Luftschlösser
Zeig’ mir einfach, welche Farbe du willst und wir pinseln dir die Bude im Handumdrehen an.”
„Danke, Sal. Ich rücke morgen früh bei dir an, dann besprechen wir die Einzelheiten.”
Wieder ein Punkt, den sie abhaken konnte. Sallys Heinzelmännchen waren schnell wie die Feuerwehr. Persephone schloss kurz die Augen und zog gleichzeitig ihre Pumps aus. Ihr war erst jetzt aufgefallen, dass ihre Füße grausam schmerzten. Sie griff die hübschen Folterinstrumente und trottete barfuß hinauf in ihre Wohnung unter dem Dach, froh, dabei ihrem Vater nicht in die Hände zu laufen. Ein Glas Rotwein und Maria Callas waren an diesem Abend bitternötig, um sie zur Ruhe zu bringen. Trish hatte sie an diesem Tag auf die Palme gebracht. Charlys Frotzeleien hatten ihre Laune danach auch nicht gerade angehoben. Durch ihre hochhackigen Schuhe hatten sich zu dem andauernden Stechen in ihrer Brust auch noch Rückenschmerzen gesellt. Wein und die Callas würden warten müssen, bis sie ein langes und sehr warmes Bad genommen hatte.
Badewasser, Wein und Opernarien hatten Persephone so angenehm einschlummern lassen, dass die am nächsten Morgen ausnahmsweise richtig ausgeschlafen war und genügend Elan für ihren Besuch bei Sally Kowalski hatte. In flachen Schuhen. Sallys schnelle Auffassungsgabe erwies sich mal wieder als Gottesgeschenk. Sie versprach, ihre Leute in das Apartment zu hetzen, sobald Persephone ihnen die Tür aufgesperrt hätte. Dauern würde „der ganze Spaß” nicht länger als drei Tage, entschied sie fachmännisch.
***
„Guten Morgen, Persephone. Die Einladung auf einen Kaffee steht noch. Wenn Trish und du ein Stündchen erübrigen könntet... Ich würde mich freuen. Ruf’ einfach zurück, wenn du das gehört hast.”
Persephone hatte ihr Telefon während ihrer Besprechungen mit Geschäftspartnern immer abgeschaltet, um nicht abgelenkt zu werden. Charles musste sich langweilen, denn weshalb sonst hätte er ihr auf die Mailbox sprechen sollen? Er würde nicht lockerlassen, so viel stand fest. Er hatte nie lockergelassen, wenn es darum ging, seinen Willen zu bekommen. Es war also besser, diese Verabredung schnell hinter sich zu bringen. Trish schob ihren üblichen Bürodienst und würde für jede Abwechslung dankbar sein. Sie selbst hatte auch endlich etwas mehr Zeit für die Dinge, die nichts mit ihrem Beruf zu tun hatten. Eine Stunde würde sie also erübrigen können. Zähneknirschend.
„Hallo Charly. Danke für deine Einladung. Wenn du heute Nachmittag Zeit hast, können wir uns bei Jerome und Dean im Café treffen.”
Charles freute sich, obwohl diese Ansage nicht gerade freundlich geklungen hatte. „Aber sicher doch. Wann könnt ihr dort sein?” Ihr anzubieten, sie und Trish abzuholen, würde bei Persephone auf Ablehnung stoßen, dessen war er sich bewusst. Wenigstens dieses eine Fettnäpfchen wollte er deshalb auslassen.
„Halb drei wäre gut. Passt das bei dir?” Wieso wurde sie plötzlich wieder so völlig grundlos nervös? Es war ja nicht so, dass Charlys Gegenwart ein besonderes Ereignis darstellen würde.
„Okay, dann sehen wir uns dort. Bis später!”
„Hm, bis dann.” Persephone hing noch immer ihren Gedanken nach. Dann kam ihr die einzig plausible Erklärung für die ungewohnte Nervosität in den Sinn. Der Grund dafür musste Trishs Anwesenheit sein. Sie befürchtete, wie das fünfte Rad am Wagen neben zwei Menschen zu sitzen, die sich prächtig amüsierten, während sie verschämt an ihrem Tee nippte. Eine grauenhafte Vorstellung, bei der sich wohl jedem normalen Menschen der Magen umdrehen würde. Trotzdem konnte sie die Verabredung nicht einfach vor ihrer Assistentin verschweigen. Ein Anruf im Büro war notwendig!
„Gute Nachrichten, Trish. Wenn du heute Nachmittag deinen Hintern zu Jerome und Dean schwingst, kannst du einen kostenlosen Kaffee abgreifen. Mr Manning hat seine Einladung von gestern erneuert. Wir treffen uns halb drei mit ihm.”
Am anderen Ende gab Trish eine Art Quieken von sich, das sich nicht anders als als Ausdruck höchster Freude deuten ließ.
„Fantastisch! Meinst du, ich muss mich vorher noch umziehen?”
Persephone zog die Stirn in Falten. „Weshalb solltest du dich für Charles Manning umziehen müssen? Hast du deinen Dienst heute Morgen in Putzlumpen angetreten?” Manchmal schienen ihr die Äußerungen ihrer Freundin vollkommen unlogisch.
„Nein, das nicht, aber man möchte doch einen guten Eindruck machen, wenn man eingeladen ist.
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