Luftschlösser
unterzubringen. Wenn was ist, müssen Sie einfach nur rufen.”
„Geht klar.” Er hielt seinen Bohrschrauber Marke Makita wie ein Cowboy, der seinen Colt in Anschlag brachte und nickte noch einmal.
Persephone huschte von Zimmer zu Zimmer, beladen mit den Sachen, die sie allesamt fest eingeplant hatte, um leere Ecken zu verschönern und die Blicke der Betrachter festzuhalten. Zwischendurch rahmte sie die Schnappschüsse, die sie in der Fotobox ihres Vaters gefunden und per Computer wieder zum Strahlen gebracht hatte. Die ganze Zeit über ließ sich, mit Unterbrechungen, der Bohrschrauber vernehmen.
„Oh!”
Persephone schaute kurz auf. Sie war gerade dabei, ein Badehandtuch auf dem Badewannenrand zu drapieren und fand den Klang dieses „Oh!” nicht gerade viel versprechend.
„Ist etwas passiert?” Sie lief zur Badezimmertür und lugte hinaus in den Wohnraum.
„Wie man’s nimmt. Ich hab’ da wohl im Eifer des Gefechts ein bisschen zu tief gebohrt.” Der Held mit dem Schlagbohrer kratzte sich am Hinterkopf.
„Ist es sehr schlimm?”, fragte Persephone vorsichtig. Sie war zu ihm gelaufen und besah sich die Wand.
Er winkte ab. „Ach was. Das wird unauffällig zugespachtelt. Dann bohre ich ein kleines Zentimeterchen darüber ein neues Loch und dübele das Bild ordentlich fest. Kein Mensch wird was merken.” Sein Blick wanderte von der missglückten Bohrung zu der jungen Innenarchitektin. Sie starrte auf die Tiefenbohrung und lächelte nickend vor sich hin. Dann, wie in Zeitlupe, veränderte sich ihr Gesichtsausdruck von diesem entrückten Grienen zu einem Anblick tiefster Bestürzung. Direkt danach kullerte die erste Träne über ihre Wange. Ehe er sich’s versah, wurde sie von einem Weinkrampf geschüttelt.
„Shhh, Miss. So schlimm ist das doch alles nicht.” Er legte sein Werkzeug beiseite und nahm die zitternde Frau in den Arm. „Beruhigen Sie sich, Miss. Alles ist in Ordnung. Shhhh...” Dabei wiegte er sie so hin und her, wie er es sonst bei seinen Enkelkindern tat. „Sie können mir vertrauen. Wenn der alte Al mal Mist baut, beseitigt er das Malheur auch wieder.”
Persephone ließ sich von Al zum Fensterstock bugsieren und sanft niederdrücken. Sie versuchte mit aller Kraft, sich zu beherrschen.
„Tut mir leid, ich weiß nicht, was das gerade war.” Sie schüttelte schniefend den Kopf.
„Möchten Sie dem alten Al erzählen, was Sie so traurig macht?”
„Wenn ich das wüsste. Es war alles ein wenig viel in der letzten Zeit. Dieser Auftrag ist sehr wichtig und sollte so schnell wie möglich über die Bühne gehen. Mit Ihnen hatte das gerade gar nichts zu tun. Vielleicht würde ein Urlaub helfen.” Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln. „Keine Sorge, ich vertraue Ihnen, Al.”
Während Al daraufhin das Bohrloch zuspachtelte, ruhte sich Persephone einen Moment aus, bevor auch sie wieder an die Arbeit ging. Nachdem sie zu guter Letzt gemeinsam mit Al die Bilder an ihren vorgesehenen Plätzen begutachtet hatte, lud sie den Mann zur Entschädigung für ihr peinliches Benehmen zum Dinner bei Dean und Jerome ein.
***
„Voilà, die neue Behausung von Mister Charles Manning!”, verkündete Persephone, nachdem sie die Tür aufgesperrt hatte.
Trish und Edward spähten um die abgetrennte Garderobe herum und betraten langsam den Wohnraum. Während der Innenarchitekt die Gestaltung des Apartments mit dem kritischen Blick des Profis maß, erkundete die Sekretärin diesen und alle anderen Räume mit dem Blick und dem Urteilsvermögen einer Frau.
„Wenn man hier durchläuft, fühlt man sich wie im Urlaub”, flüsterte sie andächtig. „Es ist wunderschön, Perry. Glückwunsch.”
„Danke. Ich hoffe nur, dass Charles das auch so sieht. Man kann ja nie genau wissen, ob man den Geschmack des Kunden zu einhundert Prozent getroffen hat.”
„Wenn ich du wäre, würde ich mir da überhaupt keine Sorgen machen”, mischte sich Edward ein. „Du hast dich mit diesem Apartment selbst übertroffen! Es fühlt sich beinahe so an, als wäre man in unserem Ferienhaus in den Hamptons.”
Persephone ließ sich von ihrem Vater umarmen. „Vielen Dank, Dad. Das sollte es auch. Charly hat mit seinen Wünschen ja praktisch das Wochenendhaus beschrieben.”
Sie selbst hatte sich nicht noch einmal umgeschaut. Hätte sie das getan, wäre sie nur wieder unzufrieden geworden und hätte versucht, Sachen von einem zum anderen Ort zu räumen. Schon am Tag zuvor hatte sie alle Fotos fix und
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