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Lukianenko Sergej

Lukianenko Sergej

Titel: Lukianenko Sergej Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trix Solier 3445BAB7
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gewesen, dass er im Haus von Sauerampfer sofort ins
Bett fallen und einschlafen würde. Oder höchstens noch
ein paar Äpfel und etwas Brot essen würde. Nachdem er
sich gewaschen und umgezogen hatte, war er jedoch voller Tatendrang und überhaupt nicht müde. Er wollte sich
unbedingt die Stadt ansehen. Aus seiner Jacke strömte
ihm beleidigtes Schweigen entgegen. Seufzend zog er sie
an. In der Tasche rührte sich etwas.
»Pass auf!«, befahl Trix dem Wachlicht, als er die
Pforte hinter sich schloss. »Ich bin bald wieder da.«
Das Licht brauchte natürlich keinerlei Ermahnungen,
und ob Trix zurückkehrte oder nicht, war ihm völlig egal.
In dem alten, verwilderten Garten hatte Trix jedoch unbedingt etwas sagen wollen.
Trix hatte den Eindruck, in den Häusern am Hang des
Hügels lebten Menschen, die genug vom Gewusel in der
Stadt hatten oder nur für kurze Besuche hier Quartier
bezogen. Deswegen waren die Häuser klein und häufig
unbewohnt (nur hier und da patrouillierte ein Wachlicht)
und keine Menschenseele zeigte sich.
Er könnte hinunter zum Fluss gehen, wo das Volk bis
weit in die Nacht am Ufer entlangflanierte, Händler Essen und Trinken anboten und Illusionisten oder Akrobaten versuchten, etwas Geld zu verdienen. Oder er könnte
die dunkle Straße – nur an wenigen Kreuzungen brannten
Laternen – hinaufgehen. Dann würde er zu den reichsten
Häusern der Stadt kommen, möglicherweise sogar zum
Fürstenpalast.
Natürlich könnte er auch kehrtmachen und doch schon
ins Bett gehen. Im Haus hatte Trix ein paar Kerzenstumpen
und zwei Bücher entdeckt: Enzyklopädie der Irrungen
eines Zauberlehrlings und Chronik des Fürstentums Dillon .
Trix ließ sich die Sache kurz durch den Kopf gehen.
»Annette?«, sagte er.
»Liebling?« Das Gesicht der Fee tauchte sofort aus der
Tasche auf. »Soll ich für dich tanzen? Der Mond ist zwar
noch nicht aufgegangen …« Falls sie Trix noch grollte,
weil sie die ganze Reise über hatte in der Tasche zubringen müssen, ließ sie sich das nicht anmerken.
»Ich überlege gerade, wohin wir gehen. Runter zum
Fluss? Oder den Berg hoch? Oder sollen wir zu Hause
bleiben?«
»Mit dir, Trix, ist es überall schön!«
»Toller Rat!«
Die Fee runzelte die Stirn und sah die Straße hinunter.
»Da ist es lustig«, sagte sie. »Du kannst heiße Küchlein
mit Marmelade kaufen oder Pfannkuchen mit Sirup. Du
musst gut essen, Trix, du bist noch im Wachstum!«
Angesichts dieser Fürsorge verzog Trix zwar das Gesicht, die Erwähnung der Backwaren stellte aber ein gewichtiges Argument dar. In Dillon wurden alle zu Süßschnäbeln, vermutlich aufgrund der Zauber, die beim
Bau der Stadt gewirkt worden waren.
»Gut, dann nach unten«, entschied Trix. »Aber bleib
in der Tasche! Noch braucht niemand zu wissen, dass ich
ein Zauberer bin!«
Wenn Trix älter und erfahrener gewesen wäre, hätte er
sich an die Bauernweisheit erinnert: Hör auf das, was
eine Fee sagt – und mach genau das Gegenteil! Denn was
für Abenteuer hätten auf ihn gewartet, wenn er den Berg
hinauf gewandert wäre! Sagenhafte Abenteuer, die der
Feder der großen alten Erzähler wert gewesen wären!
Aber er ging hinunter, und so werden wir nie erfahren,
warum der Wesir von Samarschan befohlen hat, seine
liebste Konkubine zu köpfen, wer Baghira der Großherzige war und weshalb der Diamant der Konzentration so
berühmt ist. Vielleicht erzählt jemand anders irgendwann
diese Geschichten, denn ich muss mich für die Beschreibung von Backwaren bereithalten.
Je näher Trix zum Fluss kam, desto mehr Menschen
begegneten ihm. Rechtschaffene Bürger trafen sich bei
einem abendlichen Krug Bier oder Apfelwein auf den
Wiesen, ihre Sprösslinge fuhrwerkten mit kleinen
Schwertern, Bällen, Kugeln, Steinen und Stöcken, spielten Dillon sucht den Schnellschaufler oder Entfesseln im
Sturm . Trix ging an den Kindern vorbei, wie es sich für
einen erwachsenen und ernsten Mann ziemt: mit einem
herablassenden Lächeln. Nur einmal konnte er der Versuchung nicht widerstehen und kickte einen plumpen
Ball weg, der ihm vor die Füße gerollt war.
Die Promenade begann an einem kleinen Platz, in dessen Mitte ein bronzenes Denkmal stand, eine nackte
Maid mit widerspenstigem Haar, die auf einem stattlichen Pferd saß. Sie hatte die Arme vorgestreckt, auf ihren Lippen lag ein Lächeln, das vermuten ließ, nicht nur
das Haar, sondern auch seine Besitzerin sei ziemlich widerspenstig.
Trix, der bereits ahnte, was für ein Denkmal

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