Luftschlösser
für die Gästezimmer berücksichtigt und alles ganz aufgeräumt und eher übersichtlich gestaltet. Die Möbel lassen sich aber auch für Kinderzimmer verwenden, wenn sich die Notwendigkeit ergibt.”
Bei diesem Satz veränderte sich Charles’ ganze Körperhaltung. Aus seiner entspannten Sitzposition wurde schlagartig eine angestrengt höfliche Haltung, die nichts als Abwehr bedeutete.
„Ich denke nicht”, entgegnete er knapp. Erst einen Augenblick später besann er sich darauf, dass er Persephone an diesem Abend milde stimmen und für sich einnehmen wollte. Um seiner Antwort die Schärfe zu nehmen, setzte er hinzu: „Soweit ich weiß, benötigt man dazu als Mann immer noch eine Frau. Die sind in meinem Leben aber recht dünn gesät.” Er grinste schief.
Persephone zog die Augenbrauen hoch und nickte verstehend. „Das hätte ich nicht gedacht. Einem attraktiven Mann wie dir sollte es doch nicht schwer fallen, eine nette Bekanntschaft zu schließen.”
‘Eine nette Bekanntschaft’ - ein sehr altmodischer Ausdruck. Charles grinste noch immer. „Das Gleiche könnte ich von dir behaupten. Wenn man so aussieht wie du, müssen die Männer doch Schlange stehen. Trotzdem sehe ich keinen Ring an deinem Finger und musste auch keinen eifersüchtigen Liebhaber abwehren, um heute mit dir hier zu sein. Wie kommt’s?” Wenn er schon ehrlich war, konnte er von ihr ebensolche Aufrichtigkeit erwarten.
„Dir wird kaum entgangen sein, dass alle Menschen sehr unterschiedlich sind”, hob sie ernst an, extrem darauf bedacht, ihre Worte richtig zu wählen. Als Charles zur Antwort genickt hatte, fuhr sie fort: „Vielen ist es unglaublich wichtig, Glück und Erfüllung in einem anderen Menschen zu finden. Sie gehen aus, treffen jemanden, den sie mögen, verlieben sich vielleicht sogar und so weiter. Das ist wohl der Großteil der Menschheit. Dann gibt es aber auch die, die nirgendwo dazupassen, die sich nicht vorstellen können, mit einem anderen Menschen ihren Alltag, ihre Geheimnisse, ihr Bett zu teilen. Zu diesen Menschen gehöre ich. Mir ist es vollkommen schleierhaft, wie Menschen sich in Vollidioten verwandeln können, weil ihnen die körpereigene Chemie Streiche spielt. Ich bleibe deshalb lieber allein - so kann ich am wenigsten Schaden anrichten.”
Charles, der aufmerksam zugehört hatte, nickte bedächtig. „Heißt das, du warst noch nie verliebt?”
Persephone schluckte. Nur einmal in meinem Leben. Laut sagte sie: „Noch nie. Und du?”
„Ich dachte es ein paar Mal. Dann habe ich sehr schnell festgestellt, dass ich mehr vom Konzept als von der Durchführung begeistert war. Das Sich-Verlieben habe ich mir immer so toll vorgestellt, dass ich das auch unbedingt wollte. Die Realität sah leider immer ganz anders aus. Sagen wir einfach, ich war ins Verliebtsein verliebt. Ziemlich übel, was?”
„Nein, ist es nicht.” Zum ersten Mal konnte man so etwas wie Sanftmut in ihren Zügen erkennen. „Früher oder später wird die Richtige für dich auftauchen, dann sind die Fehlversuche vergessen. Bis dahin musst du einfach daran denken, dass man allein alles andere als unvollständig ist.” Sie reichte über den Tisch, um Charlys Hand kurz zu drücken.
Diese eine Berührung elektrisierte ihn. Wieder schoss eine schnelle Abfolge von Bildern durch seinen Kopf. Wieder waren es Kindheitserinnerungen und Fantasien ihres nackten Körpers, der sich wollüstig unter seinen Liebkosungen räkelte. Was, wenn ausgerechnet du die Richtige wärst? Der Kellner bewahrte ihn davor, eine Antwort geben zu müssen.
Persephone war spätestens nach ihrer Hauptspeise voll und ganz von diesem Restaurant überzeugt. Weil sie sich zur Abwechslung einmal richtig wohl in ihrer Haut fühlte, die Hintergrundmusik liebte und auf den Kellner hörte, der meinte, niemand dürfe das Ristorante verlassen, ohne das gelato probiert zu haben, gönnte sie sich einen Nachtisch. Charles, der das Eis abgelehnt hatte, wollte sich damit begnügen, ihr beim Genießen zuzuschauen. Nach einer Weile hielt er Sephis ständiges Necken jedoch nicht mehr aus und bediente sich an ihrem Eisbecher.
„Das schmeckt himmlisch”, seufzte sie immer wieder zufrieden und knabberte zwischendurch an ihrer Eiswaffel.
Bisher hatte sich Charles noch nie gewünscht, dass Teile seines Körpers aus Knuspergebäck bestünden. In dem Moment, in dem ihre Lippen die Waffel umschlossen, war dieses denkwürdige Ereignis allerdings eingetreten.
„Doch, ja. Man kann nicht
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