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Luftschlösser

Luftschlösser

Titel: Luftschlösser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Nitzsche
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gab Dougal bereitwillig Auskunft. „Perry interessiert sich sehr für den Stoff und die Herstellung. Wenn du nicht sehr gute Argumente hast, wird sie wohl in unser Big Business einsteigen wollen.”
    „Ich werde mir Mühe geben, Sephi wieder nach Hause zu locken. Es gibt dort einen Vater und eine Katze, die sie sehr vermissen.” Charles hatte endlich seine Stimme wieder gefunden.
    „Apropos vermissen - du wolltest deinen Boss anrufen”, erinnerte Persephone ihn milde. „Wissen Patsy und Sebastian eigentlich, wo ihr Sohn sich gerade herumtreibt?”
    Charles ruckte aus seiner bequemen Sitzposition hoch und tastete seine Hosentasche nach seinem Telefon ab.
    „Richtig. Diese beiden Anrufe sollte ich unbedingt hinter mich bringen. Von einem erwarte ich, dass er nicht sonderlich angenehm wird. Wenn ihr mich bitte entschuldigt.” Er verließ die Küche auf der Suche nach dem Wohnzimmer. Von da aus rief er zuerst Jameson Fenwick an, der sich vor Freude nicht gerade überschlug.
    „Sag’ das noch mal, bitte. Wo bist du gerade?”
    „Ich bin auf Lewis and Harris, einer Insel, die zu Schottland gehört”, entgegnete Charles ruhig.
    „Und wieso bist du dort?” Fenwicks ungläubige Stimme überschlug sich fast.
    „Wegen einer Frau. Wegen der Frau, um genau zu sein. Kannst du mir meinen Job bitte noch ein bisschen länger warm halten?”
    Jameson seufzte theatralisch. „Aber nur, weil du es bist. Und, weil ich den Namen der Insel so putzig finde. Und, weil du wirklich gewaltig auf die Lady stehen musst, wenn du ihr zum Arsch der Welt hinterher reist. Dann schlage ich mich eben noch Weilchen allein mit dieser drögen Hausfrau herum, die so gern der neue Stern am Society-Himmel wäre. Die war eigentlich für dich vorgesehen.” Er klang dabei wie die Kameliendame kurz vor ihrem letzten Atemzug.
    Charles lachte über diese kleine Darbietung. „Ich danke dir, Jim. Halt’ die Ohren steif, alter Freund.”
    „Das werde ich, Manning”, erwiderte Fenwick. „Aber vorher schaue ich noch nach, wo zum Geier diese Insel mit den zwei Männernamen zu finden ist.”
    Der Anruf bei seinen Eltern verlief für Charles erstaunlicherweise etwas weniger entspannt. Patricia wurde nicht müde, ihm Fragen zu stellen. Ob alles okay wäre, wie es Persephone ginge, ob er bald wieder zurückkommen würde und dergleichen. Auf einen Teil dieser Fragen konnte er keine Antwort geben, also vertröstete er seine Mutter auf einen späteren Anruf. Was er sagen konnte, war nur, dass er diese Insel nicht ohne Sephi verlassen würde.
     
    Den Rest des Nachmittags verbrachte Charles mit Persephone in ihrem Zimmer, dessen Einrichtung seinen eigenen Gästezimmern gar nicht unähnlich war. Geblümte Bettwäsche und helles Holz ließen den Raum freundlich wirken, die gerüschten Vorhänge verliehen allem einen Hauch von Puppenstube, der in krassem Gegensatz zu dem kargen Panorama stand, das sich beim Blick aus dem Fenster bot.
    Die Gespräche, die sie führten, waren notwendig und, zumindest für Charles, recht schmerzhaft. Er ließ sich von Persephone erzählen, wie ihr Leben nach seinem Fortgang verlaufen war, wie sie sich von ihren Freunden zurückgezogen hatte und zur Einzelgängerin geworden war. Obwohl Persephones Schmerz schon vor vielen Jahren in Gleichgültigkeit umgeschlagen war, versagte ihr dabei mehrmals die Stimme.
    „Ich konnte mir nie vorstellen, einem anderen Menschen so nahe zu sein wie dir”, schloss sie ihren Bericht.
    Die Tatsachen, ohne Vorwürfe oder Schuldzuweisungen ausgesprochen, verursachten Charles heftige Magenschmerzen. Diese Art von Unwohlsein hatte er zuletzt als Kind verspürt, wenn er irgendwelchen Unsinn angestellt hatte, den er seinen Eltern beichten musste. Jetzt fühlte er ihren Kummer wie seinen eigenen, ihre Qualen wurden zu seinen.
    „War dein Leben in Kanada ein einziges Freudenfest?” Mit dieser Frage forderte Persephone ihn auf, von sich zu erzählen.
    Als er mitten in seiner Biographie angelangt war, fiel ihm wieder einmal auf, dass sein augenscheinlich reibungslos verlaufenes Leben nichts war, womit er angeben konnte. Seinen Job mochte er, fand aber die meisten seiner Klienten so furchtbar, dass er sich privat mit ihnen nie abgeben würde. Privat... Da sah es ziemlich duster aus. Frauen waren gekommen und wieder gegangen. Keine war lang bei ihm geblieben, weil er die nötige Leidenschaft hatte vermissen lassen. Einige hatten versucht, ihn auszunehmen, andere hatten über ihn zu ihren fünfzehn Minuten im

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