Luftschlösser
einhundert Prozent”, bestätigte Charles mit einem Kopfnicken.
Dass die Freude über diese Entwicklung bei Edward und den Mannings riesengroß war, verstand sich von selbst. Bei Edward kam noch hinzu, dass er die berechtigte Hoffnung hatte, endlich seine Tochter wiederzuhaben. Wenn ihn der Eindruck nicht täuschte, hatte Charles ihr die Fröhlichkeit und Unbeschwertheit wiedergegeben, die sie als Kind besessen und nach seinem Fortgang gänzlich abgelegt hatte. Das waren die besten Nachrichten seit Jahren, weitaus besser als alle Einrichtungsaufträge der Welt.
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In den folgenden Wochen fand die unvermeidbare Vermischung von Persephones und Charles’ Haushalten statt. Immer mehr seiner Kleidungsstücke fanden den Weg in ihre Schmutzwäsche. Gleichzeitig sammelten sich in seinen Badezimmern immer mehr Kosmetikprodukte und Haarbürsten aus ihrem Besitz. Die Suche nach einzelnen Cremes, Blusen und Hemden gestaltete sich dadurch zwar zunehmend schwieriger, brachte aber den Vorteil mit sich, dass irgendwann in beiden Wohnungen alles in einem gemütlichen Durcheinander vorhanden war.
Zu Trishs größter Verwunderung hatte ihr Boss sich im Laufe ihrer Reise vollkommen gewandelt. Man hatte ihr (wie immer) nicht genau gesagt, was dazu geführt hatte, aber sie mochte die neue Lässigkeit, die in ihr Büro Einzug gehalten hatte. Der Zeitdruck hatte abgenommen, Überstunden gab es auch kaum noch, weil Perry am Abend gar nicht pünktlich genug verschwinden konnte. Charles Mannings gelegentliche Besuche in ihrem Refugium ließen die Sekretärin aber erahnen, dass er an dieser Veränderung im Hause deWinter großen Anteil hatte.
Persephone selbst sah ihre Aufträge inzwischen in einem anderen Licht. Es war nur Arbeit, ein Weg, Geld zu verdienen und anderen Menschen zu einem schöneren Heim zu verhelfen. Ihr Leben spielte sich dank Charly nunmehr auch außerhalb ihrer eigenen vier Wände ab. Er besorgte in schöner Regelmäßigkeit Karten für Konzerte, Theaterpremieren oder Opernaufführungen. Dazwischen fanden in der Zeit vor Weihnachten immer wieder Partys und Wohltätigkeitsveranstaltungen statt, die seine Anwesenheit verlangten und auch Persephone einen Besuch abnötigten.
Charles hatte sich nach seiner Rückkehr aus Schottland einige dumme Kommentare von Jameson Fenwick anhören dürfen, hatte seinen Job in dessen PR-Agentur aber ansonsten unbehelligt antreten können. Dass Fenwick die Möchtegern-Wohltäterinnen auf ihn abschob, war nach seiner Kamikaze-Aktion klar. Die Ladys waren zwar allesamt recht exaltiert und schlimmer als ein Sack Flöhe, benahmen sich aber immer noch besser als die Sportler, die er in Kanada kennen gelernt hatte. Die Einladungen zu den Charity-Events waren für ihn dank seines Jobs Pflichtveranstaltungen. Zum Glück eilte der Ruf der deWinters Persephone überall voraus und bescherte auch ihr zu all diesen Veranstaltungen Einladungen.
„Wann machst du dich heute auf den Weg?” Persephone saß mit Charles und Trish zum Lunch bei Dean und Jerome.
Trish hatte zwar nie dumme Fragen gestellt, aber sie war schließlich nicht blind. Mit der sexuellen Energie zwischen Perry und Charles hätte man ganz Manhattan mit Strom versorgen können. Sie hätte nie im Leben geglaubt, einmal die Worte Perry und Sex auch nur im selben Satz zu denken. Dennoch sah alles danach aus, als wären sie und ihr alter Kumpel heimlich, still und leise miteinander verbandelt.
„Man erwartet mich gleich zu Beginn des großen Ereignisses. Die Gastgeberin ist sehr aufgeregt und jetzt schon mit den Nerven total am Ende.” Beim zweiten Satz imitierte Charles recht gekonnt eine völlig aufgelöste Frauenstimme.
„Was bezweckt die Frau eigentlich damit?”, wollte Trish wissen.
Charles schürzte die Lippen, dann antwortete er: „Sie möchte gesehen werden. Ihre Freundinnen sind bekannte Damen der besseren New Yorker Gesellschaft, sie dagegen kennt kein Schw... ähm, kein Mensch. Um ihr Profil zu geben und ihren Namen ins Gerede zu bringen, hat sie Fenwick engagiert. Weil Jamesons Herz nicht gerade für die Hausfrauen - seine Worte, nicht meine - schlägt, hat er sie voller Güte mir überlassen. Mir ist nichts Besseres eingefallen als eine dieser ewigen Spendenpartys, auf denen man so tut, als wolle man dem Gastgeber ganz unauffällig einen Scheck zukommen lassen, während man es so deichselt, dass der halbe Raum es sehen kann.”
„Aha, klingt nach einem ziemlich bizarren Deal. Spenden wir für solche
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