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Lukkas Erbe

Lukkas Erbe

Titel: Lukkas Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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sagte Miriam. «Also vergessen wir Walter. Es gäbe auch kein schönes Kind.» Sie seufzte theatralisch und fügte hinzu: «Dann wird uns nichts anderes übrig bleiben, als zu testen, ob Achim Lässler tatsächlich so scharf auf dich ist, wie dein Mann meint.»
    «Dann doch lieber Bruno Kleu», entschied Nicole. «Den werde ich anschließend auf jeden Fall wieder los. Andreas hat mal erzählt, dass Bruno sich von Maria Jensen auch jederzeit in die Wüste schicken lässt. Und dann wartet er geduldig, bis sie ihn wieder braucht. Wenn wir ihn in so einer Phase erwischen, habe ich wahrscheinlich Glück. Patrizia meint, ich sei ein Typ wie Maria.»
    Und dann lachten sie beide darüber.

5.   September 1997
    Patrizia war die Erste, die feststellte, dass auf dem ehemaligen Lässler-Hof nicht alles so war, wie es sein sollte. Am Freitagvormittag probierte sie es beim Atelier, fand die Schiebetüren unverriegelt und wunderte sich über die Nachlässigkeit. Es standen doch einige Kunstwerke herum.
    Dicht gefolgt von Ben und laut nach Vanessa Greven rufend, überquerte sie den Innenhof, fand auch die Hintertür am Wohnhaus unverschlossen und die Kellertür offen. Auf ihr Rufen kam keine Antwort, ganz geheuer war Patrizia die Sache nicht. Sie dachte an einen Sturz auf der Treppe.
    «Frau Greven?», rief Patrizia noch einmal, machte Licht auf der Kellertreppe und spähte nach unten. Zu sehen war nichts, weil die letzten Treppenstufen um die Ecke führten.
    «Gehen wir mal nachschauen.» Es war halb eine Frage, halb eine Aufforderung. Ben nickte und folgte ihr nach unten.
    Sie gingen bis in den Weinkeller. Dass die Transportdecken neben dem Regal fehlten, fiel Patrizia nicht auf, weilsie nicht wusste, dass dort Decken gelegen hatten. Sie sah nur die längst getrocknete Rotweinpfütze und die Scherben der Flasche. Es war ein Reflex, sich danach zu bücken und die ersten Scherben aufzusammeln. Ben half ihr dabei.
    «Pass auf, dass du dich nicht schneidest», warnte Patrizia. Erst nach ein paar Minuten wurde ihr bewusst, dass es wohl besser sei, alles zu lassen, wie es war. Sie veranlasste Ben, die Scherben wieder hinzulegen, und ging mit ihm nach oben. Im Atelier suchte sie noch nach den Mädchenfiguren und überlegte, ob sie Walter Hambloch informieren sollte. Aber eigentlich gab es dafür keinen Grund. Es war nur eine Flasche zerbrochen und Vanessa Greven aus irgendwelchen Gründen nicht da.
     
    Am späten Nachmittag traf Leonard Darscheid im Dorf ein. Er kam mit einem Taxi, ein Auto fuhr er längst nicht mehr. Auch Vanessa Greven hatte kein Auto besessen, das auf dem Anwesen zurückgeblieben wäre und sofort verraten hätte, dass etwas nicht stimmte. Seine Assistentin, Hauswirtschafterin und Geliebte anzutreffen, erwartete der Künstler nicht. Er hatte vor dem Abflug aus Paris noch versucht, sie zu erreichen, und wieder nur den Anrufbeantworter in der Leitung gehabt.
    Leonard Darscheid fühlte sich nicht wohl und legte sich erst einmal für eine Stunde auf sein Bett. Es war ein unruhiger Flug gewesen von Paris nach Köln-Bonn. Nachdem er sich von den Strapazen erholt hatte, bestellte er telefonisch beim Italiener in Lohberg sein Abendessen. Dazu wollte er ein Glas Wein trinken und stieg hinunter in den Keller.
    Die getrocknete Rotweinpfütze vor dem Weinregal war gut zu erkennen als großer, dunkler Fleck auf dem Beton. Überall lagen Scherben. Das Fehlen der Transportdeckendrängte ihm einen schrecklichen Verdacht auf.
    Vanessa Greven wäre nicht die erste junge Frau gewesen, in der er sich getäuscht hätte. Und so lange lebte er noch nicht mit ihr zusammen, ein gutes Jahr erst. Ihre Vorgängerin hatte ihn nach einer Vernissage gegen einen jungen Galeristen ausgetauscht, deren Vorgängerin war ohne Angabe von Gründen, dafür aber mit einer größeren Summe Bargeld verschwunden. Seitdem bewahrte er keine Wertsachen mehr im Haus auf, wenn er unterwegs war. Aber im Atelier standen etliche Kunstwerke.
    Seine Bilder und die großen Holzplastiken waren unangetastet, Leonard Darscheid atmete auf. Die kleinen Mädchenfiguren vermisste er, aber die waren ihm nicht wichtig. Er nahm an, sie seien bereits abgeholt worden. Es waren Auftragsarbeiten gewesen, eine reine Gefälligkeit von seiner Seite, nur die letzte Feinarbeit leisten, mit Schmirgelpapier die Spuren des Messers beseitigen. Und das zu tun, hatte er Vanessa überlassen.
    Er bemerkte, dass die Außentüren nicht ordnungsgemäß geschlossen waren, verriegelte sie, verließ das

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