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Luftschlösser

Luftschlösser

Titel: Luftschlösser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Nitzsche
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Pedale treten, um den Webstuhl in Gang zu bringen. Sie wusste, dass Dougal es sich nicht nehmen lassen würde, Charly selbst strampeln zu lassen.

3
     
    Nach einer knappen Woche wusste Charles alles über die Insel, hatte jeden Gesteinsbrocken unter seinen Schuhsohlen gespürt und sogar einige Bewohner kennen gelernt. Er war so ausgeruht und entspannt wie schon lange nicht mehr. Kurz und gut: Ihm stand der Sinn nach einem Tapetenwechsel. Und ihm stand der Sinn danach, mit Persephone allein zu sein, anonym in einer großen Stadt unterzutauchen und ihr ohne augenzwinkernde Kommentare seine Zuneigung zeigen zu können.
    „Auf meiner Suche nach dir bin ich in Edinburgh gelandet. Scheint eine wunderschöne Stadt zu sein. Meinst du, du könntest dich von dieser beschaulichen Insel losreißen und dort mit mir die Touristin spielen?”, fragte er so beiläufig wie möglich.
    „So richtig mit Sightseeing und Händchenhalten?” Persephone hatte es bisher nicht erwähnt, aber auch sie fand den Gedanken an ein bisschen Zweisamkeit mit Charly und ohne Dougals Ausbrüche von Spontanhumor äußerst anziehend. „Meinst du, wir könnten ein anständiges Zimmer bekommen?”
    „Werden wir gleich sehen.” Charles griff nach seinem Smartphone, tippte und wischte ein wenig darauf herum, um schließlich eine Telefonnummer zu wählen und nach einem Doppelzimmer zu fragen.
    Persephone konnte nicht hören, was der Hotelangestellte am anderen Ende der Leitung sagte, bekam aber mit, dass das Gespräch eine erfreuliche Wendung zu nehmen schien, denn Charles grinste von einem Ohr zum anderen, als er das Telefon wieder weglegte.
    „Wenn wir unsere Knackärsche morgen von diesem reizenden Inselchen fortbewegen, können wir die Albert Suite im The Roxburghe Crowne Plaza Edinburgh beziehen, weil die letzten Bewohner heute Hals über Kopf abreisen mussten und für die kommenden Tage zwischenzeitlich keine Reservierung eingegangen ist. Was meinst du dazu?”
    „Klingt sehr teuer und sehr gut. Hast du die Suite gebucht?”
    „Reserviert. Wenn wir morgen eintrudeln, ist alles im Lot.” Er strahlte immer noch wie ein Honigkuchenpferd. „Soll ich uns Flüge buchen?”
    „Unbedingt!” Persephone konnte es plötzlich nicht mehr erwarten, mit Charles allein zu sein. Sie wartete ab, bis er die Flüge nach Edinburgh gebucht hatte, dann schleppte sie ihn postwendend zu Morag, um ihr mitzuteilen, dass sie und Dougal ihr Haus bald wieder für sich hatten.
    „Von mir aus hättet ihr gern noch länger bleiben können, aber ich freue mich selbstverständlich für euch. Wenn man euch so vor sich sieht, könnte man fast neidisch werden. Ihr hockt hier seit einer Woche zusammen, ohne euch in die Haare zu kriegen oder voneinander genervt zu sein. Verratet ihr mir, wie lange ihr schon zusammen seid?” Als zwei Augenpaare sie verständnislos anblickten, versuchte sich Morag an einer gestammelten Erklärung. „Na ja, ich... ich dachte, ihr hättet euch zerstritten und dass Perry deshalb erst zu Robert und dann zu uns... Oder etwa nicht?”
    „Wir waren vorher nie zusammen.” Charles holte tief Luft, unwillig diese privaten Details vor einer beinahe Fremden auszubreiten. „Obwohl wir ein Leben lang miteinander befreundet sind, haben wir uns viele Jahre aus den Augen verloren. Als ich mich nach unserem Wiedersehen in Sephi verliebt habe, wollte sie mich nicht mehr. Erst hier hat sie es sich anders überlegt.” Er wandte seinen Blick aus dem Fenster. Thema beendet.
    „Erstaunlich”, wunderte sich Morag mit hochgezogenen Augenbrauen. „Ich wünsche euch alles Gute. Zeit zum Packen, schätze ich.” Sie lächelte aufmunternd.
    „Danke. Ich bin zuversichtlich, dass wir’s auf die Reihe bekommen. Wir hatten lange genug Zeit, uns das zu überlegen”, gab Persephone mit einem Schulterzucken zurück.
     
    ***
     
    Der Flug nach Edinburgh hob pünktlich ab, eine Wohltat bei den Verspätungen, die sonst immer an der Tagesordnung waren. Der Rezeptionist im Roxburghe war hocherfreut, dass der Mann, der die Suite hatte reservieren lassen, auch tatsächlich erschienen war.
    „Mr und Mrs Manning, ich freue mich, Sie im The Roxburghe Crowne Plaza Edinburgh willkommen zu heißen. Ich hoffe, Ihr Aufenthalt hier wird alle Ihre Erwartungen erfüllen.”
    „Da bin ich mir sicher.” Charles grinste fröhlich. Er hielt es nicht für nötig, den uniformierten Herrn darüber aufzuklären, dass die Schönheit an seiner Seite nicht seine Ehefrau war.
     
    Die Suite war

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