Lukes Verwandlung (German Edition)
war seine Garantie, dass niemand auf die Idee kam, etwas anderes anzunehmen. Für die Leute aus der Gegend würde er der reiche Rancher sein, der sich ein kleines zappelndes Missgeschick geleistet hat, das ihn jetzt dazu zwang zu heiraten.
So etwas wie ein Schmunzeln verzog die harten Gesichtszüge, die scheinbar nie zu einem Lachen fanden. Sein ach so starrer Ruf war dahin, und würde die, die glaubten ihn zu kennen, gehörig aus der Fassung bringen. Ein Mann, der einer jungen Frau, mit der er nicht verheiratet war ein Kind machte, hatte schnell seinen Ruf als triebgesteuerter Mistkerl weg. Und wenn man ihn darauf reduzierte, dann unterschätzte man ihn auch schnell.
Luke hatte nichts dagegen unterschätzt zu werden. Dann konnte er viel mehr erreichen, wenn er mit all seiner Stärke überraschte. Wer auch immer versuchen sollte ihn hereinzulegen, weil er ihn für einen Kerl hielt, der nur an sein Vergnügen dachte, würde diesen Fehler bereuen.
Auch der Doc unterschätzte ihn wenn er dachte, er könne sich nicht richtig um eine Mutter mit Kind kümmern. Zwar war das eine ganz neue unbekannte Aufgabe für Luke, doch der würde er sich ohne Bedenken stellen.
Nach einer halben Ewigkeit, in der Luke hoffte, dass die Fütterung des kleinen Raubtieres abgeschlossen sein musste, wagte er einen vorsichtigen Blick in sein Schlafzimmer. Er überraschte Melissa dabei, wie sie verwundert das Stück Stoff begutachtete, das Luke Johnny als Windel um den kleinen Hintern geschlungen hatte.
„Tut mir leid, dass Sie solche Mühe mit mir haben, Mr. Donavan“, schlug die junge Frau die Augen nieder nachdem sie entdeckt hatte, dass der große ernste Rancher an der Türe stand.
„Luke“, stellte der neutral richtig und kam ein paar Schritte näher. „Ich habe keine Mühe mit meiner Frau und meinem Sohn, Melissa. Mühe bereitet nur, was man nicht haben will.“
Er neigte sich zu der jungen Frau hinunter und bemühte sich, ihr das Baby so vorsichtig wie möglich aus den Armen zu nehmen. Dabei kam er ihr so nahe, dass sie deutlich die harten Linien in seinem schmalen Gesicht wahrnehmen konnte. Ein ungewohnter Anblick so direkt vor ihren Augen, der ihr ein flaues Gefühl im Magen bescherte.
„Der Doc hat dir Ruhe verordnet. Ich werde mich darum um diesen kleinen Mann hier kümmern. Du brauchst erst einmal nichts anderes zu tun, als dich zu erholen und das Baby zu füttern wenn es Hunger bekommt.“
Das war eine Feststellung kein Vorschlag, und auch kein Vorwurf schwang in den wenigen klaren Worten mit. Dennoch wollte Melissa das Baby nicht einfach so einen fast völlig Fremden aufhalsen.
„Ich schaffe es bestimmt auch wenn der Kleine hier bei mir bleibt“, versuchte Melissa niemanden zur Last zu fallen.
„Nein, das schaffst du nicht“, klang bei dieser Erwiderung schon ein bisschen Härte mit. „Du erholst dich, und ich kümmere mich um das Baby“, stand Lukes Entschluss fest. Und er hatte noch eine andere Entscheidung getroffen, von der er wollte, dass Melissa sie umsetzte. „Und gewöhn dich daran mich mit Luke anzusprechen. Es wirkt viel vertrauter, wenn eine Frau ihren Mann bei seinem Vornamen nennt.“
Nach dieser Feststellung beugte sich Luke noch einmal ein klein wenig zu Melissa und drückte ihr einen flüchtigen Kuss auf den Scheitel. „Schlaf dich aus, Süße.“ Und noch ehe die junge Frau überhaupt einordnete, was diese Geste aussagen sollte, hatte der Rancher das Schlafzimmer mit dem Baby schon verlassen.
Luke Donavan verband gewisse Vorstellungen damit, eine Familie zu haben. Ein liebevoller Umgang miteinander gehörte dabei auf seine Hitliste. Er mochte seine Gefühle nicht nach außen hin zeigen, aber er wollte, dass die Menschen, die zu ihm gehörten sich wohl fühlten. Und eine liebevolle Geste und ein Kosename würden eine angenehme Atmosphäre in seinem Haus entstehen lassen.
Doch jetzt musste sich Luke um seinen Sohn kümmern, der nach seiner Mahlzeit ziemlich schläfrig wirkte. Eine Feststellung, die Luke dazu brachte sich Gedanken darüber zu machen, ob das bei Babys immer so war. Bestand ihre einzige Tätigkeit darin zu schlafen und zu essen? Luke hoffte, dass das nur die erste Stufe seiner Entwicklung war, damit er irgendwann mit ihm mehr tun konnte, als ihn nur in sein Bettchen zu tragen. Obwohl diese ungewohnte Tätigkeit auch etwas war, das er erst richtig lernen musste. Und er genoss es durchaus, dieses kleine Wesen, das jetzt sein Sohn war, in den Armen zu wiegen und in die großen
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