Luftschlösser
ausgeschlafen sein. Wenn Annie vom Friseur zurück ist, wird sie Augen machen, dass es einen jungen Mann gibt, der Perry hinterher reist.”
Annie war wirklich überrascht und ebenso gastfreundlich wie ihr Mann. Sie erzählten von ihrer Freundschaft zu Edward, die sich vor Jahrzehnten ergeben hatte, als Edward eine ausgedehnte Reise durch Schottland unternommen hatte. Seitdem hatte er die McCullochs immer wieder besucht, auch mit Inger und der jungen Persephone. Dass Sephi bei ihrer Flucht in die Ferne ausgerechnet in Crieff gelandet war, war also kein Zufall gewesen.
***
Nach einer geruhsamen Nacht machte sich Charles wieder auf den Weg nach Edinburgh. Peter kannte den Weg und erwies sich auch auf dieser Fahrt als zuverlässiger Lotse. Nachdem beide ihr Ziel erreicht hatten, lieferte er den Geländewagen samt Peter bei der Autovermietung ab und wartete auf den Flug nach Stornoway, der erstaunlich pünktlich aufgerufen wurde. Robbie hatte ihm Namen und Adresse seines Bekannten auf die Rückseite von Eds Notizzettel geschrieben. Ein MacDonald in Laxay, einem Dorf etwa neun Meilen südlich von Stornoway. Die Adresse wäre wichtig, hatte Annie feixend gemeint, weil auf der Insel Unmengen von MacDonalds lebten. Glücklicherweise konnte man auch am Flughafen in Stornoway Leihfahrzeuge mieten. Dieser MacDonald (ob old oder nicht), würde sich also finden lassen.
Den Flug konnte man als Katzensprung bezeichnen. Ein Leihauto war auch schnell gefunden, natürlich wieder mit der Erinnerung daran, dass man auf der Insel die linke Straßenseite benutzte.
Während Charles die Adresse in Laxay in sein Navi eingab, gingen ihm die Informationen durch den Kopf, die ihm sein gesprächiger Sitznachbar im Flugzeug über die Insel gegeben hatte. Die erste war, dass Lewis and Harris eine Insel war, obgleich der Name etwas anderes vermuten ließ. Das andere Gesprächsthema des Herrn aus Stornoway war der weltberühmte Tweed, der auf der Insel hergestellt wurde. Im Wesentlichen gab es drei Fabriken, denen die Webereien zuarbeiteten, hatte er erklärt. Es schien dabei professionelle Webereien zu geben und solche, die die Inselbewohner in kleinen Schuppen neben ihren Häusern betrieben. Der Mann wurde nicht müde, die Schönheit der Insel zu preisen. Charles solle sich unbedingt die Zeit nehmen, sich ausgiebig umzusehen und die Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Würde er. Auf jeden Fall. Ganz bestimmt. Charles hatte immer wieder interessiert genickt und so getan, als würde er sich dabei die Namen der Orte und Attraktionen einprägen. Dass er in Wirklichkeit nur nach einer einzigen Sehenswürdigkeit suchte, hatte er für sich behalten.
***
Die Fahrt nach Laxay dauerte nur ein paar Minuten. Dort angekommen, fühlte Charles, dass seine Handflächen schwitzig wurden - ein klares Zeichen dafür, dass seine mühsam aufrecht erhaltene Coolness beim Teufel war. Wenn sich Sephi nicht mehr auf der Insel befand, würde sich irgendwer mit Riechsalz in seiner Nähe aufhalten müssen, um ihn vor dem Zusammenklappen zu bewahren, denn mittlerweile fühlte er sich ausgelaugt und hundemüde, obwohl er in der Nacht zuvor tief und fest geschlafen hatte.
„Okay, zweiter Versuch. Dieser blöde Prinz hatte mit Aschenputtel weniger Schwierigkeiten”, murmelte Charles vor sich hin, als er an die Tür der MacDonalds klopfte. Dabei kam ihm die Filmszene aus The Graduate in den Sinn, in der Dustin Hoffman gegen die Kirchentür hämmert und immer wieder nach seiner Elaine brüllt. Vielleicht sollte er hier eine ähnliche Show abziehen, dass man ihm endlich öffnete.
„Bitte?”, fragte ein Mann in den späten Vierzigern mit etwas barscher Stimme.
„Guten Tag, Sir. Ich suche nach Persephone deWinter. Sie soll Ihr Gast sein.” Charles musste sich zusammennehmen, um das aufgeregte Zittern aus seiner Stimme zu halten.
Mr MacDonald maß ihn einen Augenblick lang misstrauisch, dann zog er die Stirn in Falten. „Wer sind Sie?”
„Mein Name ist Charles Manning. Ich bin ein alter Bekannter von Miss deWinter”, gab Charles ergeben zurück. Wenn dieser Kerl ihm jetzt die Tür vor der Nase zuschlug, hatte er den Hauptgewinn gezogen.
„Ach, der sind Sie. Ich habe von Ihnen gehört. Persephone ist vorhin zu einem Spaziergang aufgebrochen. Keine Ahnung, wo genau sie jetzt ist, aber sie wollte in Richtung Wasser laufen. Wenn Sie da entlang gehen, können Sie sie eigentlich nicht verfehlen.” MacDonald wies mit einer Hand nach
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