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Luftschlösser

Luftschlösser

Titel: Luftschlösser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Nitzsche
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sein Lachen zu dämpfen.
    „Dein Charme ist immer noch unübertroffen. Du lachst übrigens nur, weil du nicht sehen kannst, wie ich dich zugerichtet habe”, entgegnete Persephone gelassen. „Jetzt hopp, runter von mir. Wenn du’s dir mit Dougal nicht verderben möchtest, solltest du langsam in die Gänge kommen.”
    Charles gehorchte widerwillig und auch nur, um es sich nicht gleich mit seinen Gastgebern zu verderben.
     
    „Hallo! Schön, dass ihr doch noch aufgestanden seid. Schlimmer Jetlag, was, Charles?” Dougal zwinkerte anzüglich.
    „Äh, ja, kann man so sagen.” Charles’ Wangen wurden von einer feinen Röte überzogen.
    „Setzt euch hin. Ihr müsst ja völlig ausgehungert sein. Wir haben uns gerade ein Päuschen gegönnt und frischen Tee gekocht.” Morag lächelte auch, jedoch ohne die Anzüglichkeit ihres Ehemannes.
    Während ihres verspäteten Frühstücks ließen Persephone und Charles einander kaum aus den Augen.
    „Oh, Charles, haben Sie das Abendessen gestern nicht vertragen? Sie haben da einen recht heftigen Ausschlag am Hals”, stellte Dougal scheinheilig fest. Morag trat ihn dafür kräftig unter dem Tisch und funkelte ihn verärgert an.
    Charles’ Hand schnellte hinauf zu seinem Hals, um mit dem Kragen seines Pullovers die Rötungen zu bedecken. Trotz seines Berufes und der damit einhergehenden Schlagfertigkeit hatte er es noch nie geschafft, solche eindeutig zweideutigen Anspielungen clever zu parieren. Statt einer Antwort stierte er angestrengt in seinen Tee.
    „Das war ich”, gab Persephone zu. „Wiedersehensfreude.” Damit war alles gesagt.
    Morag strahlte sie dafür an. „Wie schön für euch! Ich habe ja gehofft, dass irgendwas passiert, das dich glücklich macht. Hört nicht auf diesen unromantischen Klotz hier, der hat keine Ahnung, wie heilsam eine kleine Trennung sein kann, weil ich immer in seiner Nähe bin und ihm seinen Hintern hinterher trage.”
    „Fünfzehn Jahre sind eine verdammt lange kleine Trennung”, stellte Charles trocken fest und trank seinen Tee in einem Zug aus. „Was hältst du von einem Spaziergang, Sephi?” Er wollte wieder mit ihr allein sein, schlicht und einfach.
     
    Ihr Spaziergang führte sie durch die raue Landschaft, die ohne graue Wolken und Dauerregen etwas sehr Anziehendes hatte. Man konnte, wenn man es darauf anlegte, meilenweit über die grünen Hügel laufen, ohne einer Menschenseele zu begegnen.
    „Was wolltest du mich eigentlich gestern Abend fragen? Du bist mitten im Satz eingeschlafen.”
    Charles blieb abrupt stehen und dachte nach. „Ich habe dir eine Frage stellen wollen? Welche? Ich kann mich nicht erinnern.”
    Persephone lief weiter. „Für ‘Warum hast du’ hat’s noch gereicht, dann warst du weg.”
    Er setzte sich wieder in Bewegung, hatte aber immer noch die Stirn in Falten gelegt und versuchte, seinen letzten Gedanken vom Vorabend wieder einzufangen. Es dauerte eine Weile, bis sich seine Züge wieder entspannten.
    „Es hat zwar etwas gedauert, aber jetzt ist es mir wieder eingefallen. Ich wollte wissen, weshalb du mir so schnell nachgegeben hast. Nach deiner offensichtlichen Abneigung gegen mich hatte ich mit jahrelangem Werben um deine Gunst gerechnet.”
    Nun blieb Persephone stehen. „Das nennst du schnell? Ich habe jahrelang jeden Gedanken an dich verdrängt. Nach deiner Rückkehr habe ich noch mal wochenlang versucht, dich auf Abstand zu halten. Ich habe nicht das Gefühl, mich überstürzt in deine Arme geworfen zu haben. Außerdem hätte wohl kein anderer Mann diese Reise für mich unternommen.” Sie schaute Charles fest in die Augen. „Abgesehen davon möchte ich nichts mehr von diesem Thema hören. Du hast mir gefehlt, ich habe dir gefehlt, du bist wieder bei mir, wir könnten tatsächlich zusammengehören, basta. Mehr interessiert mich nicht. Während du heute Nacht friedlich geschlafen hast, habe ich beschlossen, dass für mich ab jetzt alles ganz einfach ist. Warum sollte ich mir weiter die Hölle auf Erden bereiten, wenn es keinen Grund mehr dafür gibt? Kennst du das Bild ‘Die große Woge’ von Katsushika Hokusai?”
    Er nickte. Wer kannte dieses Gemälde nicht?
    „Vor einer solchen Riesenwelle stand ich und habe versucht, sie mit meinen Händen abzuwehren. Völlig idiotisch und sinnlos. Jetzt lasse ich mich einfach von dieser Welle überrollen und warte ab, wie es sich anfühlt. Ganz simpel.”
    Aha, so leicht war das also. Und das von der Frau, die Charles für komplizierter als eine

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