Luftschlösser
schaffte es rechtzeitig ins Flugzeug, ließ sich auf seinen Sitz am Fenster fallen und atmete tief durch. Wenn er Persephone nicht fand, hätte er mit dieser Aktion den absoluten Hauptgewinn gezogen. Hoffentlich stimmte die Adresse, die Ed ihm aufgeschrieben hatte. Gott, er würde auf diesem Flug kein Auge zutun können, so aufgeregt war er.
„Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten, Sir?” Die Stewardess befand sich auf ihrer ersten Runde mit dem Getränketrolley und hatte beschlossen, dass der attraktive junge Mann auf diesem Flug ihr Lieblingsgast sein würde. Sie hatte kurz zuvor schon mit ihren Kolleginnen ausknobeln müssen, wer zuerst die Ehre haben würde, ihm etwas Gutes zu tun.
„Nein, danke”, lehnte Charles höflich ab.
Die Stewardess gab sich Mühe, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. „Vielleicht später? Lassen Sie mich wissen, wenn ich Ihnen etwas bringen kann”, bot sie sich lächelnd an. Diesem Gesicht und dieser Stimme würde sie keinen einzigen Wunsch abschlagen.
„Sir, hallo... Bitte wachen Sie auf.”
Charles schlug die Augen auf und blickte geradewegs in das Gesicht einer weiteren Stewardess, die ihn leicht an der Schulter rüttelte.
„Bitte bringen Sie Ihre Rückenlehne in eine senkrechte Position und schnallen sich an. Wir werden bald in Edinburgh landen.” Sie war, wie ihre Kolleginnen auch, etwas angefressen, weil ausgerechnet dieser Fluggast kurz nach dem Start so fest eingeschlafen war, dass er weder Essen noch Getränke benötigt hatte.
„Okay. Danke.” Charles konnte nicht glauben, dass er den gesamten Flug verschlafen hatte. Er hatte geglaubt, stundenlang unglaublicher Langeweile anheim zu fallen.
Direkt nach der Landung pirschte sich Charles zum Stand des Fahrzeugverleihs vor und orderte ein geländegängiges Fahrzeug mit gutem Navigationsgerät. Er hatte keine Ahnung, wohin er eigentlich fahren würde und ob es dort befestigte Straßen gab. Die junge Dame empfahl ihm einen Geländewagen, der wirklich alles mitmachen würde, selbst Touren durch die Highlands.
„Und denken Sie bitte daran, dass in Schottland Linksverkehr herrscht”, erinnerte sie ihn hilfsbereit.
„Ich werde mich bemühen”, erwiderte Charles mit einem halbherzigen Grinsen.
Er hatte sein Gepäck, ein Auto, die Adresse. Der Tag war noch jung, er war frisch und ausgeruht. Kurz und gut: Es gab keinen Grund für eine Verzögerung seiner Abreise nach Crieff. Oder doch, einen vielleicht. Charles schaute sich in der Flughafenhalle um und fand ein Café. Ein Espresso konnte jetzt nicht schaden.
Während er ein paar Minuten später an dem brühheißen Getränk nippte, fühlte Charles die Unruhe erneut in sich aufsteigen. Er hasste dieses Gefühl, das man für gewöhnlich beim Zahnarzt oder vor wichtigen Prüfungen bekam. Wahrscheinlich hatte er es in diesem Moment, weil er keine Ahnung hatte, worauf er sich da eingelassen hatte.
„Dann wollen wir mal, Mr Manning.” Charles hatte seine Tasche im Kofferraum seines geländegängigen Leihpanzers verstaut und Edwards Notizzettel aus der Hosentasche gekramt. Die Adresse war schnell in das Navi eingetippt.
„Und ab geht die Luzie”, murmelte er zu sich selbst, als er den Gang einlegte und losfuhr. Nur, um nach ein paar hundert Metern wieder anzuhalten. Die weibliche Stimme aus dem Navi hatte ihre Anweisungen mit so unsympathischer Stimme von sich gegeben, dass er ihr ein verärgertes „Klugscheißerin!” an den Kopf warf und sich die Zeit nahm, eine andere - männliche - Stimme einzustellen. ‘Peter’ stand da in der Auswahlliste. Da diese Stimme wesentlich angenehmer klang, begrüßte Charles sie mit den Worten „Hallo, Peter. Ich hoffe, du beherrschst deinen Job.” und fuhr weiter.
Peter teilte ihm sachlich seinen Plan mit, dem M90 zu folgen, nachdem er ihn bereits sicher durch die Stadt gelotst hatte. Charles hatte dagegen nichts einzuwenden und folgte brav. Die Fahrt würde sowieso nur eine gute Stunde dauern (zu Charles’ übermäßiger Freude ausschließlich auf ordentlichen Straßen), also konnte er es sogar verschmerzen, wenn Peter unterwegs ein Fehler unterlief. Bei mittlerer Geschwindigkeit hatte er sogar die Möglichkeit, die Schönheit der Landschaft zu genießen. Unter anderen Umständen hätte er irgendwo die Autobahn verlassen und sich die Natur etwas genauer angeschaut. An diesem Tag hatte er jedoch nur schnelles Vorwärtskommen im Sinn. Irgendwann durfte er dann nach Peters Ansage eine Ausfahrt in
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