Lukes Verwandlung (German Edition)
die Anwesenheit des kleinen Kerls.
Der Doc war zwar brummig wie ein Bär, aber lange nicht so behäbig. Der untypische Laut ließ ihn sich auf der Stelle zu Luke herum drehen. Gerade rechtzeitig um zu sehen, wie der bis dato ledige Rancher, einen Säugling in seine Armbeuge bettete.
„Grundgütiger!“, fluchte Flemming verhalten. „Jeder weiß ja, dass Sie ein verschlossener Mistkerl sind, Donavan, aber die Existenz eines Babys sollte sich dann doch bis nach Little Creek herumgesprochen haben. Wo haben Sie es her?“
Luke zog eine Augenbraue in die Höhe. Er würde jetzt ganz bestimmt keine Erklärung abgeben. Sollte sich der gute Doc doch denken was er wollte. Oder vielleicht auch das, was Luke wollte, dass er dachte.
„Was glauben Sie denn wo ich ein Baby her habe, Flemming? Wissen Sie, mein Guter, ich bin ein Mann, da kann einem ein Kind schon mal passieren.“
„Hab nicht gehört, dass Sie geheiratet hätten“, stellte der Doktor sachlich fest. Er hatte auch keine Skrupel das zu fragen, was er zu diesem Thema wissen wollte. „Ist das Ihres, oder hat man Ihnen ein Findelkind untergejubelt?“
„Meines“, erklärte Luke ruhig. „Ich möchte, dass Sie ihn untersuchen und mir sagen, ob mit ihm alles stimmt.“
Der Doc grummelte. „Was soll nicht stimmen? Das ist ein ganz normales Baby mit Armen und Beinen.“
Er kam zu Luke und nahm ihm den Kleinen, der mittlerweile hellwach war ab. Dann legte er das Baby auf den Tisch und zog ihn aus, um eine gründlich Untersuchung vorzunehmen.
Ohne die kleinen Stoffstücke, die den zarten Körper bedeckten, sah dieses winzige Häuflein Mensch noch zerbrechlicher aus. Luke war sich nun sicher, dass mit dem Baby etwas nicht stimmen konnte.
Flemming hatte sich von einer Minute auf die andere von einem Brummbären in einen Kuschelbären verwandelt, und kitzelte den Kleinen an seinem nackten Bäuchlein. Dabei sprach er so sanft und einschmeichelnd auf ihn ein, dass jeder, der den Doc anders kannte, verblüfft gewesen wäre.
„Na, du kleiner Racker, sieht so aus, als ob hier jemand keine Ahnung hätte, dass man nasse Windeln auch einmal wechseln muss.“
Ein gurgelnder Laut war zu hören. Und da sich niemand von dem Wink des Doktors angesprochen fühlte, wurde er konkreter.
„Windeln, Donavan. Und ich würde mich beeilen, bevor dieser kleine Mann hier einen Springbrunnen entstehen lässt.“
Dieser Hinweis kam an, und nach einem Blick auf das, was der Doktor eben erst vom Johnnys Körper entfernt hatte, wusste Luke auch nach was er zu suchen hatte. Doch das entsprechende Teil an den Arzt weiterzureichen war nicht das, was der gemeint hatte.
„Das werden Sie schon alleine machen müssen, Donavan“, zeigte der Doc, dass sich seine Laune nicht soweit gebessert hatte, dass er außer dem Baby noch jemandem Freundlichkeit entgegen brachte. „Ich bin weder die Kinderfrau, noch der Vater dieses kleinen Burschen. Sie werden sich schon alleine darum kümmern müssen.“
Ein grimmiger Blick traf Flemming, der ihn vor so eine Aufgabe stellte. Aber er würde ganz gewiss nicht zugeben, dass er damit überfordert sein könnte. Allerdings schreckte er doch etwas davor zurück, mit seinen großen Händen das jetzt noch kleiner wirkende Baby zu berühren.
„Er ist zu winzig, Doc. Wenn ich ihn anfasse, dann wird ihm das wehtun“, bestand Luke auf seine Einschätzung.
„Unfug!“
„Er ist zu klein“, beharrte Luke noch einmal. „Das kann so nicht richtig sein!“
„Väter“, seufzte Flemming abwertend. „Nur weil Sie die Hände eines Profiboxers haben, heißt das noch nicht, dass Ihr Sohn schon so auf die Welt kommen muss, Donavan. Das da ist ein Baby“, deutete er auf den Säugling. „Vielleicht ein kleines Stückchen kleiner als andere Babys, aber an ihm ist alles in der richtigen Größe und Anzahl vorhanden.“
Lukes Bedenken waren mit diesem Hinweis noch nicht ganz ausgeräumt. „Und warum ist er dann so klein?“
Der Doc lachte, und dieses Mal klang das sogar ehrlich amüsiert. „Wird wohl an der Mutter des Kleinen liegen, wenn er nicht sogar eine Frühgeburt war.“
Zu dieser versteckten Frage konnte Luke keine Auskunft geben. Allerdings hatte der Doc, was die Mutter betraf schon einmal ins Schwarze getroffen. Melissas knabenhafte Gestalt hätte ihn schon selbst auf diesen Gedanken bringen können. Aber diese Erkenntnis hatte sich ihm einfach nicht erschlossen. Dafür brachte es ihn jetzt auf das zweite Problem, das sich nur wenige Meter weiter in
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