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Luftschlösser

Luftschlösser

Titel: Luftschlösser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Nitzsche
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ich ihm nicht mitten in der Unterhaltung den Hörer auflegen. Von mir aus können wir jetzt aufbrechen.”
    „Schon gut. Kein Problem.” Manning war von der Szene, die sich da gerade abgespielt hatte, unangenehm berührt und verwirrt. Diese überspannte Jeckyll-und-Hyde Nummer passte nicht zu der Person, für die er Persephone immer noch hielt.
     
    Der Gang durch das Möbelhaus entpuppte sich für Trish und Charles als großes Vergnügen, während er Persephone an ihre Grenzen brachte. Nach einer anfänglich ziemlich betretenen Stille hatte sich die schwarzgelockte Assistentin wieder gefangen und war dankbar für Charles’ ständige Witzeleien.
    „Also, so ein Teil möchte ich schon mal gar nicht in meinem Apartment sehen. Eigentlich möchte ich das nirgendwo sehen. Weshalb wird so was überhaupt hergestellt?”, fragte er mit einem verständnislosen Blick auf einen mannshohen Kaktus aus Plastik.
    „Phallussymbol. Vielleicht stehen ein paar Leute auf solches Zeug”, gab Trish kichernd zurück.
    „Aha. Stellt sich die Ehefrau dann neben dieses Monstrum, zeigt mahnend darauf und erinnert ihren werten Gemahl damit daran, mal wieder seinen ehelichen Pflichten nachzukommen?” Charles verzog dabei keine Miene.
    Trish, die sich vor Lachen ausschüttete, nickte enthusiastisch. „So etwas in der Art.”
    „Könnt ihr bitte wieder aus der präpubertären Phase zurückkehren? Der Kaktus käme sowieso nicht infrage, keine Sorge”, erinnerte Persephone eisig an den Grund ihres Rundgangs. Ihr war unbegreiflich, wie zwei Menschen, die einander völlig fremd waren, sich so ungezwungen miteinander amüsieren konnten. Und es störte sie gewaltig, dass Trish ausgerechnet auf Charly ein Auge geworfen zu haben schien.
    „Schon geschehen. Du musst aber fairerweise zugeben, dass dieses Ding echt abartig aussieht.” Er stieß sie leicht an der Schulter an und wartete auf eine Reaktion.
    Persephone nickte ergeben. „Ist es in der Tat. Trish, bitte notieren - keine Phallussymbole für Mr Mannings Apartment.”
    Dass auch sie dabei nicht mit der Wimper zuckte, brachte Charles zum Lachen. So ganz schien ihr der Humor doch nicht abhanden gekommen zu sein. Im weiteren Verlauf des Spaziergangs durch die verschiedenen Abteilungen bemühte er sich, mit angemessenem Ernst auf die Möbel hinzuweisen, die ihm gefielen. Dabei kristallisierte sich sehr schnell heraus, dass er nicht der Typ für Chrom und schwarzes Leder war. Persephone registrierte erstaunt, dass ihn die Zeit im Strandhaus seiner Eltern weit mehr geprägt haben musste, als sie angenommen hatte. Sämtliche bevorzugte Schränke, Tische und Stühle waren in hellem oder weiß lackierten Holz gehalten. Die Sitzmöbel besaßen eine frappierende Ähnlichkeit mit der Couch, auf der sie damals alle zusammen ihre Abende verbracht hatten.
    „Konnte ich dir behilflich sein, Persephone?”, fragte Charles am Ende ihres Bummels. Er hatte festgestellt, dass er es nicht leicht über sich brachte, sie Perry zu nennen. Je öfter er ihren außergewöhnlichen Vornamen aussprach, desto mehr mochte er ihn.
    „Oh ja, sehr sogar. Du hast meine Vermutungen voll und ganz bestätigt.”
    Ob das etwas Gutes war oder nicht, ließ sie dabei unausgesprochen.
    „Okay. Darf ich euch noch auf einen Kaffee einladen?”
    Persephone schaute auf ihre Armbanduhr. „Nein, danke. Es ist spät geworden und wir halten Trish von ihrem Feierabend ab. Außerdem habe noch etwas zu erledigen. Ich bin mir sicher, dass es ein andermal klappt.”
    Trish schaute etwas enttäuscht zwischen ihrer Chefin und deren Auftraggeber hin und her. Ausgerechnet an diesem Tag hätte sie liebend gern ihren Feierabend gegen einen Kaffee mit diesem Schnittchen eingetauscht. Warum bekam man eigentlich nie das, was man wollte?
     
    ***
     
    Noch am Abend rief Persephone ihre einzige weibliche Geschäftspartnerin in deren Malerbetrieb an. Sally Kowalski war mit Leib und Seele dabei, wenn es um Farben und Lacke ging.
    „Kann ich morgen früh bei dir vorbeikommen, Sal? Ich habe da ein Apartment einzurichten, das keine Trödelei duldet. Harrys Jungs haben die Wände schon aufgestellt - im Eiltempo. Als nächstes müsste deine Mannschaft durchrauschen, bevor David seine Truppe mit dem Parkett hinschickt.”
    „Das kriegen wir hin, Perry. Wie groß ist die Hütte denn?”
    „Ungefähr 750 m² auf zwei Etagen verteilt.”
    Sally lachte. (Wenn Sally lachte, klang das, als hätten sich die Tore zur Hölle aufgetan). „Pah, Kinderspiel!

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