Luftschlösser
beschränkten Horizont beurteilen kann. Und ich fühle mich wie eine Frau. Zum ersten Mal in meinem Leben.”
Er lächelte müde. „Hört sich beides sehr gut an. Wir hätten nur ein wenig leiser sein sollen. Dougal und Morag werden mich dafür aus dem Haus werfen.”
Ein unvermitteltes Kichern schüttelte Persephones Körper. „Du hast ihnen das abgenommen? Armer Kerl. Die beiden wollten dich auf den Arm nehmen. Alle Wände und Türen in diesem Haus bestehen aus massiven Steinen und stabilem Holz. Da hört man nicht einmal eine einschlagende Bombe, wenn man, wie die beiden, auf der anderen Seite des Hauses schläft.”
„Großartig! Ich Dummkopf habe das den beiden wirklich abgekauft. Eigentlich sollte ich die Abgeschiedenheit dieses Kämmerchens ausnutzen, aber ich bin zu müde.” Den letzten Satz hatte er nur noch genuschelt.
„Dann ruh’ dich aus. Der Tag war für uns beide anstrengend. Gute Nacht, Charly.” Persephone zog an der Bettdecke, die Charles’ hübschen Hintern gerade so bedeckte, um sie beide für den Rest der Nacht zuzudecken.
„Gute Nacht. Warum hast du...” Noch bevor er den Satz beendet hatte, war er eingeschlafen.
Was auch immer er sie fragen wollte, es musste bis zum Morgen warten. Sie schloss die Augen und lauschte in sich hinein. Die Schmerzen, die sie wochenlang mit sich herumgetragen hatte, waren verschwunden. An ihre Stelle war ein Gefühl getreten, das sie schon fast vergessen hatte. Es fühlte sich an wie tausende kleine Federn, die auf ihrer Haut kitzelten, ihre Körpertemperatur in die Höhe schnellen ließen und sie förmlich zum Glühen brachten.
Doch war es wirklich so einfach? Charles tauchte auf, sagte ihr, wie sehr er sie vermisst hatte, und alles war gut? Sie hatte Wochen gebraucht, um sich dieser Frage zu stellen, ohne bisher eine brauchbare Antwort darauf gefunden zu haben. Auf einmal stand diese Antwort jedoch klar und deutlich vor ihr. Ja, es war so einfach. Es sollte vorkommen, dass die Lösungen für die verzwicktesten Probleme in Wirklichkeit unglaublich einfach waren. Die Flucht vor Charles hatte so viel Kraft gekostet, dass sie zusammengebrochen war. Erst hier auf der Insel hatte Persephone eingesehen, dass sie gleichzeitig auch vor ihren Wünschen und Sehnsüchten weggelaufen war. Wäre Charles nicht aus heiterem Himmel auf Lewis aufgetaucht, hätte sie sich ihm direkt nach ihrer Rückkehr nach New York gestellt. Es war schließlich ihre wahrscheinlich letzte Chance dazu. Während ihres Tanzes war ihr endgültig klar geworden, dass sie sich immer noch nach ihm verzehrte. Ja, verzehrte . Nur dieser altmodische Ausdruck konnte halbwegs zutreffend beschreiben, was seine Gegenwart in ihr anzurichten vermochte. Vielleicht war jetzt einfach ihre Chance auf ein bisschen Glück gekommen. Weshalb sonst hätte ihr das Schicksal Charly zurückbringen sollen? Seltsames Schicksal... Der Gedanke entglitt ihr, als sie tiefer und tiefer in einen traumlosen Schlaf abdriftete.
***
Morag lauschte an der Tür. Alles war still. Dougal und sie hatten ihr Frühstück längst beendet, aber Perry und Charles hatten sich nicht blicken lassen. Nicht, dass sich die beiden etwas angetan hatten! Vorsicht war die Mutter der Porzellankiste, also öffnete die Tür zu Perry Zimmer ganz vorsichtig. Der Anblick ihrer Gäste beruhigte sie allerdings sofort wieder. Charles lag halb auf Perry, ihre Arme und Beine waren um ihn geschlungen. Beider Körper trugen die Male einer aufregenden Nacht. Mit einem breiten Grinsen schloss Morag die Tür wieder. Gegen ein bisschen Liebe war ja schließlich nichts einzuwenden.
„Wir sollten aufstehen. Ich habe Bedenken, dass Dougals Gastfreundschaft länger andauern wird, wenn ich dich am Aufstehen hindere.”
„Glaubst du, er wartet nur darauf, dass wir unten in der Küche erscheinen?”, fragte Persephone träge. Sie dachte nicht daran, gerade jetzt aufzustehen. Charles hatte damit begonnen, seine Hände über ihre Haut tanzen zu lassen und ließ gerade seine Zunge um ihre Brustwarze kreisen.
„Hoffentlich nicht. Weißt du noch, dass deine Ma immer gesagt hat, du würdest wie ein Brühwürfel riechen?” Er saugte an der zarten Haut ihres Ohrläppchens.
„Hmmm...” Das war alles, was sie ihm zur Antwort geben konnte.
„Ich habe gute Nachrichten für dich. Das hat sich inzwischen ausgewachsen. Du schmeckst zum Anbeißen. Leider fürchte ich, dass man dir das mittlerweile auch ansieht.” Er barg den Kopf an ihrer Schulter, um
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