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Luftschlösser

Luftschlösser

Titel: Luftschlösser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Nitzsche
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ein Taschenmesser in deiner Unterhose oder freust du dich so, mich zu sehen?”
    Diese Frage ließ beide unvermittelt in Gelächter ausbrechen.
    „Du hast es erraten, Mae West. Mein Schweizer Armeemesser - immer bereit, mir die wildgewordenen Starlets vom Leib zu halten.” Charles strich über Persephones helles Haar. „Du hast ja keine Ahnung, wie sehr ich das vermisst habe.”
    „Was?”
    „Dich, deinen Körper. Mir ist erst jetzt aufgefallen, wie schön es war, dich immer um mich herum zu haben. Das hatte etwas ungemein Beruhigendes.” Er seufzte. „Na ja, mittlerweile hat es eher etwas extrem Be un ruhigendes, dich so nah bei mir zu haben. Stört es dich eigentlich, wenn ich dich Sephi nenne?”
    „Nein. Du bist der einzige, der das je getan hat. Dein Privileg. Wenn es mich stören würde, hätte ich dich schon vor fünfundzwanzig Jahren umbringen müssen.” Sie hatte nicht vor, ihn loszulassen. Nicht jetzt, wo alles so friedlich zwischen ihnen war. Vielleicht auch überhaupt nicht mehr.
    „Ist dir kalt?”
    „Ja, sehr.”
    „Mir egal, Charly. Da musst du jetzt durch.”
    Wieder lachte er zur Antwort. „Kein Problem, Sephi.”
     
    ***
     
    Sie mussten minutenlang so dagestanden haben. Erst Dougals freundliche und laute Aufforderung, mit ihm und seiner Frau Tee zu trinken, hatte Persephone von Charles loseisen können. ‘Loseisen’ konnte man dabei wörtlich nehmen, denn seine Haut war von Kopf bis Fuß mit einer dicken Gänsehaut bedeckt, als er endlich in trockene Kleidung schlüpfen konnte.
    „Mr Manning, darf ich Ihnen meine Frau Morag vorstellen? Morag, das ist der junge Mann, der so eifrig nach Perry gesucht hat.”
    Charles reichte der Frau, die er auf Ende vierzig oder Anfang fünfzig schätze, höflich die Hand.
    „Freut mich, Sie kennen zu lernen, Mrs MacDonald. Nennen Sie mich einfach Charles.”
    „Hallo, Charles. Setzen Sie sich. Sie müssen nach der Reise und der Kälte da draußen völlig durchgefroren sein. Aber keine Sorge, Tee und Scones werden Sie ganz flott wieder aufgewärmt haben.”
    Während Charles seine Hände an der heißen Teetasse wärmte, schaute er sich in der Küche um. Die Wände schienen aus einer Mischung aus Stein und Holz zu bestehen, die rustikalen Möbel aus hellen Hölzern. In einer Ecke stand ein altmodischer Herd, den man noch mit Holzscheiten beheizen musste. Die Wärme, die dieser Ofen verbreitete, fühlte sich geradezu himmlisch an. Zusammen mit gesüßtem schwarzen Tee, Gebäck und Persephones Nähe glich dieser Nachmittag beinahe Charles’ Kindheitserinnerungen an Ingers schwedische Süßigkeiten in der Küche der deWinters.
    „Ich freue mich, dass Sie da sind. Perry war die ganze Zeit so still und in sich gekehrt, aber schaut sie euch jetzt an - dieses strahlende Gesichtchen! So kenne ich dich gar nicht, Kleines.” Morag schien hocherfreut.
    „Ich hätte ja auch nie damit gerechnet, dass ausgerechnet der Mann, vor dem ich weggelaufen bin, hier vor der Tür stehen würde, um mir zu sagen, wie sehr ich ihm gefehlt habe”, gab Persephone freimütig zu.
    „Sie haben ihr also den hübschen Kopf verdreht?”, fragte Dougal grinsend. Ein paar Kekskrümel fielen dabei aus seinem Bart in seine Teetasse. „Das ist wirklich neu.”
    „Er ist der einzige, dem das je gelungen ist”, antwortete wieder Persephone, die gemerkt hatte, dass sich Charlys Ohren verdächtig rot eingefärbt hatten. „Stört es euch, dass Charles hier übernachten muss? Ich habe gehört, dass die paar Zimmer im Bed&Breakfast gerade an eine Wandertruppe vermietet sind.”
    „Ach wo, mach’ dir darüber keinen Kopf. Charles kann bleiben, so lange er mag. Wenn ihr uns nachts schlafen lasst, werden wir keine Probleme miteinander bekommen.” Morag lachte herzhaft.
    Dougal und Persephone stimmten in das Gelächter ein, Charles’ Ohren färbten sich derweil magenta. Er ahnte nicht, dass Sephi durch ihre Arbeit viel derbere Witze gewohnt war und über die meisten sogar lachen konnte. Das hieß, wenn sich jemand traute, in ihrer Gegenwart einen solchen Scherz zu wagen. Für gewöhnlich war David Fowler der einzige, der die Chuzpe hatte.
    „Stellen Sie auch Tweed her?”, fragte Charles, um von dem einen Thema, das ihn ohnehin schon seit geraumer Zeit beschäftigte, abzulenken.
    „Nebenher, wie viele hier auf der Insel. Der Anbau am Haus ist unsere persönliche Fabrik für Harris Tweed. Wir beziehen das Garn von der Firma, bei der wir den fertigen Stoff dann wieder abliefern”,

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