Luftschlösser
passen dir bald deine Kleider nicht mehr.”
„Zu Befehl, Sir”, erwiderte sie zackig und salutierte zum Spaß. Es stimmte - sie hatte in den vergangenen Wochen an Gewicht verloren. Unnötigerweise, denn sie war mit sich zufrieden gewesen. Es hatte an Charlys Apartment gelegen, eindeutig. Der Druck, den sie sich selbst gemacht hatte, hatte ihr den Appetit genommen. Die Treffen mit ihm waren ihr nur noch zusätzlich auf den Magen geschlagen. Vielleicht würde eine dieser Wellnessreisen da Abhilfe schaffen. Erst einmal galt es jedoch, an diesem Abend höflich und freundlich zu Charly zu sein und, vor allen Dingen, ihre eigenen Schnitzer bei der Einrichtung seines Apartments zu ignorieren. Solange er es mochte, musste auch sie damit zufrieden sein.
„Ungewohnter Glanz in meiner Hütte!”, begrüßte Charles seinen Gast mit einem fröhlichen Lächeln. Er gab sich ganz wie ein Gentleman alter Schule und half Persephone aus ihrem leichten Trenchcoat.
Sie bedankte sich knapp, zog ihre High Heels aus und schlüpfte stattdessen in ein paar zarte Lederschläppchen. Charles konnte sich bei diesem Anblick ein Grinsen nicht verkneifen. Der Künstler möchte sein Werk nicht ruinieren , kam ihm in den Sinn.
„Bin ich zu früh dran?” Sie schaute sich neugierig um, offensichtlich auf der Suche nach weiteren Gästen.
„Oh, hatte ich vergessen, das zu erwähnen? Das hier ist eine private Feier im ganz kleinen Rahmen. Wenn ich mich bei dir bedanke, möchte ich das allein und ungestört tun.” Charles erwartete Gegenwehr und Entrüstung, wurde aber enttäuscht. Ein Nicken und ein höfliches Lächeln waren alles, was er zur Antwort bekam. „Möchtest du eine Führung durch meine neue Behausung unternehmen? Die Innenarchitektin hat sich dabei selbst übertroffen.” Damit hoffte er, das Eis zu brechen.
Persephone schüttelte den Kopf. „Nein, danke. Ich warte, bis der Film rauskommt.” Sie grinste ihn an.
Immerhin, sie redete. Das stimmte zuversichtlich. „Okay. Mein Kumpel hat es sowieso nicht gern, wenn man ihn stört. Wir sollten ihn lieber in Ruhe lassen.”
„Dein Kumpel?” Hatte er schon einen Dauergast, nach gerade einmal zwei Wochen?
Charles triumphierte innerlich. „Ja, mein Kumpel Otto liebt unser gemeinsames Bett so sehr, dass er überhaupt nicht mehr aufstehen will. Jede Nacht gibt es Kämpfe um die Bettdecke, kann ich dir sagen. Wenigstens schnarcht er nicht.” Er zwinkerte ihr vielsagend zu.
Erst da fiel bei Persephone der Groschen. Er meinte das Stofftier! Und er hatte ihm einen Namen gegeben. Das war... rührend. Ein anderes Wort fiel ihr dazu nicht ein.
„Das ist die Krux. Man weiß vorher nie, wie sie werden.” Sie erwiderte das Lächeln.
„Das Gute an Otto ist, dass er uns das Abendessen nicht streitig machen kann. Darf ich dich in die schönste Küche bitten, die ich je gesehen und benutzt habe?”
Das überraschte Persephone. Charly wollte mit seiner Küche nicht nur angeben, sondern arbeitete sogar darin. So hatte sie ihn beim besten Willen nicht eingeschätzt. Sie ließ sich von ihrem Gastgeber zu seinem neuen alten Küchentisch führen und wartete, bis er ihr den Stuhl zurechtgerückt hatte.
„Ich habe mir wirklich Gedanken darüber gemacht, was man bei einer solchen Gelegenheit serviert. Bei Partys reicht man ja immer nur diese Häppchen, mit denen die Gäste dann sich und die Wohnung einsauen. Das war mir zu stillos. Dann habe ich mich darauf besonnen, dass du mir hier ein Strandhaus mitten in New York gezaubert hast. Da kam ich auf die Idee, dass Fisch zu diesem Anlass sehr gut passen würde. Du isst doch noch Fisch, oder?”
„Ja, immer noch sehr gern.” Persephone hätte es nie zugegeben, aber an diesem Abend beeindruckte Charles sie. Schon seine Aufmachung war mehr als attraktiv – schwarzer Anzug, dunkelgraues Hemd, keine Krawatte. Dafür trug er die obersten beiden Knöpfe offen und sein lockiges Haar zurückgekämmt.
„Sehr gut. Dich erwartet zur Vorspeise eine Suppe mit allerlei Meeresgetier und exotischen Gewürzen. Sie schmeckt bei jedem Versuch anders, hat aber bisher noch nie zu Vergiftungserscheinungen geführt.” Er hielt kurz inne. „Zum Hauptgang habe ich uns Fisch in Pergamentpapier gedünstet - leicht, bekömmlich und schmackhaft. Zur Nachspeise gibt es, da kann ich dich beruhigen, keinen Fisch. Es gibt Tiramisù.” Charles deutete eine leichte Verbeugung an.
„Das klingt alles sehr gut. Vielen Dank für die Mühe, die du dir meinetwegen gegeben
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