaffee ausfallen lasse«, sagt er mit entschuldigendem Lächeln, während ich zahle.
    »Dann erzähl ihr aber nicht, dass wir nur eine Viertelstunde gejoggt sind«, entgegne ich grinsend, »sonst gibt’s anstelle von zwei Stücken nur eins.«
    Wir schlendern gemächlich zu meiner Wohnung zurück, wo Dominic seinen Wagen geparkt hat, und verabschieden uns vor der Tür.
    Ich blicke meinem Freund noch einen Moment hinterher und sprinte dann nach oben, damit ich wenigstens noch ein bisschen Bewegung habe.
    Nach einer erfrischenden Dusche überfällt mich mit einem Mal so etwas wie emotionale Katerstimmung. Ich fühle mich einsam und leer.
    Liegt es daran, dass hier niemand auf mich wartet? Dass mich keiner mit frisch gebackenem Kuchen, einem Kuss und leckerem Kaffee begrüßt und fragt, ob das Joggen Spaß gemacht hat?
    Komisch, dass ich so etwas zuvor noch nie vermisst habe und mich jetzt plötzlich danach sehne. Liegt das wirklich an Franca, oder standen auch bei mir die Zeichen längst auf Veränderung? Kann man vielleicht nur
eine begrenzte Zeit wie ein einsamer Wolf leben und braucht früher oder später den Anschluss an ein Rudel?
    Ich lege mich aufs Sofa und starre die Decke an.
    Was sagt Thich Nath Hanh zu diesem Thema? Was sagt ein Mönch dazu, der zusammen mit vielen anderen Mönchen und zahllosen Besuchern aus aller Welt in einem spirituellen Zentrum lebt und vermutlich nicht eine Sekunde des Tages allein ist, von der Nacht einmal abgesehen?
    Soweit ich seine Schriften kenne, würde er auf alle Fälle dafür plädieren, auf den Menschen, den man liebt, ohne Vorbehalte zuzugehen. Also werde ich jetzt einfach Franca anrufen und fragen, ob sie das restliche Wochenende mit mir verbringen will.
    Oder den Rest des Lebens …
    Ich erhebe mich ächzend von der Couch und wähle ihre Nummer. Da sie nach fünfmaligem Läuten nicht rangeht, lege ich wieder auf. Es hat schließlich keinen Sinn, ihr auf den Anrufbeantworter zu sprechen, wenn sie nicht da ist. Was soll ich auch sagen? Komm vorbei und rette mich? Ich fühle mich so allein.
    Auf dem Handy will ich sie nicht anrufen und stören, denn sie ist ja offenbar unterwegs. Und das vielleicht auch nicht alleine.
    Nicht alleine?
    Mein Herz schlägt einen kurzen Moment schneller, weil mir plötzlich ein Gedanke kommt: Könnte es sein, dass Franca in Wahrheit einen Freund hat und das mit dem Besuch ihrer Mutter nur eine Lüge war?
    Ich rechne kurz nach: Welche Mutter würde fast zwei
Wochen bei ihrer Tochter zu Besuch bleiben? Da stimmt doch etwas nicht! Und dann der Unsinn, den Franca über München und das Thema Föhn geredet hat. In dem Moment habe ich noch gedacht, sie macht Witze, doch plötzlich sehe ich die Geschichte in einem völlig anderen Licht.
    Womöglich war auch ihre Job-Misere erstunken und erlogen, und sie musste nur deshalb Hals über Kopf von Mallorca abreisen, weil ihr Freund Lunte gerochen hat. Das würde ihre extreme Nervosität nach dem Anruf erklären, den sie auf Can Naranja bekommen hat. Wenn man es genau betrachtet, war sie ein bisschen zu sehr durch den Wind angesichts eines simplen beruflichen Problems.
    Außerdem wäre es eine Erklärung dafür, dass sie nicht mit mir schlafen wollte. Vermutlich ist sie schon ein wenig verknallt in mich, hat aber zu Hause einen Mann sitzen, den sie nicht betrügen will.
    Plötzlich kommt mir ein weiterer Verdacht: Könnte gut möglich sein, dass es gar nicht irgendein Mann ist, der bei Franca zu Hause hockt, sondern dieser Ralf, ihr Exmann.
    Franca scheint für mein Empfinden noch ziemlich an ihm zu hängen, auch wenn sie tapfer das Gegenteil behauptet. Warum würde sie sonst nach der Scheidung noch seinen Nachnamen tragen? Vielleicht war Ralf ja der geheimnisvolle Anrufer auf Mallorca?
    Genau!
    Er hat es sich anders überlegt und Franca in diesem Telefonat mitgeteilt, dass er sich geirrt hat und wieder mit ihr zusammen sein möchte. Er wäre schließlich nicht
der erste Mann, der nach einer Scheidung erkennt, dass er einen Fehler gemacht hat. Oder dass die neue Freundin der Exfrau nicht das Wasser reichen kann.
    Stimmt - diese Erklärung würde schon eher zu Franca passen.
    Denn sie scheint mir wirklich nicht der flatterhafte Typ zu sein, der zweigleisig fährt.
    Nein, bei ihr spielen tiefe Emotionen eine große Rolle, das ist sonnenklar.
    Wie von einem Faustschlag getroffen

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