Luftschlösser
hier irgendwie unbeliebt gemacht?”, wunderte sich Sephi.
„Wie kommst du darauf?” Charles küsste ihre Fingerspitzen.
„Bei jedem anderen Gast in der Business Class waren sie schon ungefähr ein Dutzend Mal mit ihrem Getränkewägelchen. Bei uns hat die Lady ein einziges Mal sehr zurückhaltend gestoppt.”
Er zuckte mit den Schultern. „Vielleicht haben sie den Überblick verloren. Würde mich bei den vielen Fluggästen nicht wundern.” Er hatte nicht auf die Flugbegleiterinnen geachtet und auch nicht das Verlangen nach einem Drink verspürt.
Die Damen ließen sich auch während des restlichen Fluges nur sehr unregelmäßig in dieser Sitzreihe blicken, konnten aber mehr als deutlich sehen, dass das ihre Gäste nicht im Mindesten kümmerte.
***
Das New Yorker Wetter war nicht sehr viel besser als das schottische. Kein Wunder, inzwischen war der November grau und neblig angebrochen. Die Laune des Taxifahrers, der Persephone und Charles durch die Stadt kutschierte, schien das jedoch nicht zu trüben. Er fragte munter, woher seine Fahrgäste denn angereist wären, ob der Urlaub angenehm gewesen sei, jammerte scherzhaft über den ewigen Nebel und gab sich Mühe, eine Unterhaltung anzukurbeln. Seine Versuche endeten erst nach einem prüfenden Blick in den Rückspiegel, bei dem er feststellen musste, dass die jungen Leute wie Kletten aneinander hingen.
„Kommen Sie gerade von Ihrer Hochzeitsreise zurück?”, riss ihn seine Neugier zu fragen hin.
Charles lächelte in sich hinein. „Nein, Sir. Es freut mich aber, wenn wir so wirken.”
„Genießen Sie’s, junger Mann. Manchmal machen Hochzeiten die Sache nicht gerade besser. Geschichten könnte ich Ihnen da erzählen!” Dazu kam es nicht mehr, denn sie hatten das Haus der deWinters erreicht.
„Dad! Bist du hier irgendwo?” Persephone bekam keine Antwort. „Stell’ deine Reisetasche einfach hier im Flur ab. Keine Ahnung, wo mein Vater sich herumtreibt”, meinte sie schulterzuckend.
„Mal im Wohnzimmer nachsehen”, entgegnete Charles leise. Warum brachte Stille die Menschen immer dazu zu flüstern? Er nahm Sephi an die Hand und schlich mit ihr Richtung Wohnzimmer.
Dort thronte Edward deWinter seelenruhig auf seinem Lieblingssessel, neben ihm das Ehepaar Manning auf der Couch. Alle drei saßen mucksmäuschenstill da und warteten auf den großen Auftritt ihrer Kinder.
„Dad, warum sagst du nichts, wenn ich nach dir rufe?” Persephone schüttelte milde verwundert den Kopf. „Patricia, Sebastian - so eine Überraschung!” Sie ging zu ihren alten Bekannten hin, wusste aber nicht so recht, welche Begrüßung angebracht war. Sie entschied sich für ein Händeschütteln und einen angedeuteten Knicks, einem Überbleibsel ihrer Privatschulerziehung.
„Warum so förmlich, Persephone? Das klingt ja beinahe, als wären wir Fremde.” Sebastian zog sie in eine herzliche Umarmung. „Nun sagt schon, wie’s zwischen euch gelaufen ist!”
„Es lief gut”, stapelte Charles tief. Er hatte inzwischen Edwards Hand geschüttelt und sich seinerseits über die Anwesenheit seiner Eltern gewundert. „Man könnte sagen, dass wir in allen Belangen überein gekommen sind.” Dabei verzog er keine Miene.
Während den Eltern das Unverständnis in die Gesichter geschrieben stand, musste sich Persephone eilig abwenden. Nur ihr konnte auffallen, wie zweideutig Charlys Ausdruck ‘überein gekommen zu sein’ gemeint war.
„Welchem glücklichen Umstand verdanken wir eigentlich euren Besuch?”, fragte sie, um abzulenken.
Edward schaute einmal reihum, bevor er antwortete. „Wir haben seit Charlys Abreise wieder häufig miteinander telefoniert und festgestellt, dass es an der Zeit für ein Wiedersehen ist. Weil ihr beiden uns ziemlich im Unklaren gelassen habt, habe ich Patsy und Sebastian über eure Heimreise informiert und sie für heute zu uns eingeladen. Ganz einfach so, mein Mädchen.”
‘Einfach so’ schien das neue Motto der Familie zu sein, fiel Persephone auf. Nach einem kurzen Blickwechsel mit Charly setzte sie sich und schaute ihren Vater feierlich an.
„Vielleicht könnt ihr euch ja mit dem Gedanken anfreunden, euch in Zukunft wieder häufiger zu treffen. Es wäre doch nett, wenn ihr euch wieder so nahe kommen könntet wie Charles und ich in den vergangenen Wochen. Na ja, vielleicht nicht so nahe...” Sie grinste breit.
„Soll das etwa heißen, dass Inger mit ihren Witzen doch Recht hatte?”, platzte Patricia heraus.
„Zu
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