Lukkas Erbe
sonst nichts von mir will. Ich will ja eigentlich nur ein Kind.»
Nach so einem Geständnis hätten Sabine und Bärbel doch sofort auf ihre Männer geschielt. Und Miriam sagte stattdessen: «Das ist verständlich, wenn der Freundeskreis Nachwuchs in die Welt setzt. Aber da gibt es doch auch für dich Möglichkeiten. Hast du darüber noch nicht nachgedacht?»
Sie saßen unter einem Sonnenschirm an einem der Tische, die vor der Eisdiele in Lohberg aufgestellt waren. Eine Terrasse gab es nicht, nur ein Stück Gehweg. Dicht vor ihnen schlenderten oder hetzten Passanten vorbei, auch eine junge Mutter mit einem Kinderwagen.
«Wir haben mal über eine Adoption gesprochen», sagte Nicole und schaute dem Kinderwagen hinterher. «Kurz nach Hartmuts Unfall, als wir noch dachten, er könnte sich umschulen lassen und wieder irgendwas arbeiten.»
«Eine Adoption wäre unfair», meinte Miriam. «Du bist eine gesunde, junge Frau. Warum sollten dir morgendliche Übelkeit, nächtlicher Harndrang und andere Beschwerden versagt bleiben? Meine Mutter hat davon immer geschwärmt. Ich glaube, sie hatte masochistische Neigungen.»
«Du meinst, ich soll mich künstlich befruchten lassen?»
«Nein.» Miriam lächelte spöttisch. «Du hast doch eben selbst gesagt, du sehnst dich nach einem Mann. Da solltest du das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden.Such dir ein schönes Exemplar aus und lass dir ein schönes Kind machen. Bei deinem Aussehen hast du die freie Wahl.»
«Ich könnte Hartmut nicht betrügen.»
«Das ist kein Betrug an ihm», sagte Miriam. «Zu verzichten ist ein Betrug an dir. Lass uns mal überlegen, wen können wir als Kandidat ins Auge fassen?»
Auch wenn sie bisher nur Walter Hambloch persönlich kennen gelernt hatte, war sie längst mit Nicoles Freundeskreis vertraut, hauptsächlich durch Lukkas Briefe. «Was ist mit Andreas Lässler? Er ist glücklich verheiratet, seine Frau wird demnächst entbinden, da ist er für einige Wochen kaltgestellt und vielleicht dankbar, dir aushelfen zu dürfen.»
«Ich glaube kaum, dass Sabine ihn mir mal leiht.»
«Das heißt, du würdest ihn akzeptieren.»
«Es gibt bestimmt ein hübsches Kind», sagte Nicole. «Andreas sieht gut aus, aber er hatte bei seiner Geburt einen Herzfehler.»
Nicole nahm diese Unterhaltung nicht ernst. Auch Miriam setzte weiter dieses spöttisch-schelmische Lächeln auf. Das war das Besondere an ihr, wenn es nicht um Lukka ging, verfügte sie über einen Humor, der nichts ins Lächerliche zog, nur befreiende Wirkung hatte.
«Ein Risiko gehen wir nicht ein, es soll ja auch ein gesundes Kind werden. Was ist mit Uwe von Burg?»
«Das würde ein bildschönes Kind», sagte Nicole. «Und kerngesund. Der Beweis ist ja schon da. Nur würde Bärbel mir dafür die Augen auskratzen. Sie hat ziemlich lange um Uwe gekämpft, jetzt verteidigt sie ihn mit Klauen und Zähnen. Wenn er nur mal nach links oder rechts schaut, bekommt sie schon nervöse Zuckungen.»
«Dann vergessen wir das», meinte Miriam. «Wie stehst du zu Bruno Kleu? Er soll einem kleinen Abenteuernicht abgeneigt sein und mitnehmen, was sich anbietet.»
«Das hat sich inzwischen als Irrtum herausgestellt», sagte Nicole. «Außerdem ist er mir zu alt. Und es würde ein kompliziertes Verwandtschaftsverhältnis. Ein Kind vom zukünftigen Schwiegervater meiner Schwägerin. Das kann ich Patrizia nicht antun.»
«Dann stehen wir vor einem Problem», meinte Miriam. «Im unmittelbaren Umfeld haben wir nur noch Walter Hambloch, und ich fürchte, er ist schwul.»
Nicole lachte. «Wie kommst du denn darauf?»
«Schau dir mal genau an, wie er mit deinem Mann umgeht.»
Nicole winkte ab. «Quatsch. Walter hat nur Angst, Hartmut könnte unglücklich sein. Er sucht händeringend die Frau fürs Leben, jetzt meint er, das wäre ein Job für dich. Gestern Abend hat er erst wieder gefragt, wann wir nochmal zusammen essen gehen, geschwärmt hat er, du wärst eine faszinierende Frau.»
«Was findet er denn faszinierender», erkundigte Miriam sich. «Mein Bein oder mein Gesicht?»
«Dein Auto, nehme ich an», antwortete Nicole. «Bei seinem Gehalt kann er sich so etwas nicht leisten. Der Bungalow reizt ihn auch. Vor ein paar Tagen hat er Hartmut erst erklärt, man könnte ihn abreißen und an der Stelle ein solides Einfamilienhaus hinstellen, es müsste nicht mal unterkellert sein. Ein kleiner Anbau an die Garage genügt Walter völlig, um was abzustellen.»
«So ungefähr hatte ich mir das vorgestellt »,
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