Lukes Verwandlung (German Edition)
seinem Schlafzimmer befand.
„Doc, Sie sollten auch nach der Mutter des Jungen sehen“, forderte er erneut den Einsatz der medizinischen Kenntnisse seines Besuchers.
„Und was soll ich bei ihr feststellen? Vielleicht ob sie in Ordnung ist?“, brummte der Doc widerwillig, und bezog sich dabei auf Lukes vorherige unpräzise Anweisung.
„Sie ist nicht in Ordnung“, gab der Rancher kalt zurück. Der Spott des Doktors richtete sich hier auf den falschen Mann. Und er würde es nicht dulden, dass Ignoranz verhinderte, dass Melissa medizinischen Beistand erhielt.
„Miss Gray ist zusammengebrochen, kurz bevor ich Sie holen ließ.“
Von dieser Mitteilung konzentrierte sich Flemming erst einmal auf die Seite, die seinen Beruf ansprach. Als Arzt machte es ihn verdammt sauer, dass der Rancher ihn nicht gleich zu dem wirklichen Patienten gebracht hatte.
„Warum sagen Sie das erst jetzt, Donavan? Himmel Herrgott, Frauen sind keine Zuchttiere, die sofort wieder aufstehen, nachdem sie ihr Junges geworfen haben“, schimpfte er. „Wo ist sie?“
„Letzte Tür, rechte Seite des Ganges“, gab Luke Auskunft.
Hätte Luke nicht noch das Baby wickeln und anziehen müssen, wäre er sofort hinter dem Doktor hergekommen. Die Möglichkeit, dass Melissa bei dem Anblick des Arztes ein gehöriger Schreck in die Glieder fuhr, konnte mehr sein, als sie nach ihrem Zusammenbruch ertrug. Er hatte sich zu viele Gedanken darüber gemacht, dass mit dem kleinen Johnny etwas nicht stimmen könnte, und darum dessen Mutter ein wenig außer Acht gelassen. Dabei bedurfte wohl eher Melissa seiner Fürsorge, wie der Doktor vermutete.
Sein Schlafzimmer zu betreten, während der Doktor mit seinen Untersuchungen beschäftigt war, war wohl keine gute Idee. Darum verbrachte er die Wartezeit im Wohnraum und trug das putzmuntere Baby herum. Doch obwohl das nicht nur ihn selbst, sondern auch den Säugling beruhigen wollte, zappelte der Kleine unruhig in seinen Armen.
Luke hatte keine Ahnung, was los war. Der Doc hatte bestätigt, dass Johnny gesund war, und dennoch begann er jetzt auch noch zu weinen. Irgendetwas musste er verkehrt gemacht haben. Denn das was den Jungen vor Stunden nicht gestört hatte, in den Armen seines neuen Vaters zu liegen, gefiel dem Kleinen jetzt absolut nicht.
Lukes erfolglose Beruhigungsversuchen wurden durch die Hand des Doktors auf seiner Schulter unterbrochen.
„Geben Sie es auf, Donavan. Für die Bedürfnisse des Kleinen sind Sie nicht richtig ausgestattet“, scherzte er, bevor er einen deutlicheren Hinweis gab. „Bringen Sie das Baby zu seiner Mutter, wo er sein kleines Bäuchlein füllen kann.“
Das Baby bei Melissa abzuliefern, die zwar noch immer müde aber aufrecht in seinem Bett saß, löste bei Luke zweierlei Gefühle aus. Zum einen bedauerte er das Baby aus der Hand geben zu müssen, zum anderen empfand er Genugtuung dabei, dessen Mutter in seinem Bett zu wissen. Dass er noch nicht das Recht dazu hatte, den intimen Akt des Stillens beizuwohnen, störte Luke dagegen nicht. Er plante, an diesem Ereignis in Zukunft so oft wie möglich teilzunehmen. Wenn die beiden offiziell zu ihm gehörten, würde er auf seine Anwesenheit bestehen. Inzwischen hatte er jedoch noch eine Kleinigkeit mit dem Doktor zu regeln. Er musste wissen, wie ernst er Melissas Zusammenbruch nehmen musste.
Seine Absicht wurde für eine kleine Weile in den Hintergrund gedrängt, als er zurück in den Wohnraum des Hauses kam. Flemming war ein schlecht gelaunter Brummbär, aber er verfügte auch über einen erstaunlich treffsicheren rechten Haken. Ein paar Jahre jünger als Luke und mit der Erfahrung zahlreicher Salonschlägereien wusste er, dass es besser war zuerst zuzuschlagen und dann zu reden.
„Sie verdammter Mistkerl!“
Was genau ihm vorgeworfen wurde wusste Luke durch diese Anschuldigung zwar nicht, doch Flemming ließ ihn nicht lange im Unklaren.
„Ich dachte, der Name Miss Gray ist Ihre Art, wie Sie Ihre Frau gegenüber andere nennen, aber sie sagt selbst, dass sie eine Miss ist und keine Ma’ma. Ist das Ihre Vorstellung davon, wie Sie den unbescholtenen Bürger mimen, Donavan?“, stand ein deutlicher Vorwurf im Raum.
„Es geht Sie zwar nichts an, aber an dem Status des Mädchens arbeite ich gerade“, war Luke nicht bereit zu erklären, wie die Sache wirklich stand.
„Bisschen spät!“, warf der Doc ihm vor. Es war nicht zu übersehen, dass er kochte. „Haben Sie überhaupt eine Vorstellung davon, wie es für ein
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