Luftschlösser
fertig geordnet und beschriftet dem Verlag übergeben. Die Widmung würde sie in ein paar Tagen nachreichen. Wenn sie am kommenden Morgen diesem Apartment einen letzten Besuch abgestattet hatte, würde sie per Kurier die Schlüssel an Charles senden und diesen Auftrag endlich hinter sich lassen.
7
„Mr Manning, ein Kurier hat soeben ein Kuvert für Sie abgegeben und gebeten, man möge Sie sofort benachrichtigen.”
„Danke. Ich komme gleich runter und hole es ab”, teilte Charles dem Mann an der Rezeption mit.
Als er den Inhalt des Briefumschlages einige Minuten später in den Händen hielt, bekam er unvermittelt Herzklopfen. Die Schlüssel zu seinem Apartment. Sephi hatte ihre Arbeit also beendet. Bei den Wohnungsschlüsseln befand sich ein mehrseitiger Brief, der so gefaltet war, dass er nur die Bitte lesen konnte, er möge ihn erst in seiner Wohnung durchlesen. Er zog sich etwas Bequemes an und ließ sich seinen Wagen holen, um sofort zu sehen, was seine kleine Sephi da gezaubert hatte. Die Neugier, die er wochenlang erfolgreich verdrängt hatte, wurde plötzlich übermächtig.
‘Willkommen in deinem neuen Apartment. Wie du siehst, habe ich alles in hellen, muschelartigen Tönen halten lassen. Ich hoffe, das kommt deinen Vorstellungen entgegen.’ Charles sah von Sephis Brief auf und nickte. Oh ja, das kam ihm sehr entgegen. Er schaute sich in seinem Wohnzimmer um. Was sagte der Brief weiter?
‘Die Couch soll sehr bequem sein und pflegeleicht obendrein, hat man mir versichert.’ Nicht schlecht. Pflegeleicht war immer angebracht. Das Schreiben dirigierte ihn weiter, direkt in die Küche.
‘Die Küchenmöbel sind Vintage, aus den Vierzigern. Herd und Kühlschrank sind brandneu und sollten sich kinderleicht bedienen lassen, wenn man dem Verkäufer glauben darf.’ Wow, wo hatte sie bloß diese alten Schränke aufgetan? Charles fuhr mit den Fingerspitzen über den hellen Lack eines Schrankes. Sein Blick fiel auf einen Laib Brot, der neben einem Töpfchen voller Salz auf der Anrichte stand. Der Brief besagte dazu: ‘Brot und Salz sind traditionelle Willkommensgeschenke. Mögen dir Essen und Glück niemals ausgehen.’ Das hoffte Charles auch.
Weiter ging es zu einem kleinen Raum unter der Treppe. Er schüttelte ungläubig den Kopf. Eine altmodische Abstellkammer! Ziemlich cool. ‘Wenn man eine Wohnung in ein Strandhaus verwandelt, darf ein Abstellraum oder Speiseraum auf keinen Fall fehlen, finde ich. Du kannst darin unterbringen, wonach auch immer dir der Sinn steht, am besten jedoch all die Sachen, die du deine Gäste nicht sehen lassen möchtest.’ Vielleicht würde er diesen kleinen Raum ja in einen Schrein zu Persephones Ehren verwandeln, dachte er lächelnd.
Zum Bad und dem Gästezimmer im Untergeschoss stand nicht viel geschrieben, nur, dass sie hoffe, alles sei zu seiner Zufriedenheit eingerichtet. Bei den Gästezimmern fand sich wieder der dezente Hinweis auf die Wandelbarkeit der Räume.
Charles ging die hölzerne Treppe hinauf ins Obergeschoss. Dort betrat er zuerst sein Arbeitszimmer. Ohne Zweifel hatte sich Persephone große Gedanken über dessen Einrichtung gemacht, denn es sah für ein Büro ungewöhnlich bequem aus. ‘Die Einrichtung von Arbeitszimmern bereitet mir immer ein wenig Probleme, weil bei diesen Räumen die Zweckmäßigkeit mehr zählt als die Schönheit. Wenn ich meinen Job richtig gemacht habe, fühlst du dich hier trotz der anfallenden Arbeit wohl.’ Das würde er, auf jeden Fall. Sein Blick fiel auf den Wandkalender, auf dem sich ein beinahe nacktes Topmodel in verführerischer Pose zeigte. Pirelli. Wie war sie nur an diesen Kalender gekommen? Die wurden doch nur an handverlesene Kunden verteilt! Gleichzeitig entging Charles der feine Humor nicht, der dem Vorhandensein dieser halbnackten Damen in seinem Arbeitszimmer innewohnte.
Bad und Gästezimmer im Obergeschoss glichen denen im unteren Stockwerk. Blieb also noch das Schlafzimmer. Er öffnete vorsichtig die Tür und stutzte. Dieses Bett war riesig! Und es sah toll aus. Aber was war das, was sich an sein Kopfkissen kuschelte? Er nahm das undefinierbare Stofftier in die Hand und betrachtete es eingehend. Körper, Kopf und Gliedmaßen waren jeweils aus unterschiedlichem Baumwollstoff gefertigt - ein wilder Mix aus bunten Karos, Blümchen und Punkten. Das Tier (oder was auch immer es sein mochte) schaute ihn aus dunklen Knopfaugen fröhlich und breit grinsend an. An der linken Seite des Etwas befand sich ein
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