Luftschlösser
getan. Damals hatte es sie rasend gemacht, heute war es ihr gleichgültig.
„Oh, da fällt mir gerade was ein! Hast du auch eine Einladung zu Bitsy Cunninghams Party am Wochenende bekommen?”, erkundigte sich Charles, nachdem er sich von seinem Lachanfall erholt hatte.
„Ja, leider. Ich weiß nicht, warum Bitsy mich immer noch einlädt, wo sie doch weiß, wie wenig ich solche Partys mag. Wahrscheinlich werde ich trotzdem hingehen, weil Dad mich als seine Begleitung braucht”, erwiderte Persephone resigniert.
„Ich verstehe nicht, weshalb du diese Partys nicht magst, Perry”, schaltete sich Trish ein. „Ich wäre für mein Leben gern mal dabei. Aber mal abgesehen davon - Bitsy ist ein sonderbarer Name. Hatten ihre Eltern in dieser Beziehung auch so einen Schuss wie Edward?”
Charles lächelte nachsichtig. „Nein, Bitsy heißt in Wirklichkeit Elizabeth, nur hat sie seit Jahrzehnten niemand mehr so genannt. Sie hat sich diesen Spitznamen selbst zu verdanken, weil sie als Kind so furchtbar gelispelt hat, dass sie ihren eigenen Namen nicht aussprechen konnte.”
„Hm-hm, jetzt lispelt sie zwar nicht mehr, ist aber immer noch so blöd, dass sie ihren Namen nicht aussprechen kann”, befand Persephone trocken.
Obwohl Persephone für diese Verabredung zum Kaffee nicht mehr als eine Stunde eingeplant hatte, war es fünf Uhr nachmittags, als sie sich von Dean und Jerome verabschiedete. Entgegen ihrer Horrorvorstellungen war das Treffen angenehm verlaufen.
Auch Trish hatte an diesem Nachmittag ein paar äußerst interessante Entdeckungen gemacht. Die erste war, dass sie Charles Manning mehr als charmant und attraktiv fand. Die zweite, dass sie ihn sich wohl gleich wieder abschminken konnte. Seine Reaktion auf sie war nett und höflich gewesen, mehr nicht. Leider! An Persephone hingegen schien er einen echten Narren gefressen zu haben. Seine Hand hatte mehrmals quer über den Tisch gezuckt, um Perry zu berühren, aber er hatte immer im letzten Moment noch die Kontrolle über sich zurück erlangt. Und natürlich hatte er alles unternommen, um sie zu erheitern - mit verblüffendem Erfolg. Es war eine Schande, dass die werte Miss deWinter in ihrem Elfenbeinturm von seinen Bemühungen keinerlei Notiz genommen hatte. Oder nicht nehmen wollte. Trish konnte sich nicht erklären, weshalb ihr Boss gerade auf ihren alten Bekannten so schlecht zu sprechen war.
Persephones gute Laune hielt nicht lang an. Das angenehme Gefühl, das ihr die Erinnerungen an die Vergangenheit beschert hatte, wurde von dem zehrenden Schmerz abgelöst, der sich seit Tagen nicht abschütteln ließ. Sie bedauerte es, dass es die Leichtigkeit von damals nicht mehr gab, dass ihre Mutter den Großteil davon nicht miterlebt hatte und dass es die nudefarbenen Lackheels, die sie auf ihrem Weg nach Hause entdeckt hatte, nicht mehr in ihrer Größe gegeben hatte.
***
„Gentlemen, bitte treten Sie ein”, bat Persephone die Männer, die in Reih’ und Glied hinter ihr standen, bewaffnet mit Farbeimern und gekleidet in weiße Latzhosen.
Es war gerade einmal sieben Uhr am Morgen und diese Frau sah aus wie aus dem Ei gepellt, fiel den Männern kollektiv auf. (Ein ausführliches Gespräch während der Frühstückspause bestätigte das.)
An Persephone selbst gingen derartige Betrachtungen vorbei. Sie hatte das aus sich herausgeholt, was man früh um fünf eben so aus sich machen konnte. Nachdem sie Sallys Jungs in die Wohnung gelassen hatte, begab sie sich allein und in Ruhe auf die Suche nach passenden Möbeln für Wohn-, Arbeits- und Gästezimmer. Dem Arbeitszimmer widmete sie sich zuerst. Büromöbel hatten immer etwas Freudloses an sich, fand sie. Die zweckdienlichen Schränke und Schreibtische sahen zwar meist modern und ordentlich aus, besaßen aber keinerlei Raffinesse. Nach langem Stöbern und mithilfe eines findigen Verkäufers fand sie Möbelstücke, mit denen sie sich anfreunden konnte. Lieferzeit: drei Wochen. Bingo, gekauft. Die Gästezimmer hingegen waren leicht und schnell zu finden. Es gab wunderschöne Doppelbetten und Schränke aus sehr hellem Holz. Dazu noch einfache Tische und jeweils zwei Stühle, voilà. Lieferzeit: auch drei Wochen. Perfekt. Ihre besondere Aufmerksamkeit galt der Couch für das Wohnzimmer. Es dauerte lang und bedurfte vieler Selbstversuche, bis sie ein Modell gefunden hatte, das ihren Vorstellungen entsprach und mit einem crèmefarbenen Bezug erhältlich war.
„Halt! Stehen bleiben bitte!”
Eine
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