Lukes Verwandlung (German Edition)
hätte er jetzt die Sache aufklären und die Miss als die Braut des Bosses vorstellen sollen. Aber er genoss lieber noch ein wenig die Begeisterung der Männer und wartete ab, bis Luke Donavan den Kampf als beendet ansah. Ein Ende, das nicht alleine darin bestand, dass Micky schließlich im Staub lag, sondern, dass er auch seine Sachen packen konnte, um zu verschwinden.
Der Mann, den Melissa zugesagt hatte zu heiraten, zeigte nicht mehr Emotionen, als ein Stein. Nachdem er die eine Sache mit Micky als abgeschlossen betrachtete, schwang er sich über den Zaun der Pferdekoppel und schritt durch die Meute der begeisterten Cowboys. Und Benson freute sich bereits darauf, die Jungs ein wenig ins Schwitzen zu bringen, indem er aufklärte, wem man da so eindeutige Angebote machte.
„Jungs, das ist Miss Gray.“ Er wartete, bis jeder den Namen in sich aufgenommen hatte, und sich das grüßende Gemurmel gelegt hatte. Dann ließ er die Bombe platzen, die die Cowboys anlässlich ihrer dreisten Worte in Verlegenheit bringen sollten. „Die Braut des Bosses.“
Flüche waren zu hören und enttäuschtes Gemurmel, aber darauf achtete Melissa nicht. Sie blickte auf den Mann, der auf sie zukam, und derjenige sein musste, dessen Braut sie sein sollte.
Er war so wie sie es sich vorgestellt hatte, und doch ganz anders. Luke Donavan, der Boss, war das Abbild eines harten durchtrainierten Cowboys. Sonnengegerbte Haut, Falten um die Augen, die sicher nicht von Lachen stammten, und große raue Hände. Sein blondes Haar war so hell wie Stroh und seine Arbeitsklamotten von dem vorangegangenen Kampf mit Staub überzogen. Je näher er dem Wagen kam, umso mehr Details konnte Melissa an dem Mann erkennen. Er hatte einen schmalen Oberlippenbart, der kaum auszumachen war, und seine Augen wirkten …kalt.
Melissa fröstelte in der heißen Mittagssonne. Sie hatte gewusst, dass etwas mit einem Mann nicht stimmen konnte, der sich eine Frau liefern ließ, wie einen Sack Kartoffeln. Da waren Enttäuschungen vorprogrammiert. Ganz offensichtlich entsprach sie nicht seinen Vorstellungen. Und dabei hatte er das Baby noch nicht einmal gesehen, das im Korb unter dem Kutschbock schlief. Wenn er den kleinen Johnny erst entdeckte, dann konnte sie froh sein, wenn Benson sie zur nächsten Siedlung bringen durfte.
Luke war sauer. Er hatte Benson einen einfachen Auftrag erteilt, und dieser Idiot hatte es vermasselt. Er brauchte eine Frau, kein halbes Kind, das seine Cowboys bezirzte und unnütz herumsaß um sich bedienen zu lassen. Er wollte keine Dekoration für sein Heim, sondern eine vernünftige Frau, der klar war, dass von ihr erwartet wurde, ihm ein paar Kinder zu gebären.
Und was hatte ihm Benson mitgebracht? Eine rothaarige kleine Schlange, die schon in der ersten Minute seinen Männern schöne Augen machte. So etwas konnte er auf seiner Ranch nicht gebrauchen. Schließlich war er auf diese Heiratssache nur gekommen, um die geldgierigen Frauen aus der Gegend loszuwerden. Und natürlich weil es Zeit wurde, ein paar Söhne heranzuziehen, die die Ranch übernehmen konnten.
Diese Kleine war dafür kaum geeignet. Eine Erkenntnis, die er ihr aber lieber unter vier Augen und in der Abgeschiedenheit seines Hauses mitteilen würde. Schließlich wollte er kein Schauspiel für seine Männer aufführen, nicht nachdem sie an diesem Tag schon einer handfesten Auseinandersetzung beigewohnt hatten.
„Miss“, die Hand, die er der Rothaarigen entgegen hielt, um ihr vom Kutschbock zu helfen, schloss sich um Melissas Oberarm, kaum dass sie mit beiden Beinen auf der Erde stand. Und die Absicht, sie ins Haus zu führen, wurde mit aufmunterndem Gejohle kommentiert.
Melissa wagte es kaum, sich gegen diesen einschüchternden Mann zu wehren. Aber es blieb ihr kaum etwas anderes über, da sie nicht vorhatte, ohne Johnny irgendwo hinzugehen.
„Einen Augenblick bitte, Sir.“
Hatte sie bereits selbst erkannt, dass es ein Fehler war hierher zu kommen? Wollte sie nach einem einzigen Blick auf ihn, seine Männer und die Ranch, lieber den Rückzug antreten? Für Luke sah es ganz so aus. Und obwohl er zu der gleichen Erkenntnis gelangt war, ärgerte ihn ihre Reaktion. Noch mehr, da Benson so etwas offensichtlich geahnt hatte und deshalb noch immer auf dem Kutschbock wartete.
„Mr. Benson, wären Sie so freundlich?“
Dass die junge Frau seinen Vorarbeiter mit Mister ansprach verriet Luke mehr über sie, als wenn sie ein weitschweifendes Gespräch geführt hätten. Die
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