Lukes Verwandlung (German Edition)
sie gehen musste, dann ging sie einfach. Den kleinen Johnny beruhigend anlächelnd, folgte Melissa Luke Donavan zum Ranchhaus. Dabei vertraute sie darauf, dass der Vorarbeiter ihnen folgen würde, um seine Wahl zu erklären. Aber als sie schließlich in dem dunkel eingerichteten Wohnraum des Ranchers stand, war sie alleine mit dem einschüchternden Mann.
Er sah nicht so aus, als würde er sich eine Braut wünschen oder hätte nach selbiger gesucht. Ganz offensichtlich hatte hier ein Kommunikationsfehler dazu geführt, dass Benson sie hierher gebracht hatte. In diesem Fall war es am besten, sich so schnell als möglich zurückzuziehen.
„Es tut mir sehr leid, Sir“, wollte Melissa nicht abwarten, von dem Rancher fortgeschickt zu werden. „Ganz offensichtlich hat Mr. Benson Sie falsch verstanden.“
„Hat er das?“, fragte Luke ruhig. Er war neugierig, wie die junge Frau die Situation händeln würde. „Ich denke, Benson kannte meine Wünsche genau. Er ist nicht der Typ, der eine Anweisung falsch versteht.“
Das war dann wohl ein Vorwurf, der in ihre Richtung zielte.
„Ich kann nur noch einmal sagen, dass es mir leid tut, Mr. Donavan. Wenn Sie einen Ihrer Männer erlauben mich und Johnny in die nächste Stadt zu bringen, können Sie diesen unangenehmen Irrtum schnell wieder vergessen.“
Auf dem Gesicht des Ranchers konnte Melissa nicht erkennen, ob ihm dieser Vorschlag zusagte war oder nicht. Er wirkte weiter so unbeteiligt und kalt, als ob ihn die Sache nichts anginge. Aber etwas an ihren Worten schien dennoch seine Aufmerksamkeit gefesselt zu haben. Und der rätselhafte Blick auf die junge Frau brannte sich in ihre Haut.
„Miss Gray“, ihr Name klang wie eine Frage aus seinem Mund und darum nickte Melissa. „Das Baby ist ein Junge?“
Was diese Frage damit zu tun hatte, dass Benson einen Fahler mit dieser ihrer Wahl gemacht hatte, wusste Melissa nicht. Aber die Höflichkeit verlangte von ihr, eine Antwort auf die Frage zu geben.
„Ja, das Baby ist ein Junge. Johnny ist jetzt fast 30 Tage alt“, war sie stolz, es schon so weit gebracht zu haben.
Donavan sah die junge Frau scharf an. Er wollte verstehen, warum eine frischgebackene Mutter mit einem so kleinen Kind diesen Weg einschlug, um einen Mann zu finden. Seine Entscheidung, wie es weitergehen sollte hing zu einem gewissen Teil davon ab.
Als er seinem Vorarbeiter die nicht ganz alltägliche Aufgabe übertragen hatte, ihm eine heiratswillige Frau zu bringen, hatte er dabei eher an eine Witwe gedacht. Mit Kind oder ohne, spielte nicht wirklich eine Rolle. Er hätte kein Problem damit, ein fremdes Kind aufzuziehen.
Luke wusste, dass er sich nicht mehr allzu viel Zeit damit lassen konnte, um zu heiraten und einen Erben für die Ranch zu bekommen. Schließlich war er fast vierzig, und wollte nicht schon am Krückstock gehen, wenn er seinem Sohn beibrachte eine Farm zu führen.
Eine Frau war für dieses Vorhaben jedoch unerlässlich, auch wenn er eigentlich keine Schwierigkeiten sah, sich zu verheiraten. Was ihn eher störte war, dass es zu viele willige Frauen gab, die sich für diesen Posten anboten. Wohlstand lockte an, und Luke wusste, dass viele der Frauen, die ihm deutliche Angebote machten, es genau auf diesen Wohlstand abgesehen hatten. Da es jedoch fast unmöglich war echtes Interesse zu erkennen, stellte er sich dieser mühsamen Aufgabe erst gar nicht.
Die Idee, sich eine der Frauen zu nehmen, die in der Hoffnung nach einem Ehemann in den Westen kamen, erschien ihm daher als ein guter Gedanke. Ihre Motive waren ein klein wenig durchschaubarer, als die der Damen vor Ort. Sie suchten ein Zuhause und Sicherheit. Ein Motiv, das Luke akzeptieren konnte. Natürlich wusste man dabei auf beiden Seiten nicht wirklich was man bekam, und darum sah es Luke auch nicht als zwingend notwendig an, selbst eine Wahl zu treffen. Benson hatte normalerweise ein Gespür dafür, was er meinte, wenn er eine Aufgabe erledigt haben wollte. Allerdings war er sich nicht sicher, was sich sein Vorarbeiter bei dieser Entscheidung gedacht hatte.
Rote Haare und Sommersprossen, eine Figur wie ein halbwüchsiger Junge und dazu ein Baby, das sie in ihrem Alter noch gar nicht haben sollte. Nicht das, womit er gerechnet hatte. Und auch nicht einmal das, was er auf den ersten Blick begrüßt hatte. Aber immerhin schien sie vernünftiger zu sein, als er bei ihrem Anblick vermutet hatte. Vielleicht steckte ja mehr in diesem Mädchen als das, was man auf den ersten Blick
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