Luftschlösser
ich deine Tochter geküsst. Sie hat sich nicht dagegen gewehrt - im Gegenteil. Danach hat sie entsetzt die Hand vor den Mund geschlagen und ist getürmt. Seitdem versuche ich vergeblich, sie zu erreichen.”
„Gute Güte, du hast sie geküsst?”, fragte Ed ungläubig. Sogar die Katze hob schläfrig den Kopf. „Kein Wunder, dass Persephone danach nicht mehr sie selbst war!” Als Charles ihn verständnislos anschaute, rutschte er etwas tiefer in sein Polster und begann mit seiner Erklärung. „Mir scheint, dir ist nicht bewusst, was dein Fortgang damals in Persephone angerichtet hat. Ich weiß auch in diesem Fall nicht, was damals zwischen euch vorgefallen ist, aber sie ist danach nie mehr das fröhliche und zuversichtliche Mädchen gewesen, das sie bis dahin war. Nachdem du fort warst, hat sie sich von der Außenwelt abgekapselt, stumm gelitten und ihren Schmerz in sich hineingefressen. Einmal habe ich sie zu einem Psychologen geschleift, weil ich dachte, dass der helfen könnte. Zu mehr als diesem einen Besuch hat Persephone es nicht kommen lassen. Sie wollte keine Hilfe, nie. Bis jetzt.”
Charles wollte etwas sagen, doch Edward war noch nicht fertig.
„Um mir einen Gefallen zu tun, hat sie sich damals sogar einen Freund zugelegt. Keine Ahnung, ob sie eine richtige Beziehung mit diesem jungen Mann geführt hat, aber sie hat diese Farce über vier Monate lang aufrecht erhalten. Eines Tages habe ich ihr dann gesagt, dass sie nicht meinetwegen so tun müsse, als würde sie diesen Kerl über alle Maßen lieben. Gleich am nächsten Tag hat sie den Typen abserviert. Um es also ganz klar und einfach zu sagen: Ich glaube, Persephone hat in ihrem Leben nur einen einzigen Mann geliebt. Dieser Mann warst du, Charly. Bist es offensichtlich noch, wenn man sich ihre Reaktion auf deinen Kuss vor Augen hält. Du hast nie gemerkt, was du an ihr hattest und dass du ihr bei deinem Abschied den Boden unter den Füßen weggezogen hast. Du bist der einzige Mann, der ihren Schutzwall durchbrechen konnte. Das hat ihr System erschüttert.” Wieder eine kurze Pause. „Hast du Dean und Jerome kennen gelernt?”
Charles nickte stumm.
„Die beiden haben zwar keine Ahnung, weshalb Persephone so ist, wie sie ist, aber sie akzeptieren und lieben sie. Andere haben versucht, sie aus der Deckung zu locken, sie anzugraben und als ihre Trophäe vorzuführen. Die beiden Täubchen haben das nie versucht. Sie tragen meine Kleine geradezu auf Händen. Okay, mit Frauen haben die sonst auch nichts am Hut, aber du verstehst, was ich meine.”
„Sie behandeln sie wie die Heilige Jungfrau. Bei unserer ersten Begegnung waren die beiden sehr feindselig mir gegenüber”, stimmte Charles zu. Er senkte den Kopf und schloss einen Augenblick lang die Augen, dann blickte er wieder auf Edward. Zum zweiten Mal an diesem Abend schimmerten zurückgehaltene Tränen in seinen hellen Augen. „Du hast vollkommen Recht. Ich wusste damals nicht, was ich an Sephi hatte. Ich war ein dummer Junge, dachte, die Welt und alle Frauen würden nur auf mich warten. Weit gefehlt. Die Frauen, mit denen ich Beziehungen hatte, haben mir nicht wirklich viel bedeutet. Als ich Sephi auf eurer Party nach all den Jahren wieder gesehen habe, ist etwas passiert, das ich für einen Mythos gehalten habe. Ich habe mich auf den ersten Blick in deine Tochter verliebt.” Bei diesem Satz brach Charles’ Stimme. Er musste sich räuspern, um fortfahren zu können. „Weil mir nicht mehr bewusst war, wie verletzend ich damals bei meinem Abschied zu ihr war, konnte ich gar nicht begreifen, warum sie sich mir gegenüber so ablehnend und kalt verhalten hat. Jetzt ist mir alles klar. Ed, ich möchte Persephone nicht noch einmal verlieren. Bitte nenne mir die Adresse eures Bekannten. Ich muss sie finden, um ihr das alles persönlich sagen zu können.”
Der Ältere beugte sich hinab zu der Katze auf seinem Schoß. „Was meinst du, alter Knabe, soll ich Charly die Adresse geben? Vielleicht kann er Persephone ja wieder nach Hause locken.”
Die Katze maunzte kläglich.
„Er vermisst seine Freundin. Also gut, ich schreibe dir Namen und Adresse unseres Bekannten auf, kann aber keine Gewähr dafür übernehmen, dass Persephone auch dort sein wird.”
„Danke, Ed. Ist das Sephis Katze?”
Edward, der sich erhoben hatte und inzwischen an seinem Schreibtisch die Daten notierte, nickte bestätigend.
„Sicher. Mr Tubbs ist eines der männlichen Wesen, mit denen sie keine Probleme hat. Hast du
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