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Lukianenko Sergej

Lukianenko Sergej

Titel: Lukianenko Sergej Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trix Solier 3445BAB7
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»Proviant«, sagte er.
»Danke, Eure Durchlaucht«, presste Trix heraus.
»Sei mir nicht böse. Wenn du größer bist, wirst du
meine Güte zu schätzen wissen.« Den Baron schien
nichts aus der Ruhe zu bringen. »Nimm diese Schriftrolle
und fahre nach Dillon!«
Trix nahm die Rolle an sich und steckte sie unters
Hemd. Er maß Ian mit giftigem Blick, sagte jedoch kein
Wort und kletterte ins Boot. Es war eine Mondnacht, hell
und wolkenlos. Wenigstens das Wetter blieb ihm treu.
»Ich mach das Boot los«, sagte Ian. »Das ist schließlich meine Pflicht als Knappe.«
In seiner Wut wusste Trix nicht mal, was er seinem
ehrlosen Gefährten darauf antworten sollte. Der Baron
lachte aus vollem Hals und klopfte sich auf die dicken
Schenkel. Ian band ungerührt die Leine los, warf sie ins
Boot, holte tief Luft und stieß das Boot vom Pier ab.
»Du …« Trix wollte ihm zum Abschied noch etwas
Gemeines zuschreien, doch da sprang Ian plötzlich ins
Boot, wobei er es fast zum Kentern gebracht hätte. Trix
hielt sich an der Bootswand fest und schrie: »Was soll
das, du Idiot!«
»Ruder!«, flüsterte Ian, der bereits nach den Rudern
gegriffen hatte. »Mit den Händen!«
Als Trix begriff, was Ian vorhatte, legte er los. Jetzt
war die Reihe am Baron, vom Ufer aus zu brüllen: »Ian!
Du Taugenichts! Komm zurück!«
»Das geht nicht, Eure Durchlaucht!«, rief Ian, ohne
sich umzudrehen und mit aller Kraft weiterrudernd. »Ich
habe einen Eid geschworen! Ich bin Knappe!«
Der Baron schnappte nach Luft. Sein Gesicht war gefährlich rot. Dann brüllte er: »Ist denn die ganze Welt
verrückt geworden? Ihr Kinder seid die Schande eurer
Eltern!«
»Ihr werdet einen anderen Trix finden, Eure Durchlaucht«, erwiderte Ian. »Es sind genug von uns unterwegs, da wird schon einer bei Euch aufkreuzen.«
Dann achtete er nicht länger auf die Flüche, die Galan
ausstieß. Zum Glück war es am Hofe des Barons wirklich
schlecht um Magie bestellt, denn alle Flüche waren alt,
abgenutzt und damit unschädlich.
»Den sind wir los«, sagte Ian überzeugt, als ihr Boot
die Strömung erreichte. »Nachts ist es zu schwierig, uns
zu verfolgen.«
Trix sah seinen Knappen an. »Warum bist du ins Boot
gesprungen?«, fragte er schließlich.
»Wenn ich mich darauf verlassen könnte, dass der Baron mich in einem Jahr tatsächlich zu einem Meister in
die Lehre gibt, wäre ich geblieben«, erklärte Ian. »Aber
was, wenn er mich dann ertränkt? Spaßvögel wie ihn
kenne ich zur Genüge. Wenn er will, ist er gut, aber wenn
er nicht will, ist er verdammt böse. Überhaupt … bin ich
dein Knappe.«
»Ian!« Trix vergaß prompt, was ihm angetan worden
war. »Du … du bist jetzt mehr als ein Knappe für mich!
Du bist mein Freund! Nein! Mein Blutsbruder! Genau
wie der junge Knappe Wolly für den ruhmreichen Ritter
Lam!«
»Wie?«, fragte Ian neugierig.
»Kennst du etwa die Ballade vom jungen Wolly und
dem ruhmreichen Lam nicht?«
»Nein«, antwortete Ian verlegen.
»Das ist eine sehr schöne Ballade, die zu Herzen geht.
Ich wollte über die beiden in den Chroniken nachlesen,
aber mein Vater hat gesagt, das sei zu früh.«
»Gut, lass uns Blutsbrüder werden«, willigte Ian ein.
»Aber ich habe kein Messer. Wir hätten eins vom Tisch
des Barons mitnehmen sollen!«
»Dann erledigen wir das morgen. Auf alle Fälle vielen
Dank! Das wird ihm eine Lehre sein … dem alten Intriganten! Bist du sicher, dass in dir kein edles Blut fließt?«
»Ja«, antwortete Ian. »Wie gesagt, mein Vater war
Gärtner. Meine Mutter hat ihm geholfen.«
»Aber …«, setzte Trix an, »aber manchmal stellt ein
Mensch überraschend fest, dass er der illegitime Sohn
eines Herzogs ist.«
»Aber ich sehe meinem Vater ähnlich. Also vergiss es!
Lass uns lieber mal nachsehen, was uns der Baron mitgegeben hat!«
»Ich sehe nach und du ruderst!«, entschied Trix. Noch
war Ian schließlich sein Knappe, nicht sein Blutsbruder,
also war er für körperliche Arbeit zuständig.
In dem Sack fand sich wirklich Essen, wenn auch
recht einfaches: zwei gebratene Hühnchen, zwei Laibe
Brot, gekochtes Gemüse und eine Flasche Wein.
»Wunderbar«, sagte Ian. »Und dann haben wir noch
den Brief. Zeigst du ihn mir mal?«
Trix zog das Pergament heraus, die beiden entrollten
es und fingen an zu lesen, obwohl die Buchstaben in der
Dunkelheit kaum zu erkennen waren.
Der Baron hatte nicht gelogen. Man konnte tatsächlich
glauben, der Überbringer sei ein vierzehnjähriger Adliger
(obwohl

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