Luftschlösser
hast.”
„Für dich nur das Beste, Persephone.” Dass er ihr bei diesem Satz fest in die Augen schaute, verfehlte seine Wirkung bei ihr nicht. Ihre Wangen röteten sich augenblicklich.
Während des Essens gaben sich beide Mühe, freundlich und unbeschwert miteinander zu plaudern. Dabei war es Charles zu verdanken, dass Sephi nach und nach etwas auftaute und zu vergessen schien, dass sie ihn nicht sonderlich gut leiden konnte.
„Darf ich Sie zu Musik und Aperitif ins Wohnzimmer bitten, Ma’am?”, fragte er förmlich, nachdem sie beide eine Weile vor ihren leer gegessenen Desserttellern gesessen hatten.
Über Persephones Gesicht huschte ein Lächeln. „Oh ja, darauf habe ich mich schon den ganzen Abend gefreut. Bei meiner Sitzprobe schien die Couch ausgesprochen bequem, aber man kann ja nie wissen.”
Charles hielt ihr seine Hand hin und wartete geduldig, bis sie sie ergriffen hatte, um sich von ihm zu seinem Sofa führen zu lassen.
Das Ausstellungsstück im Möbelhaus hatte nicht zu viel versprochen, das stand fest. Die Couch war angenehm gepolstert und so geschnitten, dass man gemütlich darauf herumlungern konnte. Persephone war zufrieden mit ihrem Kauf.
„Sherry?” Charles hatte sich daran erinnert, dass man bei den deWinters seit Generationen Sherry nach dem Essen, vor dem Essen, bei Gesprächen oder aus purer Langeweile trank. Obwohl bei Edward der Konsum immer schon deutlich geringer gewesen war als bei seinen Vorfahren, hatte er doch immer eine Flasche davon in der Bar stehen.
„Wenn du welchen da hast, gern.”
Er goss das Getränk in zwei Gläser und reichte ihr eins davon. „Weißt du schon, woran du als nächstes arbeiten wirst?”
„Nein, bis jetzt kam noch kein Auftrag rein. Vielleicht sehe ich mich zuerst nach neuen Möbeln für die Sammlung um, bevor ich mich ernsthaft um ein neues Projekt bemühe. Dann ist da ja noch das Buch. Die vom Verlag haben gesagt, dass es im Oktober rauskommen soll. Sehr kurzfristig, finde ich, aber der Verlag wird schon wissen, was richtig ist. Wie sieht’s bei dir aus - fängst du nicht bald wieder mit deiner Arbeit an?”
„Ja, im Oktober steige ich hier bei einer Agentur ein.” Nach Gesprächen über seinen Job stand ihm an diesem Abend so überhaupt nicht der Sinn. Ein Ablenkungsmanöver musste her. „Wie wäre es mit Musik? Vom Band, versteht sich. Stehgeiger konnte ich so schnell keinen auftreiben.”
„Gute Idee.” Inzwischen war Persephone gespannt auf die Musik, die Charly aus dem Hut zaubern würde. Er enttäuschte sie nicht. Statt der üblichen Fahrstuhlmusik (Loungemusik nannte man das beschönigend) drang ein paar Sekunden später altmodische Tanzmusik im Stil der Vierzigerjahre an ihre Ohren. Sie lauschte den selten gewordenen Klängen.
„Gefällt dir das?” Charles war mitten im Raum stehen geblieben und beobachtete Sephi dabei, wie sie mit abwesendem Blick vor sich hinstierte und im Takt mit den Füßen wippte.
„Was? Oh ja, so was hört man heute kaum noch. Sehr entspannend, finde ich.”
„Magst du tanzen?”
Sie kniff ihre Augen argwöhnisch zusammen. „Nein, ich tanze nicht.”
„Nie? Wieso denn nicht?”
Ein gleichgültiges Schulterzucken. „Weil ich es nicht gelernt habe. Ich war nie in einem Tanzkurs.”
Charles streckte einladend eine Hand nach ihr aus. „Da weiß ich Abhilfe. Erinnerst du dich noch daran, wie wir das früher gehalten haben? Du hast dich auf meine Füße gestellt und wir sind über den Tanzboden geschwebt.”
Persephone glaubte, nicht richtig gehört zu haben. „Du vergisst offenbar, dass seit damals viel Zeit vergangen ist. Ich bin größer und vor allem schwerer geworden. Ich würde dich dabei nur verletzen.”
„Ich bin seitdem auch gewachsen und halte einiges aus, glaube mir. Protest lasse ich nicht gelten, also hopp, steh’ auf.” Er winkte sie zu sich.
Mit dem Widerwillen eines Maultiers gehorchte Persephone, stieg vorsichtig auf Charles’ Füße und hielt sich mit einer Hand in seinem Nacken fest.
„Funktioniert doch wunderbar”, murmelte er.
Sie war seit ihrer ersten Begegnung noch schlanker geworden, stellte Charles fest. Das schwarze Etuikleid saß gerade noch so, dass es ihren Körper angenehm umspielte, ohne zu geräumig zu wirken. Vielleicht hatte die Arbeit für ihn so an ihr gezehrt? Abgesehen davon war sie auch an diesem Abend geradezu betörend - dezentes Make-up, eine Perlenkette, Perlenohrhänger und dazu ein Hauch Chanel. Während er behutsam von einem Fuß auf
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